Haushalt 2021 für Attenkirchen:Fahrplan für die Zeit nach der Corona-Krise

Attenkirchen verabschiedet einen "antizyklischen" Haushalt mit Geld aus Rücklagen und Krediten. Gespart wird später

Von Katharina Aurich, Attenkirchen

Die Gemeinde Attenkirchen muss sparen, aber nicht jetzt, während der Corona-Krise. Einstimmig haben sich die Gemeinderäte jüngst entschieden, im nächsten Jahr ihre Rücklagen um rund 140 000 Euro zu verringern und 1,8 Millionen Euro Kredit aufzunehmen. Geplant ist, dass die Kommune Ende 2021 noch über 400 000 Euro Rücklagen verfügt und 2,25 Millionen Euro Schulden hat.

Bürgermeister Mathias Kern (Wählergruppierung Wir) gab zu bedenken, dass Kredite im Moment günstig seien und man für Rücklagen Negativzinsen entrichten müsse. Insofern sei es sinnvoll, das Barvermögen zu reduzieren. Nach intensiven, nicht-öffentlichen Vorberatungen stimmten alle Gemeinderatsmitglieder dem Haushalt zu. Das ist ein Novum in Attenkirchen, wo die Haushaltsverabschiedung bisher regelmäßig zu Grabenkämpfen zwischen den Fraktionen wurden.

"Wir haben finanzielle Probleme", analysierte Bürgermeister Kern, doch die Gemeinde wolle in der Krise "antizyklisch" handeln und die Bürger nicht stärker zur Kasse bitten. Gewerbesteuersatz und Kinderbetreuungsgebühren werden nicht erhöht und die Vereine mit Gebührenerlass unterstützt. Man habe diesen "mutigen Haushalt" mit der Kommunalaufsicht abgestimmt, erklärte Kern, der seit Mai im Amt ist und versprochen hatte, die Finanzen zu sanieren.

Besonders ihre laufenden Ausgaben müsse die Kommune in Zukunft, damit ist die Zeit ab 2022 gemeint, genau anschauen und die Personalkosten "optimieren", wie Kern sagte. Denn im kommenden Jahr schließt der Verwaltungshaushalt (laufende Kosten) mit einem Minus von fast 700 000 Euro ab. In guten Jahren werden im Verwaltungshaushalt Überschüsse erwirtschaftet, die dann für Investitionen verwendet werden können. Die Schwerpunkte bei den Ausgaben setzt die Gemeinde bei den Baumaßnahmen (7 860 000 Euro) und der Erweiterung der Kläranlage (620 000 Euro).

Neben diesen Infrastrukturverbesserungen liegt Kern die Unterstützung von Familien am Herzen. So wurde die Stundenzahl der Jugendbetreuerin ab 1. Januar erhöht. Im Moment laufe die Jugendbetreuung nur digital, berichtete er. Auch die Budgets für Kultur sowie für die Ortsteile wurden erhöht. Wichtig sei der Kommune auch die Sanierung der Spielplätze, betonte der Rathauschef. Den Rotstift angesetzt habe er beim Bau von Radwegen, das sei nicht so dringend, so Kern.

Der Bürgermeister geht davon aus, dass die Einnahmen im nächsten Jahr, insbesondere aus der Einkommenssteuer, deutlich sinken werden, da in Attenkirchen viele Bürger am Flughafen, bei den Airlines sowie in der Automobilbranche beschäftigt und nun in Kurzarbeit seien oder ihren Job bereits ganz verloren hätten. Die Hoffnung ruhe auf der Gewerbesteuer, da man in Attenkirchen einen guten Branchenmix habe, so Kern.

Die Sanierung der Gemeindefinanzen solle bereits im nächsten Jahr vorbereitet werden, so sei zum Beispiel eine neue Gebührenkalkulation im Bereich Abwasser sowie im Bestattungswesen geplant. Auch die Kinderbetreuungsgebühren werde die Kommune langfristig erhöhen, zählte Kern die Geldbeschaffungs-Maßnahmen auf. Zudem werde bei den Ausgaben der Gürtel enger geschnallt und würden neben den Personalkosten auch die freiwilligen Leistungen der Kommune genau analysiert, schilderte Kern den Fahrplan nach der Corona-Krise.

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