Hinten anstellen für die Bundestagswahl:Trotzdem kampfbereit

Die Bundestagskandidaten von SPD und Grünen sind auf den Landeslisten schlecht platziert. Angesichts der Umfragewerte haben Florian Simbeck und Michael Stanglmaier nur minimale Chancen auf ein Mandat.

Gudrun Regelein

Einen Dämpfer haben bei der Aufstellung der Bundestags-Landeslisten am vergangenen Wochenende die Wahlkreiskandidaten von SPD und Grünen erhalten: So schaut es für Florian Simbeck (SPD) und den Grünen Michael Stangelmaier momentan nicht danach aus, als ob sie den Einzug in den Bundestag schaffen könnten. Simbeck, der 41-jährige Comedian, landete auf der Bayerischen Landesliste der SPD auf Platz 43 von insgesamt 51 Plätzen. Der Wahlkreis-Kandidat der Grünen, der 49-jährige Stangelmaier, platzierte sich zwar auf Rang 20 (von insgesamt 24) - allerdings bedeutet auch das keinen sicheren Listenplatz: Denn in Bayern gilt traditionell die Faustformel, dass ein Prozent des Wahlergebnisses einem Sitz im Bundestag entspricht. Bei den derzeitigen Umfragewerten wird demnach bei den Grünen nur noch Platz 14 als aussichtsreich eingeschätzt.

Das Ergebnis sei im Bereich dessen, was er sich erwartet habe, sagte Stangelmaier. Die ersten 16 Plätze seien erwartungsgemäß an die Politprominenz vergeben worden. Aber auch Jerzy Montag, der rechtspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, habe nur den 16. Platz erreicht. Stangelmaier selbst kam in die Stichwahl um Platz 18, die er aber letztendlich verlor und landete - da die ungeraden Plätze an Frauen vergeben wurden - auf dem zwanzigsten. "Ein guter Platz bei dieser sehr starken Konkurrenz", meinte Stangelmaier, auch wenn er einräumte, dass es "relativ unwahrscheinlich ist, über die Liste in den Bundestag einzuziehen". Denn dass die Grünen im kommenden Jahr 20 Prozent erzielen, "ist laut den momentanen Umfragen nicht drin", weiß auch er, der trotzdem optimistisch bleibt. "Als Wissenschaftler bin ich zwar Realist und kein Utopist", sagt Stangelmaier, aber ganz ausgeschlossen sei es eben dennoch nicht.

Denn selbst wenn die Direktmandate bislang immer an die CSU gingen, so sei auch diese Option "nicht zu 100 Prozent" ausgeschlossen. Im Landkreis sei die dritte Startbahn ein großes Thema; die Grünen könnten hier mit einer glaubwürdigen Politik ein entsprechend gutes Ergebnis erzielen. Zum anderen werde der kommende Bundestag durch die Überhangmandate von nun 620 auf bis zu 700 Mitglieder anwachsen. Erzielten die Grünen das gleiche Ergebnis wie bei der letzten Wahl, so Stangelmaier, würden rein rechnerisch auch zusätzliche Abgeordnete aus Bayern einziehen. Er zumindest werde wegen seines Listenplatzes nicht resignieren, sondern will im neuen Jahr "sehr motiviert" in den Wahlkampf starten.

Auch Florian Simbeck lässt sich von seiner Platzierung "nicht entmutigen". "Listenplätze sind für Lutscher. Ich schaff das auch so", postet er auf Facebook. Und fügt dann noch kritisch an, dass sich auch die Jusos beklagten, dass man "den Jungen und frisch Motivierten" nur aussichtslose Listenplätze zugestehe. Der Kreisvorsitzender der Freisinger SPD, Peter Warlimont, räumt zwar ein, dass es bei der Platzierung Simbecks sehr unwahrscheinlich sei, dass dieser in den Bundestag einziehen werde. Ein Ergebnis von 43 Prozent für die SPD bei der kommenden Bundestagswahl sei "keine realistische Annahme". Andererseits seien in der heutigen Zeit Überraschungen nicht auszuschließen, so Warlimont: "Die Menschen sind in ihrem Wahlverhalten flexibler geworden."

Entscheidend sei die "politische Gesamtwetterlage" im kommenden Jahr: Würde sich da ein Wechsel in Bayern - weg von Schwarz-Gelb, hin zu Rot-Grün - abzeichnen, so hätte auch Simbeck noch die Chance, über ein Direktmandat in den Bundestag einzuziehen. "Simbeck kann es rüberbringen", meint der SPD-Kreisvorsitzende überzeugt. Für ihn zumindest wäre es "hochinteressant", wenn es Simbeck - der für ihn nicht dem typischen Politkarrieristen entspricht - gelänge, in den Bundestag zu kommen. Und auch ohne aussichtsreichen Listenplatz werde sich dieser aus "tiefer Überzeugung" im Wahlkampf "für Dinge, die ihn antreiben" engagieren. "Simbeck sieht die Dinge locker, aber nicht wurstig", sagt Warlimont.

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