Saisonstart des SV Siegfried Hallbergmoos:Gelassener Aufsteiger

Saisonstart des SV Siegfried Hallbergmoos: Im Jahr 2019 kämpften George Bucur (blaues Trikot) und Thomas Kopp in der Bundesliga noch gegeneinander. Inzwischen gehen beide für den SV Siegfried auf die Matte.

Im Jahr 2019 kämpften George Bucur (blaues Trikot) und Thomas Kopp in der Bundesliga noch gegeneinander. Inzwischen gehen beide für den SV Siegfried auf die Matte.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Hallbergmooser Ringer gehen nach einer wilden Achterbahnfahrt in den vergangenen Jahren wieder in der 2. Bundesliga auf die Matte. Mit einer routinierten Truppe und ohne finanziell ins Risiko zu gehen, will man die Klasse halten. Die jungen Talente werden derweil in der Reserve in Ruhe aufgebaut.

Von Alexander Kappen, Hallbergmoos

Es war eine wilde Achterbahnfahrt, die der SV Siegfried Hallbergmoos da in den vergangenen Jahren hingelegt hat. 2013 der freiwillige Rückzug in die viertklassige Bayernliga nach 49 Jahren permanenter Zugehörigkeit zur ersten oder zweiten Liga. Dann postwendend der Durchmarsch nach oben und 2016 die Rückkehr in die Bundesliga. Doch 2019 folgte ein abermaliger freiwilliger Abschied aus der deutschen Eliteklasse in Richtung bayerische Oberliga, seinerzeit die zweithöchste Klasse unterhalb der Bundesliga. Dann kam Corona, die abgesagte Punkterunde 2020, die kurz vor Schluss abgebrochene Oberliga-Saison 2021 und - weil man damals aktueller Tabellenführer war - der Aufstieg in die wieder eingeführte 2. Bundesliga. Dort startet der SVS an diesen Samstag um 19.30 Uhr mit einem Auswärtskampf bei der RG Kurpfälzer Löwen in die neue Saison.

Die Rückkehr der Ersten Mannschaft in Bundesliga-Gefilde nimmt man in dem Ringer-Traditionsklub, bei aller Freude, relativ gelassen. Wie der Verein nach all den Turbulenzen früherer Jahren so tickt, lässt sich ganz gut an den Aussagen des Vorsitzenden Michael Prill ablesen: Nach den vergangenen Monaten und der Saisonvorbereitung gefragt, spricht er von einer "sportlich sehr erfolgreichen Zeit" - und meint damit die Leistungen der Nachwuchsabteilung: den zweiten Platz der Schülermannschaft bei der Deutschen Meisterschaft und die starke Leistung des B-Jugendlichen Daniel Meyer, der am vergangenen Wochenende DM-Silber im Einzel gewann. Und dann waren da natürlich noch die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Vereins inklusive der Organisation der Deutschen Meisterschaft im Beach Wrestling. Die Jugendarbeit und ein intaktes Vereinsleben, darauf legt man beim SV Siegfried stets großen Wert. Das ist das tägliche Brot. Die Erste Mannschaft und die 2. Bundesliga als Aushängeschild, das gibt es quasi als Dreingabe. Nice to have, aber nichts, über das sich der Verein zwingend definiert.

Die Konkurrenz hat sich verstärkt, das Niveau in der Liga ist hoch

Dennoch will sich der SVS in der kommenden Saison natürlich so teuer wie möglich verkaufen und nicht gleich wieder den Weg nach unten antreten müssen. "Oberstes Ziel ist der Klassenerhalt", sagt der Vereinschef. Wohl wissend, dass das knifflig werden könnte. Der Letzte in der acht Teams umfassenden 2. Bundesliga Süd steigt direkt ab, der Vorletzte muss in die Relegation. Die Konkurrenz, darunter Traditionsvereine wie der VfK 07 Schifferstadt, habe "viel Qualität" in ihren Kadern, weiß Michael Prill. "Die anderen Mannschaften haben sich wesentlich verstärkt, die Liga hat ein hohes Niveau." Die Konkurrenten, schätzt der SVS-Vorsitzende, "haben von den Einzelsportlern mindestens genauso gute Ringer wie wir". Aber es hänge auch davon ab, wie man als Mannschaft funktioniere. "Wichtig ist, was auf der Matte passiert. Und man braucht auch ein bisschen Glück, um erfolgreich und ohne größere Verletzungen durch die Saison zu kommen."

Das gilt für den SVS vielleicht noch ein bisschen mehr als für andere Klubs. Schließlich haben die Hallbergmooser eine "brutal alte Mannschaft, der Altersdurchschnitt dürfte irgendwo bei 30 plus sein", sagt der Vorsitzende, der ebenfalls dem "Klub der 30er" angehört und auch in der kommenden Saison wieder auf die Matte gehen wird. Die vielen jungen Talente des SV Siegfried sollen zunächst einmal in der Reserve-Mannschaft in der Gruppenoberliga Erfahrung sammeln. Im Bundesligateam dagegen tummeln sich die Routiniers, die zusammen mit den ausländischen Verstärkungen für die nötigen Punkte sorgen sollen.

Saisonstart des SV Siegfried Hallbergmoos: Ahmet Bilici (im Bild) ist genauso wie Heimkehrer Ergün Aydin als einer der absoluten Leistungsträger beim Aufsteiger Hallbergmoos eingeplant.

Ahmet Bilici (im Bild) ist genauso wie Heimkehrer Ergün Aydin als einer der absoluten Leistungsträger beim Aufsteiger Hallbergmoos eingeplant.

(Foto: Johannes Simon)

Allen voran Eigengewächs Ergün Aydin, der schon für den deutschen Verband bei internationalen Turnieren im Einsatz war und zusammen mit dem Türken und Wahl-Hallbergmooser Ahmet Bilici vom Erstligisten RSV Rotation Greiz zurückgekehrt ist. Das Team von Trainer Mohammad Jawad baut aber auch auf die Qualitäten des 35-jährigen Rumänen George Bucur, laut Verein "einer der erfolgreichsten Punktesammler in der Ringer-Bundesliga des letzten Jahrzehnts" und in der vergangenen Oberliga-Saison in acht Kämpfen achtmal siegreich. Zum Zweitliga-Kader des SVS zählen zudem der mit zwei EM-Medaillen dekorierte 34-jährige Rumäne Andrei Dukov, der 25-jährige Schwede Ardit Fazljija, 2017 Zweiter der Junioren-EM, sowie der junge Türke Hasan Gör, der mit seinem angriffslustigen Kampfstil für Spektakel in der Hallberghalle sorgen könnte.

Wie viele Fans den Weg zu den Heimkämpfen finden werden, lässt sich schwer abschätzen. "Ich gehe davon aus, dass vielleicht der eine oder andere Zuschauer mehr kommt als in der Oberliga", sagt Prill. Andererseits sitze in diesen wirtschaftlich schweren Zeiten bei manchem auch der Geldbeutel nicht mehr so locker. "Und auch die Corona-Situation muss man weiterhin bedenken." Beim SVS hofft man auf einen Zuschauerschnitt von 300 bis 350. Ein finanzielles Risiko geht der Verein mit dem Engagement in der zweiten Liga aber so oder so nicht ein, auch wenn die Ausgaben im Vergleich zur Oberliga deutlich höher sind und die Kosten für die weiten Auswärtsfahrten sowie die Flugtickets der ausländischen Verstärkungen nicht zu verachten sind. Trotz Corona habe man zuletzt die Rücklagen erhöhen können, sagt der Vereinschef, "finanziell stehen wir gut da".

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