Hilfsangebote für Frauen in Freising:Mit der Krise wachsen die Probleme

Corona: Zunahme von häuslicher Gewalt erwartet

Frauen, die Gewalt erfahren, können sich auch an das Frauenhaus in Freising unter 08161/9 12 12 oder frauenhaus@diakonie-freising.de wenden.

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Bei Konflikten in der Familie gibt es für Betroffene einige Anlaufstellen - diese helfen schon, bevor die Lage eskaliert.

Von Hanna Dittrich, Freising

Home-Office, coronabedingte Arbeitslosigkeit, Lockdown und strapazierte Nerven - seit Beginn der Pandemie ist es hinter den Haustüren mancher Familien chaotischer, stressiger und mitunter auch gewalttätiger geworden als zu Zeiten, in denen man regelmäßig aus dem Haus kam und Freunde treffen konnte. Besonders Frauen werden Opfer von häuslicher Gewalt durch ihren Lebenspartner. Laut statistischen Erhebungen der Polizei Oberbayern Nord handelt es sich bei den Betroffenen zu 80 Prozent um Frauen, nur zu 20 Prozent um Männer.

Im Landkreis sind die Zahlen noch stabil

Derzeit befinde man sich allerdings noch in der Auswertungsphase der Polizeiberichte aus dem vergangenen Jahr, weshalb noch keine endgültige Aussage getroffen werden könne, so eine Polizeisprecherin. Für den Landkreis Freising sei bisher jedoch kein Anstieg der gemeldeten Fälle zu verzeichnen. Dennoch habe die psychische Belastung bei Eltern, Kindern und Jugendlichen im vergangenen Jahr auch hier zugenommen - so die Einschätzung von Bärbel Schenk, Mitarbeiterin im Caritas-Zentrum für Eltern, Kinder und Jugendliche in Freising. Einen Anstieg der Anrufe bezüglich häuslicher Gewalt hat aber auch sie nicht bemerkt.

Bei der Caritas könnten sich alle melden, die eine kostenlose, vertrauliche und anonyme Beratung bei häuslichen Krisensituationen wünschten - auch wenn diese noch nicht eskaliert seien. "Wir suchen dann gemeinsam nach Entlastungsmöglichkeiten, versuchen Möglichkeiten zu finden, wie es gut und entspannt weiter gehen kann und führen Krisengespräche - auch jetzt bei Bedarf noch persönlich." Die Caritas sei eine gute Anlaufstelle, bevor alles aus dem Ruder laufe, erklärt Schenk. Es gehe darum, noch gemeinsam Lösungen zu suchen. Wer beim Caritas-Zentrum in Freising Hilfe suchen möchte, kann Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 16 Uhr und Freitag bis 13 Uhr unter der Telefonnummer 0 81 61/53 879 30 anrufen oder eine E-Mail an eb-freising@caritasmuenchen.de schicken.

Der Notruf ist rund um die Uhr besetzt

Frauen und ihre Kinder, die Gewalt erfahren, können sich auch an das Frauenhaus in Freising unter 0 81 61/9 12 12 oder frauenhaus@diakonie-freising.de wenden. Dort werden sie nach vorheriger Absprache zu jeder Tages- und Nachtzeit aufgenommen und erhalten eine vorübergehende Wohnmöglichkeit sowie Soforthilfe in Form von psychosozialer Beratung, praktischer Unterstützung im Umgang mit Behörden, Ämtern und anderen Einrichtungen, Informationen über finanzielle und rechtliche Möglichkeiten sowie eine begleitende Beratung nach dem Auszug aus dem Frauenhaus.

Des Weiteren kann die Fachberatungsstelle der Diakonie Freising für häusliche und sexualisierte Gewalt mit dem eingängigen Namen Hilda (Hilfe ist da) betroffene Frauen mit einem ambulanten Beratungsprogramm unterstützen und umfassende Hilfe gewähren. Ansprechpartner sind wochentags von 9 bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 08161/49 47 40 oder der E-Mail-Adresse hilda@diakonie-freising.de erreichbar und bieten psychosoziale Beratung und Hilfestellung in Krisensituationen an. Außerdem wird mit der betroffenen Person an einem Sicherheitsplan gearbeitet und sie wird über die Möglichkeit informiert, Anzeige zu erstatten und ein Kontaktverbot zu erwirken. Hilda steht den Betroffenen auch bei Prozessen begleitend bei und bietet Unterstützung beim Einbringen gerichtlicher Anträge, bei Behördengängen und Gerichtsverhandlungen. Die Beratung ist vertraulich, kostenlos, unabhängig von Konfession und Staatsangehörigkeit und bleibt auf Wunsch anonym.

Bei der Polizei kann man auch anonym Hilfe erfragen

Sofern möglich kann die erste Ansprechperson ebenso die örtliche Polizei oder der Notruf 110 oder 112 sein. Gegebenenfalls kann auf diesem Weg anonym Hilfe erfragt werden.

Für den Fall, dass es nicht möglich sein sollte, laut um Hilfe zu bitten, etablierte die kanadische Organisation "Canadian Women's Foundation" das "Signal for Help". Dabei handelt es sich um ein spezielles Handzeichen, mit welchem in einem Videochat gezeigt werden kann, dass Hilfe gebraucht wird, ohne es verbalisieren zu müssen. Dabei wird eine Hand so gehoben, dass der Gegenüber die Handfläche sehen kann. Anschließend wird der Daumen eingeknickt und liegt nun in der Handfläche. Zum Schluss senkt man die restlichen Finger, sodass eine Faust entsteht.

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