Hallbergmoos:Zu viele Nachteile

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Gemeinde lehnt kostenfreien Kindergarten ab

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Es wird vorerst keine kostenfreien Kindergartenplätze in Hallbergmoos geben. Das hat der Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung ohne Gegenstimme so beschlossen. Hintergrund ist, dass der Freistaat Bayern seit April dieses Jahres 100 Euro pro Kindergartenkind an die Kommunen überweist, die eigentlich die Elterngebühren aufheben oder zumindest massiv senken sollen. Eine Reihe von Kommunen, darunter München, haben für das kommende Kindergartenjahr ab September eine Beitragsfreiheit für Eltern zugesagt.

Nach Ansicht der Hallbergmooser Verwaltung, der auch der Gemeinderat folgte, überwiegen jedoch die Nachteile einer Kostenfreiheit für die Eltern. Schon jetzt gibt die Gemeinde den staatlichen Zuschuss von 100 Euro pro Kind an die Kindergartenträger weiter, die daraufhin die Elterngebühren gesenkt haben. Eine Kostenfreiheit würde zwar zu einer weiteren Entlastung der Eltern führen, allerdings gibt es für kinderreiche und finanziell schwach gestellte Familien bereits entsprechende Ermäßigungen und Kostenübernahmen. Generell fürchtet man im Hallbergmooser Rathaus bei Gratis-Unterbringung von Kindergartenkindern einen verstärkten Andrang auf Kindergartenplätze. Bereits die Ankündigung der Staatsregierung, dass der Elternbeitragszuschuss in Bayern eingeführt wird, hat laut Gemeindeverwaltung dazu geführt, dass längere Betreuungszeiten gebucht wurden. Das wiederum könne die Qualität in den Einrichtungen schmälern, weil dann noch mehr Personal fehle und es letztlich den Rechtsanspruch von Eltern auf einen Betreuungsplatz gefährde.

Auch verweist man auf eine Ungleichbehandlung von Kindergartenkindern, die bei Tagesmüttern untergebracht sind. Sie nämlich erhalten den Staatszuschuss nicht. Weiter möchte man vermeiden, dass der Zuzug in die Gemeinde wegen der kostenlosen Kinderbetreuung weiter zunimmt. Wie es in der Sitzungsvorlage heißt, fürchten die Träger mittelfristig eine sinkende Beteiligung bei der Elternmitarbeit. Bei den Eltern könnte "die Annahme bestehen, kostenfrei bedeutet auch keine weitere Verpflichtung".

Derzeit gibt es in Hallbergmoos 405 genehmigte Kindergartenplätze, 372 sind belegt. Die durchschnittliche Buchungszeit liegt bei sieben bis acht Stunden, die Eltern zahlen dafür 150 Euro. Nachfragen der Hallbergmooser Verwaltung bei umliegenden Kommunen haben ergeben, dass Unterschleißheim, Ismaning und Garching eine Kostenfreiheit von Kindergärten planen. Allershausen, Oberschleißheim, Neufahrn, Eching, Dachau, Erding und Freising planen dagegen keine Gratis-Kindergärten. Immerhin zu einem Schritt hat sich der Hallbergmooser Gemeinderat durchgerungen. Die im März beschlossene jährliche Kostensteigerung von zwei Prozent für Elternbeiträge soll jetzt erst mal nicht kommen.

© SZ vom 06.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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