Baumschutz:Rettungsaktion für die Haager Dorflinde

Lesezeit: 2 Min.

Die Linde am Dorfplatz in Haag hat mehr Raum zum Leben bekommen. Pflastersteine wurden entfernt, der Boden gelockert sowie Flüssigdünger und Gesteinsmehl eingearbeitet. (Foto: Marco Einfeldt)

Der etwa 140 Jahre alte Baum prägt den Dorfplatz. Engagierte Bürger haben ihm nun mehr Raum gegeben, sonst hätte er wohl nicht mehr lang überlebt. Die Resonanz darauf war unterschiedlich.

Von Katharina Aurich, Haag

Gemeinsam haben engagierte Haager Bürger und Jugendliche aus dem Jugendtreff vor Kurzem an drei Wochenenden rund um die Linde am Dorfplatz Steine und Beton aus dem Boden geholt. Sie lockerten und vergrößerten die Fläche, die der Baum nun zum Wachsen hat. "Ich wollte mithelfen, dass es der Linde besser geht", sagt die zwölfjährige Johanna Karl aus Untermarchenbach. Auch Bäume hätten ein Recht zu leben, findet die Realschülerin, die regelmäßig den Jugendtreff besucht und dort von der Aktion zur Rettung der Dorflinde erfahren hatte.

Lange hätte die rund 140 Jahre alte Linde nicht mehr überlebt, in den vergangenen Jahren mussten bereits zahlreiche morsche Äste abgesägt werden, um die Verkehrssicherungspflicht zu erfüllen. Nur ganz wenig unversiegelter Boden stand dem Baum noch zur Verfügung, denn bis dicht an den Stamm heran war in den Neunzigerjahren bei der Neugestaltung des Dorfplatzes gepflastert worden und der Boden wurde immer mehr verdichtet, so dass die Wurzeln zunehmend verkümmerten.

Mitglieder des Arbeitskreises Natur der "Unabhängigen Bürger" wollten nicht länger zusehen

Diesem Niedergang des markanten Wahrzeichens des Dorfplatzes wollten die Mitglieder des Arbeitskreises Natur der "Unabhängigen Bürger" nicht länger zusehen und begannen unter der Anleitung von Landschaftsgärtnermeister Johannes Goldes, dem Baum eine Umgebung zu verschaffen, in der er sich erholen kann. Außerdem wollten die Aktiven darauf aufmerksam machen, wie wertvoll Bäume gerade in Zeiten des Klimawandels für uns Menschen sind, betont Goldes.

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Die Mitglieder des Arbeitskreises sowie Jugendliche haben unter der fachkundigen Anleitung die Pflastersteine entfernt, den Boden gelockert sowie Flüssigdünger und Gesteinsmehl eingearbeitet, so dass nun eine große Fläche offen ist und Regenwasser eindringen kann. Eine neue Bank lädt wie bisher zum Verweilen ein.

Gemeinderätin Anja Aigner hatte erfolgreich über das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept des Freistaates einen Antrag zur Förderung der Materialkosten gestellt. Ihre Gemeinderatskollegen befürworteten die Aktion und die Gemeindearbeiter halfen tatkräftig mit, zum Beispiel mit dem großen Bagger zum Abtransport der Betonbrocken.

Die Linde werde nun auf die Behandlung reagieren, sie habe ein hohes Revitalisierungspotenzial und man sehe schon saftige, grüne Blätter, die aus dem Stamm herauswachsen, freut sich Goldes. Die Krone werde gesünder, Jahresringe würden wieder wachsen und den Baum stabilisieren, prognostiziert er.

Zum Glück ist eine Linde zäh, eine Buche wäre schon längst eingegangen

Aber warum konnte es überhaupt soweit kommen, dass es dem markanten Baum so schlecht ging? Der Mensch habe das Bedürfnis, Flächen für sich zu nutzen, daher werde überall gepflastert, viele Mitbürger empfänden dies als "hübsch", erklärt Johannes Goldes. Ein Baum sei nicht so wichtig. Auch die Rettungsarbeiten für die Linde polarisierten, es seien Passanten vorbeigekommen, die das Ganze als völlig unnötig bezeichneten, anderen wiederum waren voll des Lobes für die Aktion, schildert Goldes.

Zum Glück sei eine Linde zäh und habe auf diesem baumfeindlichen Standort lange überlebt. Eine Buche wäre schon längst eingegangen, sagt der Landschaftsgärtner. Natürlich war schon länger sichtbar, dass es dem Baum schlecht ging, aber man habe es offensichtlich als rückschrittlich empfunden, ihm mehr Fläche auf dem Dorfplatz zu geben. So ein Baum störe immer jemanden, bedauert Goldes.

Sollte die Linde vielleicht in 50 Jahren absterben, dann gebe es immerhin schon eine gut durchlüftete, fruchtbare Fläche, auf der ein neuer Baum gepflanzt werden und gedeihen könne. "Es war zwar anstrengend, aber ein gutes Gefühl, etwas für diesen schönen Baum zu tun", sagt Johanna Karl nach der Aktion. Sie freut sich nun jedes Mal, wenn sie am Dorfplatz vorbeikommt.

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