Hannah Schreiber:Klares Ziel ist die Weltspitze

Die erst 13-jährige Läuferin aus Moosburg besucht bald die Eliteschule des Sports München-Nord

Von Laura Dahmer, Moosburg/München

Alle wollten sie an diesem Abend mit Hannah Schreiber sprechen: Toni Söderholm, Sophia Flörsch, Dominik Klein. Letzterer kam sogar eigens auf die Läuferin zu, um ihr zum Talentiadepreis zu gratulieren. "Ich bin übrigens froh, dass ich kein Handball mehr spiele. Sonst müsste ich jetzt in der Vorbereitung so viel laufen wie du. Und ich mache das nicht so gerne", bemerkt der deutsche Handballweltmeister von 2007 lachend. Beeindruckt waren so einige von der Leichtathletin der SG Moosburg, und das aus gutem Grund: Mit 13 Jahren war sie die jüngste Einzelsportlerin auf der Bühne, die bei der diesjährigen SZ-Talentiade ausgezeichnet wurde und sich wacker den Fragen von SZ-Sportjournalist und Moderator Johannes Schnitzler stellen musste.

Einer der ersten Momente, in denen Hannah Schreiber herausstach, war der Nikolauslauf in München Ende 2015. Sie war gerade einmal neun Jahre alt und durfte deshalb nur mit einer Sondergenehmigung und ihrem Vater als Geleitschutz starten. Schon nach 800 Metern ließ sie den allerdings zurück und traf ihn auch im Ziel erst wieder. Als 41. in der gesamten Frauenwertung beendete die kleine, zierliche Läuferin den Zehnkilometerlauf. "Kinder laufen normalerweise doch gar nicht so lang, du schon. Warum?", fragt sie Schnitzler bei der Verleihung auf der Bühne. "Ich bin einfach nicht so gut im Sprint", antwortet die 13-Jährige schulterzuckend und erntet damit viel Gelächter im Publikum. Schreibers Lieblingsdisziplin sind die 5000 Meter. Ihre Bestzeit? "20 Minuten", sagt die Moosburgerin.

Hannah Schreiber: Hannah Schreiber präsentiert stolz ihre Talentiade-Urkunde.

Hannah Schreiber präsentiert stolz ihre Talentiade-Urkunde.

(Foto: Stephan Rumpf)

Auch bei den Bayerischen Meisterschaften, bei denen sie vergangene Woche zum ersten Mal teilnahm, hat sie eine neue Bestzeit erlaufen. Schreiber lief die 800 Meter, ihre zweite Disziplin, in 2:31 Minuten - drei Sekunden schneller als zuvor. Zufrieden ist sie aber nur mit der Zeit, nicht mit dem Platz. Die 13-Jährige lief am Ende als Fünfte ihres Jahrgangs ins Ziel, als Elfte insgesamt. Das Niveau auf der gesamtbayerischen Ebene, so sagt es auch ihre Mutter Heike, sei dann eben doch spürbar höher.

Bisher ist Hannah Schreiber bei kleineren Wettkämpfen und Kreismeisterschaften mitgelaufen - und hat meist gewonnen. "Bei der Bayerischen waren schon einige dabei, von denen wir wussten, dass sie wirklich stark sind", sagt ihre Mutter. Sie habe ihre Tochter auch ganz schön nervös erlebt. "Ich habe vor allem versucht, mitzulaufen. Ich glaube, das hat auch ganz gut geklappt", sagt Hannah Schreiber. Ausnahmsweise mal mitlaufen, und nicht vorweglaufen. Daran muss sich das 13-jährige Talent auch erst einmal gewöhnen. Denn normalerweise ist die junge Moosburgerin allen voraus, auch Läuferinnen, die zwei bis drei Köpfe größer sind. Bei einem Zehnkilometerlauf in Bad Füssing Anfang dieses Jahres stach sie mal eben die gesamte weibliche U18 aus.

Logo Talentiade

Bis zu den Oberbayerischen Meisterschaften Ende September kehrt jetzt erst einmal etwas Ruhe ein bei den Schreibers. Die letzten Wochen hatte die Läuferin zur Wettkampfvorbereitung vier Mal die Woche Training, jetzt steht eine Woche Trainingspause an, ihr Trainer Alexander Pschorr ist im Urlaub. Weil er sich im Alleingang um die Leistungsgruppe der kleinen Moosburger Leichtathletikabteilung kümmert, fällt das Training damit aus. Schreiber freut sich darüber nicht, sie würde lieber weitertrainieren. "Ich hab aber Aufgaben für Zuhause bekommen", sagt sie.

Im September nimmt das Trainingspensum wieder zu, Schreiber möchte die Oberbayerischen Meisterschaften, anders als die Bayerischen, gewinnen. Dann kommt auch die neue Schule dazu, vom kommenden Schuljahr an besucht die Moosburgerin die Eliteschule des Sports München-Nord und wird dort in einer Klasse mit anderen Leistungssportlern unterrichtet und trainiert, der Unterricht ist auf den Sport abgestimmt. Dann kann Hannah Schreiber jeden Tag laufen, wie bisher beim SG Moosburg und bei Stützpunkttrainern in München. Klares, von der Schule definiertes Ziel: Die Weltspitze. Hannah Schreiber hätte sicher nichts dagegen. Denn ihr großer Traum ist es, ihrem großen Vorbild Gesa Felicitas Krause nachzueifern und irgendwann mit zu Olympia zu fahren.

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