Hallbergmoos investiert in Grünpflege:Naturnah und teuer

Hallbergmoos investiert in Grünpflege: Die Pflanzen sollen weniger das menschliche Auge erfreuen, sondern vielmehr von der Insektenwelt als Nahrungsquelle geschätzt werden.

Die Pflanzen sollen weniger das menschliche Auge erfreuen, sondern vielmehr von der Insektenwelt als Nahrungsquelle geschätzt werden.

(Foto: Christian Endt)

Kosten für Blühwiesen steigen

Man möchte ja meinen, die Kommunen sparten sich Geld, wenn sie ihre Grünflächen naturnaher gestalten, zum Beispiel, weil nicht dauernd gemäht werden muss. Das wird auch irgendwann so sein, zu Beginn der grünen Wende aber schlägt die Natur kostenmäßig erst mal zu Buche. In Hallbergmoos sind das in den nächsten Jahren alles in allem 385 000 Euro für Landschaftsbauarbeiten, Pflanzung und "Fertigstellungspflege". Die "Entwicklungspflege" in den Jahren darauf ist mit 40 000 Euro und dann 32 000 Euro schon enthalten. Der Hallbergmooser Gemeinderat stimmte trotzdem zu, bei nur einer Gegenstimme.

Eigentlich war das "Blühflächenkonzept", mit dem man das Freisinger Büro Grünplan beauftragt hat, schon in trockenen Tüchern und im Vorjahr beschlossen, doch jetzt hat sich herausgestellt, dass es teurer, weil aufwendiger wird. Denn die schon angesäten Blühflächen an der neuen Nordumfahrung brauchen eine zusätzliche Pflege per Hand. Eigentlich nämlich wollte man Wildblümchen, die auf natürlich mageren Böden wachsen. Wegen der vielen und zu nährstoffreichen Erde, die von der Baustelle übrig ist, wuchsen im vergangenen Sommer aber vor allem Sonnenblumen - und Kartoffeln.

Die müssen jetzt auch in diesem Frühjahr und Sommer mühsam per Hand entfernt werden. Mit der Sondermahd, die es auch in den nächsten Jahren braucht, liegen die Gesamtkosten für das naturnahe Grün gut 200 000 Euro höher als veranschlagt. 90 000 Euro der Mehrkosten gehen auf das Konto der Nordumfahrung. Umweltreferent Robert Wäger machte deutlich, dass das Grünkonzept nur am Anfang teuer sei. "Wenn das erst mal fertig ist, sollte das viel, viel günstiger sein", so Wäger. Am Anfang müssten die auszumagernden Flächen fünf bis sechsmal pro Jahr gemäht werden, später nur einmal.

Auch die Befürchtungen einiger Landwirte, dass vor allem Gemüsebauern durch die Kräutersamen sich giftige Pflanzen auf ihren Gemüsefeldern einhandeln könnten, wurde bei der Sitzung widerlegt. Das Saatgut, das im Auftrag der Gemeinde auf die öffentlichen Grünflächen ausgetragen werde, enthalte keinerlei giftige Sämereien, wurde betont. Tatsächlich enthält die Mischung aber weniger Blumen, die des Menschen Auge erfreuen, sondern vielmehr Pflanzen, wie sie die Insektenwelt als Nahrungsquelle schätzt.

Nicht enthalten in den Mehrkosten sind das kostenlose Saatgut, das an interessierte Hallbergmooser verteilt werden wird, und der Wettbewerb für Landwirte, von denen einige angekündigt haben, doppelt so viele Blühflächen anzupflanzen wie die Hallbergmooser Privatleute. Der Wettbewerb war eine Reaktion darauf, dass ein Grünen-Antrag die pestizidfreie Bewirtschaftung der gemeindlichen Pachtfelder forderte, was der Gemeinderat aber ablehnte. Als Zeichen des guten Willens kam die Idee mit dem Wettbewerb auf.

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