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Kommunalwahl in Hallbergmoos:SPD-Urgesteine treten ab

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Nach 36 ereignisreichen Jahren im Hallbergmooser Gemeinderat wird SPD-Urgestein Karl-Heinz Bergmeier im März nicht mehr zur Wahl antreten. Auch sein Fraktionskollege Konrad Friedrich räumt das Feld für jüngere Kandidaten.

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Es sind große Fußstapfen, die die beiden altgedienten SPD-Gemeinderäte Karl-Heinz Bergmeier und Konrad Friedrich hinterlassen, wenn sie nächstes Jahr aus dem Gremium ausscheiden. Nicht nur für die Hallbergmooser SPD, sondern auch für die Gemeinde. Seit 1984 ist der 72-jährige Karl-Heinz Bergmeier im Gemeinderat gesessen, dann 36 Jahre als Sport- und Vereinsreferent und 18 Jahre im Rechnungsprüfungsausschuss.

Für die Hallbergmooser SPD freilich war der ehemalige Bundeswehr-Kraftfahrer und Personalratsvorsitzende noch wichtiger: Schließlich war Karl-Heinz Bergmeier dabei, als 1983 der SPD-Ortsverein nach 18 Jahren Vakanz neu gegründet wurde. Der politische Erfolg folgte auf den Fuß, 1984 zog die SPD auf Anhieb mit zwei Gemeinderäten ein. In der nächsten Amtszeit war man schon zu dritt - und ist es bis heute geblieben.

Seit der Gebietsreform bemühte Bergmeier sich um Verständigung zwischen Goldach und Hallbergmoos

"Ein bisschen stolz" ist Bergmeier auf seine Völker verbindende Leistung als Vereinsreferent. Nach der Gebietsreform in den 70er Jahren, als Goldach zu Hallbergmoos eingemeindet worden war, waren sich die Bewohner der beiden Ortsteile alles andere als freundlich gesinnt. Doch Bergmeier ließ nicht locker, auf Vereinsebene verbindend tätig zu sein, lobte zum Beispiel ein Pokalschießen für alle drei örtlichen Schützenvereine aus. Bis heute gibt es kaum eine Vereinsversammlung, bei der Karl-Heinz Bergmeier nicht dabei wäre. Und ganz nebenbei hat er auch das Hallbergmooser Volksfest in Vereinsregie "erfunden".

Nur die 18 Jahre unter dem parteifreien Bürgermeister Klaus Stallmeister, der Bergmeier einmal als seinen "Lieblingsfeind" bezeichnete, nennt Bergmeier "nicht so schön". Dass die Meinungsverschiedenheiten so groß waren, dass man sogar vor Gericht landete, darüber mag er heute nicht mehr sprechen. Nur so viel sagt er: "Es waren stürmische Zeiten."

"In ein Loch falle ich sicher nicht", sagt Friedrich

Seit 2008 sitzt Konrad Friedrich für die SPD im Hallbergmooser Gemeinderat, er hat sich in dieser Zeit vor allem als Referent für Senioren und seit 2015 auch für Menschen mit Behinderungen stark gemacht. Jetzt hört der 72-Jährige auf, "weil ich der Meinung bin, Junge sollten in diesem Gremium sitzen. Das tut einem Gemeinderat grundsätzlich gut". Seine Arbeit für die Chancengleichheit für Menschen mit Handicap hat Friedrich seit einigen Jahren auch auf den Landkreis ausgeweitet, wo er im Kreisseniorenrat sitzt. Darüber hinaus ist Friedrich seit 23 Jahren im SPD-Ortsverein, dem er selbstverständlich weiter als Berater treu bleiben wird. Von 2003 bis 2015 war er Vorsitzender, davor Stellvertreter. Wie er seine Zeit nach dem Gemeinderatsmandat verbringen wird, da hat der einstige Sales & Marketing-Manager Friedrich schon ganz klare Pläne: "Dann werde ich sicher noch öfter meinem allerliebsten Hobby frönen, der Fliegenfischerei. In ein Loch falle ich sicher nicht."

Wie die SPD-Fraktion die beiden Löcher im Gemeinderat stopften wird, das zeigt sich am kommenden Montag bei der Aufstellungsversammlung der Kandidaten für die Kommunalwahl im März. SPD-Gemeinderat Stefan Kronner verriet dazu noch nichts, nur, dass er wieder auf der Liste stehen wird. Inhaltlich ist er mit der bisher geleisteten Arbeit der Fraktion voll zufrieden. Den kommunalen Wohnungsbau an der Predazzoallee und im geplanten Mehrgenerationenhaus, "den schreiben wir uns als SPD schon auch mit auf unsere Fahnen", betonte er. Und auch, dass Hallbergmoos nun doch eine Bademöglichkeit bekommt, sei eine alte SPD-Forderung. Jetzt werde man sich darauf konzentrieren, versprach Kronner, "dass das schneller geht, als bisher geplant".

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Quelle:
SZ vom 13.12.2019
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