Nach Protesten:Korrekturen an der "Monstertrasse"

Lesezeit: 2 min

Eine Bürgerinitiative aus Haimhausen sammelt Unterschriften gegen eine neue Starkstromleitung, von der auch der Echinger Ortsteil Deutenhausen betroffen sein wird. Die Firma Tennet ist zu kleinen Zugeständnissen bereit.

Von Alexandra Vettori, Eching

"Keine Monstertrasse Nord", das ist der Schlachtruf, mit dem die Bürgerinitiative aus Haimhausen zu Felde zieht, die sich im vergangenen Jahr nach Bekanntwerden der ersten Pläne für eine neue Starkstromleitung gegründet hat. Erst kürzlich hat sie mehr als 1200 Unterschriften online gesammelt, nun keimt Hoffnung auf. Denn Tennet, die Firma, die im Auftrag der Bundesregierung für Planung und Bau der Trasse zuständig ist, hat kleinräumige Änderungen angekündigt. Damit trägt man den Wünschen von Anwohnern soweit möglich Rechnung, wie sie bei den "Informationsmärkten" im Vorjahr laut wurden.

Protest hat sich überall dort erhoben, wo die geplante Stromtrasse nah an den Ortschaften vorbei führt. Im Landkreis Dachau sind das Inhausen und Haimhausen, im Kreis Freising sind es die Echinger Ortsteile Deutenhausen und Dietersheim, im Landkreis München das Inhauser Moos, eine Siedlung, die zu Unterschleißheim gehört, aber direkt neben Inhausen liegt, im Landkreis Erding ist es Ottenhofen. Schon heute erstreckt sich eine Überlandleitung etwa 50 Kilometer lang von Oberbachern nach Ottenhofen durch die Landkreise Dachau, Freising, München und Erding. Nun soll die Leitung neu gebaut werden, weitgehend parallel zur bestehenden, aber mit doppelter Leistung, damit mehr Strom aus den Windparks im Norden in den Süden fließen kann. Was den Anwohnern auf den Nägel brennt: Die neuen Strommasten werden 85 Meter hoch und 55 Meter breit sein. Zuständig für Bau und Planung der Trasse in der Region ist die Firma Tennet.

Haimhausen
:Gemeinde schaltet Rechtsanwalt ein

Die geplante 380-KV-Höchstspannungsleitung der Firma TenneT ist zentrales Thema des Kommunalwahlkampfes in Haimhausen. Das wurde auch bei einer CSU-Veranstaltung im Ortsteil Inhausen deutlich. Dort informierte Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU ...

Die Trasse soll weiter in den Süden, fordern die Bürger

Die Haimhauser Bürgerinitiative hofft, dass die Trasse ein Stück weiter nach Süden verrückt wird. Zu einem Treffen in Deutenhausen Anfang März kamen etwa 30 Interessierte. Dabei habe sich gezeigt, erzählt der Echinger Bürgermeister Sebastian Thaler, "dass die Deutenhauser sich den Haimhausern anschließen werden." Die Nordtrasse verläuft in dem Stück zwischen Ottershausen an der Hügelkante und dem Echinger Ortsteil Hollern am Fuße der Hügel, die Südtrasse bleibt unten im Bereich Inhausen und Inhauser Moos. Hier werden auch die Nachteile der Südtrasse deutlich: Zum einen können die vorgeschriebenen Mindestabstände zu der Bebauung nicht überall eingehalten werden, außerdem werden einige Biotope durchkreuzt.

Ab Hollern geht es durch den Hollerner See und von dort zum Echinger See, wo die Trasse die Autobahn A 9 überquert, nach Dietersheim abknickt und von dort in den Landkreis Erding weiter verläuft. Von der Arbeit der Tennet-Leute ist Bürgermeister Thaler durchaus angetan: "Beim momentanen Verfahrensstand müssten sie die Öffentlichkeit noch gar nicht einbeziehen. Aber sie wollen schon jetzt eine möglichst große Zustimmung, das muss man ihnen anrechnen."

Dazu sind von sofort an auf der Projektwebsite www.tennet.eu/oba-ott aktualisierte Informationen verfügbar, mit neuem Kartenmaterial zu den aktuellen Korridorvarianten und Hinweisen aus der informellen Öffentlichkeitsbeteiligung. Bis zum 10. Juli kann man außerdem persönliche Telefontermine vereinbaren. Das eigentliche Raumordnungsverfahren mit der vorgeschriebenen Beteiligung der Öffentlichkeit wird voraussichtlich im Herbst starten. Bis dann die neuen Masten kommen, dauert es aber noch ein paar Jahre. Die alte Leitung soll abgebaut werden, sobald die neue in Betrieb ist.

© SZ vom 30.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Energiepolitik
:Es werden kaum noch Windräder gebaut

Der Widerstand gegen Windparks wird immer größer. Das gefährdet die Energiewende.

Von Michael Bauchmüller

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: