Hallbergmoos:Autowerkstatt mit Ecke für Selbstschrauber

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Mitarbeiter Andre Kaiser wechselt Federn und Bremsen. Wenn er Zeit hat, leistet er auch mal den privaten Auto-Schraubern Hilfe. (Foto: Marco Einfeldt)

Steffen Winterstein bietet in seiner Autowerkstatt einen besonderen Service für Hobbymechaniker: Er stellt ihnen Platz und Werkzeug für ihre Reparaturen zur Verfügung und hilft bei Bedarf.

Von Lea Wahode, Hallbergmoos

Steffen Winterstein steht unter der Hebebühne und schraubt an einem silbernen Škoda. Es ist 9 Uhr morgens, aus einem Leck am Motor tropft Öl auf den Hallenboden, Wintersteins Hände sind schwarz. Er bemerkt erst nach einigen Sekunden, dass er nicht mehr allein in der Werkstatthalle ist, lächelt freundlich und verschwindet erst einmal im Bad, um sich die Hände zu waschen.

Winterstein ist der Geschäftsführer des Selbstschrauberecks, einer KFZ-Werkstatt in Hallbergmoos, der auch eine Hobbygarage angegliedert ist, samt Wagenheber und Werkzeugen. Diese vermietet Winterstein an Mechaniker und private Bastler. Eigentlich ist das Selbstschraubereck ein Familienbetrieb. "Alle helfen mit, anders würde es gar nicht gehen," sagt Susanne Wolf, Wintersteins Mutter. Eigentlich stellt sie Etalagen, also Schmuckstände, für Juweliere her. Die heutige Werkstatt sollte ursprünglich der Erweiterung ihres Betriebs dienen. Dann entdeckten ihr Sohn und dessen Stiefvater Christian Wolf die Abschmiergrube und begannen, darin an den Autos der Familie zu schrauben. Beide sind Mechaniker, und weil die private Nutzung der Halle zu teuer war, entstand die Idee, sie zu vermieten. Für fünf Euro pro halbe Stunde kann man die Hebebühne inklusive Grundwerkzeug mieten, bei Bedarf leisten die ausgebildeten Mechaniker den Hobbybastlern Hilfestellung. Winterstein läuft durch einen kleinen Gang ins Nebenzimmer, wo Postkartenständer, Windlichter und Geschenkartikel die Wände verdecken. Im Trendeck verkauft Susanne Wolf Dekoartikel. Aus der Schrauberhalle tönt das Radio.

Spezialwerkzeuge stehen auch den Amateuren in der Hobbyhalle zur Verfügung

"Die Hobbygarage wurde sehr gut angenommen", erzählt Winterstein. Deswegen haben sich nach und nach immer mehr zusätzliche Angebote wie Reifenservice, Scheibenreparatur und Fahrzeugaufbereitung entwickelt. Er habe seinen Meister gemacht und leite nun auch die klassische KFZ-Werkstatt, in der drei Mechaniker arbeiten. Dass der Betrieb gewachsen ist, komme auch der Hobbywerkstatt zu Gute: Spezialwerkzeuge, die für die Reparatur neuer Autos oft benötigt werden und deshalb angeschafft werden müssen, stehen nun auch den Amateuren in der Hobbyhalle zur Verfügung.

Als Frau hat es Susanne Wolf in der Schraubergarage nicht immer leicht. Wenn sie die Grundeinweisung zur Hebebühne für neue Mieter gibt, fühlten sich manche Männer in ihrem Stolz gekränkt. "Von dir lasse ich mir gar nichts sagen," habe ein Kunde einmal zu ihr gesagt. Andere hielten sie für eine Expertin und stellten ihr technische Fragen. Dann müsse sie an ihren Sohn oder Mann übergeben. "Ich habe zwar viel Theorie mitbekommen, es aber praktisch noch nie gemacht", sagt sie.

Anfangs seien vor allem Oldtimerbesitzer in die Werkstatt gekommen. Die Tuning-Szene sei bis heute dagegen kaum vertreten. "Das ist auch ganz gut so," findet Winterstein. Die meisten Kunden kommen wegen klassicher Reparaturen. Wirklich verrückte Ideen hätten nur wenige Bastler. Einmal habe ein Kunde jedoch zwei Tage lang versucht, die hintere Bremse seines Autos zu reparieren, ohne die Hilfsangebote der Mechaniker in Anspruch zu nehmen. Am dritten Tag haben es dann doch die Profis erledigt.

© SZ vom 25.04.2017 / Lewa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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