Haag:Nur nicht stehen bleiben

Haag: Viele der Motorräder, die am Wochenende in der Haager Schlossallee standen, sind normalerweise höchstens in Museen zu sehen.

Viele der Motorräder, die am Wochenende in der Haager Schlossallee standen, sind normalerweise höchstens in Museen zu sehen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bei der Kaiserzeitausfahrt macht die Hitze heuer Mensch und Maschine gleichermaßen schwer zu schaffen

Von Katharina Aurich, Haag

Die Hitze setzte den alten Maschinen zu, die Luftkühlungen liefen auf Hochtouren und die Lederriemen in den Motoren rutschten. Man sollte unterwegs nicht stehen bleiben, sondern zügig fahren, "sonst frisst dich der Kolben", schilderte Irmi Leeb-Schwarz die Herausforderungen der achten Kaiserzeitausfahrt des Münchner Motorrad Veteranen-Clubs. Zum größten Oldtimermotorradtreffen in Süddeutschland waren am Wochenende wieder gut hundert Fahrer mit ihren uralten Maschinen in den Haager Biergarten Schlossallee gekommen. Zelte und Wohnwagen wurden auf der Schlosswiese aufgeschlagen und die alten Schätzchen direkt neben den Unterkünften geparkt.

Höhepunkt war auch dieses Mal die etwa 100 Kilometer lange Ausfahrt am Sonntag, die Fahrer, Helfer und Maschinen wegen der Temperaturen von über 30 Grad besonders herausforderte. Nicht nur die sengende Sonne, sondern dazu die stilechte Leder- und Schutzkleidung ließen den Schweiß rinnen. Bereits am Samstag erkundeten kleinere Gruppen die Gegend um Haag und ernteten bewundernde oder erstaunte Blicke von Passanten. Denn nicht nur die knatternden und knallenden Oldtimer, die jüngsten sind Baujahr 1930, sondern auch die Fahrer wirkten wie einem 20er-Jahre-Film entsprungen.

Zum ersten Mal sind heuer auch zwei weiße Mars der Firma Maybach, Baujahr 1920, dabei gewesen. "Es ist ein Wahnsinn, gleich zwei dieser besonders seltenen Motorräder zusammen zu sehen", war Organisatorin Leeb-Schwarz begeistert. Diese Motorräder gebe es sonst nur noch in Museen. Ein weiteres seltenes Modell, Baujahr 1901, sei die Laurin und Klement, die mit Wasser gekühlt wird. Sie war das erste Motor-Fahrzeug des heutigen Autoherstellers Skoda und war mit ihrem stolzen Besitzer aus Tschechien in die Schlossallee gereist.

Auch aus Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden und Österreich zieht es die Oldtimerenthusiasten jedes Jahr nach Haag. Inzwischen kämen 30 Prozent der Teilnehmer aus dem Ausland, freute sich Leeb-Schwarz. Die Organisatoren legten besonderen Wert auf den familiären Charakter der Kaiserzeitausfahrt, daher werde die Teilnehmerzahl auch nicht erhöht, obwohl die Nachfrage steige. Ein Glücksfall sei der Biergarten Schlossallee als Veranstaltungsort, die Gemeinde unterstütze den Event nach Kräften - und Bürgermeister Anton Geier sei seit einigen Jahren selber mit dem Oldtimervirus infiziert und inzwischen regelmäßig mit einer seiner historischen Maschinen mit dabei, berichtete Leeb-Schwarz.

Am Sonntag starteten die Teilnehmer dann in Achtergruppen. Mit 80 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit auf ebener Strecke und einigen Steigungen, die im Schneckentempo bewältigt wurden, ging es über Berglern, Bockhorn, Taufkirchen, Pfrombach, Moosburg und Inkofen wieder zurück zur Schlossallee. An der Strecke warteten 30 Helfer, die mit Wasserflaschen ausgerüstet waren. Außerdem folgte ein "Besenwagen" den Zweirädern, der wie ein Straßenkehrerwagen die liegen gebliebenen Motorräder "auffegte", beschrieb Brigitte Soyer-Stauffert vom Organisationsteam. Die Veranstalter rechneten mit etwa zehn Prozent Ausfällen, kleinere Probleme an den historischen Maschinen würden die Fahrer jedoch sofort selbst beheben, schilderte Soyer-Stauffert, die mit ihrer Soyer de Luxe, Baujahr 1921, jedes Jahr mitfährt.

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