Der Bürgermeister-Wahlkampf in Hallbergmoos verlängert sich um zwei Wochen – und der Ausgang ist völlig offen. Klaren Favoriten für die Stichwahl am Sonntag, 3. November, gibt es keinen. Die beiden verbliebenen Kandidaten lagen im ersten Wahlgang fast gleichauf. Auf Benjamin Henn (FW) entfielen 1525 Stimmen (37,4 Prozent), auf den unabhängigen Bewerber Stefan Kronner 1511 (37,1 Prozent). Kopfzerbrechen bereitet unterdessen vielen in der Gemeinde die geringe Wahlbeteiligung von nur 47,5 Prozent.
Bei Tanja Knieler (CSU) ist die Enttäuschung auch einen Tag nach ihrem Ausscheiden groß. Sie erhielt 1037 Stimmen (25,5 Prozent). Das Ergebnis müsse sie jetzt erst einmal „sacken lassen“, sagt sie. In Ortsvorstand und Gemeinderatsfraktion werde man gemeinsam analysieren, woran es gelegen habe. Sie selbst habe „alles in die Waagschale“ geworfen und einen couragierten Wahlkampf geführt. Die CSU sei aus schwierigen Situationen aber immer gestärkt hervorgegangen, sagt die Ortsvorsitzende, die sich als faire Verliererin zeigt. „Ich freue mich für die beiden“, sagt sie, „und wünsche ihnen viel Erfolg.“ Im Gemeinderat werde man weiterhin konstruktiv zusammenarbeiten.

Was die Kandidaten auch umtreibt, ist die schlechte Wahlbeteiligung. Nur 4096 der 8622 Wahlberechtigten machten ihr Kreuz auf dem Stimmzettel. Das sei „erschreckend“, findet Knieler. Alle drei Bewerber seien sehr engagiert gewesen, teils auch auf Social Media. Dennoch habe man weniger als die Hälfte der Menschen an die Wahlurne bekommen.
Eigentlich habe er fest mit einer Wahlbeteiligung von 60 oder 65 Prozent gerechnet, sagt Kronner. Er glaubt, zwei mögliche Erklärungen gefunden zu haben. Offenbar seien viele Menschen sehr zufrieden mit dem Zustand in Hallbergmoos und ihnen sei deshalb egal, wer Bürgermeister wird. Außerdem sei der Anteil derer, die nur für ein, zwei Jahre wegen der Arbeit in die Gemeinde kommen und sich nicht für die Kommunalpolitik interessieren, mittlerweile offenbar „sehr, sehr hoch“.
Benjamin Henn hofft, einige der Nichtwähler mobilisieren zu können, bei der Stichwahl doch ihre Stimme abzugeben. Es sei schade, wenn Bürgerinnen und Bürger von ihrem Wahlrecht nicht Gebrauch machten. Angesichts solcher Zahlen verstehe er den Ruf nach mehr Bürgerbeteiligung nicht. Allerdings sei die Wahlbeteiligung in Hallbergmoos auch 2014 und 2020 nicht gut gewesen.
Überrascht ist man auch im Rathaus, insbesondere weil es bei drei Kandidaten eine „wirkliche“ Auswahl gab, so Geschäftsleiterin Katrin Liebig. Seitens der Verwaltung habe man das Möglichste getan und mit der Podiumsdiskussion eine Veranstaltung angeboten, um die Bürger in ihrer Wahlentscheidung zu unterstützen.
Die beiden Stichwahl-Kandidaten wollen in den kommenden zwei Wochen noch einmal „Gas geben“. Henn und seine Mitstreiter werden mit dem Kaffee-Mobil in Hallbergmoos und Goldach unterwegs sein, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Auch Kronner und sein Team haben in den kommenden Tagen Aktionen geplant. Es wird weitere Infostände geben, auch Hausbesuche sind geplant. Er hoffe, die Wählerinnen und Wähler von Tanja Knieler überzeugen zu können, für ihn zu stimmen, sagt der langjährige Gemeinderat.
Dies wird eine der entscheidenden Fragen sein – ebenso, wie viele Wählerinnen und Wähler am 3. November überhaupt an die Wahlurne gehen.