Freising:Campus zum Wohlfühlen

Freising: Im "Aquarium" am Weihenstephaner Berg, direkt am Eingang zum Campus, soll das neue "Green Office" eingerichtet werden.

Im "Aquarium" am Weihenstephaner Berg, direkt am Eingang zum Campus, soll das neue "Green Office" eingerichtet werden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wird Nachhaltigkeit auch im sozialgesellschaftlichen Bereich bescheinigt.

Von Petra Schnirch, Freising

Sie ist bisher die einzige staatliche Hochschule in Deutschland, die sich diesem aufwendigen Prozess unterzogen hat. Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) darf sich jetzt nicht nur nachhaltig nennen, was einen schonenden Ressourcenverbrauch angeht, sondern auch im sozial-gesellschaftlichen Bereich. Sie hat vor kurzem das Emas-plus-Zertifikat erhalten. Für Präsident Eric Veulliet ein konsequenter Schritt. "Wenn es eine Hochschule gibt, die Nachhaltigkeit in der DNA hat, dann ist das die HSWT", sagt er. "Wir sind sehr stolz drauf, dass das unserem Team gelungen ist, wir sind da Vorreiter."

Weihenstephan wirbt seit vielen Jahren mit seinem Ruf als "grüner Campus", in den vergangenen Jahren hat die HSWT vor allem ihr Profil im Bereich Klimaschutz geschärft. Emas-zertifiziert ist sie bereits seit 2014. Ihre Bemühungen, die Umweltleistungen zu verbessern, werden regelmäßig überprüft. Dazu gehört, die CO₂-Emissionen im Hochschulbetrieb weiter zu reduzieren, Umweltaspekte bei der Gestaltung der Außenanlagen zu berücksichtigen, weniger Energie zu verbrauchen. Auch je acht E-Lade-Säulen sind in Weihenstephan und Triesdorf installiert, weitere sollen folgen.

Neu sind die sozialen Kriterien

Dazu kommt nun das Emas-plus-Zertifikat, das in Deutschland bisher neben der HSWT nur die katholische Universität Eichstätt erhalten hat. Emas-plus bedeutet, dass die HSWT beispielsweise darauf achtet, dass sie über Lieferantenketten keine Materialien bezieht, die durch Kinderarbeit produziert werden, wie Rudolf Huth erklärt. Er leitet die Nachhaltigkeits-Taskforce, der etwa 40 Personen angehören, und ist Beauftragter der Hochschulleitung für Umweltmanagement. Weitere Kriterien sind die Gleichberechtigung und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. "Das wird sehr genau überprüft", sagt Huth.

Im Hochschulalltag gehöre dazu, Sitzungen so anzusetzen, dass die Teilnehmenden in der Lage sind, ihre Kinder von der Schule abzuholen, ergänzt Veulliet. Auch Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge bietet die Hochschule an, etwa die "bewegte Pause" während der Arbeitszeit oder Kooperationen mit Krankenkassen. Regelmäßige Befragungen der Mitarbeitenden sollen zeigen, ob und wo es Probleme gibt. Den einjährigen Zertifizierungsprozess beschreibt der Präsident als "Marathon, aber auf Geschwindigkeit".

Zertifikate sollen Glaubwürdigkeit belegen

Warum braucht es solche Zertifikate überhaupt? Das Wichtige daran sei, dass es messbare Kriterien gibt, erklärt Veulliet. Das mache den Unterschied. Für ihn gehört die Zertifizierung zur Glaubwürdigkeit einer Hochschule, die sich als grün bezeichnet - und er hofft, dass die HSWT bald Nachahmer findet. "Wir haben Vorbildfunktion", fügt Huth hinzu, "wir bilden Studierende aus." Ihnen müsse die Hochschule ein "gewisses Fundament an Werkzeugen mitgeben", damit sie später im Berufsalltag wissen, was Emas ist.

Der Prozess funktioniere nur, wenn die ganze Organisation dahinter steht, so Huth. Lehrende und auch Studierende seien in der Taskforce vertreten. Die gemeinsamen Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit zeigen sich auch in der Gründung eines "Green Office", das vor allem die Studierenden personell besetzen werden. Von Januar gibt es auf dem Campus ein Büro, dort werden weitere Initiativen entwickelt.

Auch das Bauen sollte nachhaltiger werden

Potenzial sieht Veulliet noch beim nachhaltigen Bauen im öffentlichen Sektor. Hier müsse man auf Freistaat und Bauämter einwirken. Nachhaltige Neubauten würden zwar um bis zu fünf Prozent teurer, in ihrem Lebenszyklus könne man aber sehr viel einsparen. "Und die Aufenthaltsqualität ist höher."

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