Historischen Charakter bewahren:Damit Freising seine Seele behält

Die Stadt will den bundesweiten "Tag des Denkmals" am 10. September auch dazu nutzen, um aufzuzeigen, mit welchen Maßnahmen sie die Bürger bei der Denkmalpflege unterstützen kann

Von Kerstin Vogel, Freising

Dass die Stadt Freising im Umbruch ist, ist spätestens seit Beginn der Asamsanierung und der Pflasterarbeiten in der Unteren Hauptstraße nicht mehr zu übersehen. Einige private Eigentümer haben ebenfalls bereits mit Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten begonnen, die ganze Stadt ist aktuell eine einzige Baustelle mit dem Ziel, "moderne Ansprüche an ein lebendiges Zentrum zu erfüllen und zugleich den historischen Charakter der Altstadt zu bewahren und das bauliche Erbe aufzuwerten", wie es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Rathaus hieß.

Die Stadt selber will nun den bundesweiten "Tag des Denkmals" am Sonntag, 10. September, nutzen, um nicht nur Zugang zu einigen interessanten Gebäuden zu ermöglichen, sondern auch, um aufzuzeigen, mit welchen Bausteinen sie die Bürger bei der Denkmalpflege unterstützt. Bis Ende 2017 soll dafür die auf dem Denkmalpflegeplan aufgebaute Gestaltungsfibel vorliegen, die von einer Arbeitsgruppe zusammengestellt wird. Hier sollen nachvollziehbare und für alle gültige Kriterien für den Erhalt der Häuser im Sanierungsgebiet "Altstadt mit Domberg" formuliert werden - untergliedert in Kapitel unter anderem zu Hauseingängen, Fassaden oder Fenstern. Die Arbeitsgruppe habe dafür in den vergangenen Monaten "die Seele von Freising ergründet", wie es Heiko Huppenberger als Leiter dieses Teams formuliert.

Konkret bedeutet das alles für die Hauseigentümer in der Innenstadt, dass sie zwar nicht beliebig drauf los sanieren oder ihre Immobilien einfach abreißen können. Sie erhalten für ihre Sanierungsprojekte jedoch umfassende Hilfe von der Stadtverwaltung, wie Stadtbaumeisterin Barbara Schelle am Mittwoch verdeutlichte. Es gibt eine kostenfreie Beratung oder Hilfestellung bei der Suche nach einem geeigneten Planer - und weil das Projekt zur kommunalen Denkmalpflege in Freising ein Modellprojekt des zuständigen Landesamts ist, gibt es hier laut Schelle auch Informationen über Förderungen und Abschreibemöglichkeiten. Für die Stadtbaumeisterin steht fest, dass es höchste Zeit war, sich um den Erhalt der historischen Bausubstanz und damit des einzigartigen Charakters der Stadt zu kümmern - auch wenn dieser Prozess "nicht ganz einfach" sei.

Aus den Grundstücken in der Innenstadt seien in der Boomregion rund um München längst "Spekulationsobjekte" geworden, so ihre Feststellung: "Und damit gehen Jahrhunderte alte Verabredungen, dass man die Stadt zwar weiterbaut, aber das alte Erbe erhält, einfach verloren." Um das zu ändern, müsse ein breiter Konsens in der Stadt gefunden werden, so Schelle. Der "Tag des offenen Denkmals" biete eine gute Gelegenheit, Vermittlungsarbeit zu leisten - und den Bürgern beispielsweise zu erklären, dass Denkmalschutz die Schaffung von Wohnraum nicht verhindere. Man könne durchaus beides haben, versichert die Stadtbaumeisterin: "Es ist ein Tanz in Ketten, aber man kann tanzen."

Wie genau das geht, wollen die Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes den Bürgerinnen und Bürgern am Tag des Denkmals an einem "Infopoint" auf der Musterfläche an der Unteren Hauptstraße erklären. Begleitend wird es an diesem Tag Führungen zu Spezialthemen der Stadtentwicklung, zu kürzlich abgeschlossenen, laufenden oder anstehenden Sanierungsmaßnahmen im Ensemblebereich und andere Veranstaltungen geben. Unter anderem werden ungewöhnliche Einblicke in das Rathaus gewährt, die Sanierung des Wohnhauses an der Luckengasse 4 wird präsentiert, man kann das Fürstenzimmer der Freisinger Residenz im Kardinal-Döpfner-Haus besichtigen, einen archäologischen Rundgang über den Domberg unternehmen oder ein "Erzählcafé" besuchen. Auch im Asamgebäude wird eine Besichtigung mit Führung zu den archäologischen Grabungen und Sanierungsdetails angeboten.

Das vollständige Programm findet sich im Internet auf der Seite der Stadt Freising: www.freising.de/leben&wohnen/denkmaltag.

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