"Gute Form 2017":19-Jähriger aus Vötting gewinnt Bundesgestaltungswettbewerb

Schreinerwettbewerb

Bei der Preisverleihung (von links): der Präsident des Deutschen Tischler-Schreinerhandwerks Konrad Steininger, Stephan Guldner und Richard Stanzel ("design-s").

(Foto: oh)

Seine ausgeklügelte Kommode mit Geheimfach hat dem Schreiner Stefan Guldner den ersten Preis beim Bundesgestaltungswettbewerb eingebracht.

Von Peter Buchholtz, Freising

Drei Runden musste Stephan Guldner überstehen, bevor er zum Gewinner des Bundesgestaltungswettbewerbs "Gute Form" gekürt wurde. Erst setzte er sich gegen die Konkurrenten aus der Freisinger Schreinerinnung durch, dann auf Landesebene gegen die Besten aus Bayern. In Berlin folgte schließlich der Entscheid auf Bundesebene, bei dem Stephan Guldner überhaupt nicht mit dem Sieg gerechnet hat: "Das war schon sehr überraschend. Es wurden immer weniger, immer weniger. Zum Schluss war nur noch ich übrig", erinnert sich der 19-Jährige aus dem Stadtteil Vötting.

Sein Gesellenstück sollte etwas ausgefallenes werden. Schreibtische und Sideboards würden oft genommen, deswegen entschied er sich für eine Kommode mit Geheimfach. Unterstützung erhielt er dabei vor allem von seinem Ausbildungsbetrieb, dem Unternehmen "design-s", deren Werkstatt in Pulling beheimatet ist. "Uns ist der Dialog wichtig", sagt Geschäftsführer Richard Stanzel. Vor den Weihnachtsferien gebe es immer erste Gespräche über das geplante Gesellenstück, "dann folgen Skizzen, Modelle und 1:1 Ansichten", erklärt der 51-Jährige.

Vor dem Hintergrund, dass die Stücke nicht ausufern sollen, dürfen die Lehrlinge maximal 80 Stunden an ihren Gesellenstücken arbeiten; weitere Vorgaben sind etwa, dass drehbare Elemente und Schubladen in dem Möbel verbaut sein müssen. Für das technisch anspruchsvolle Geheimfach - ein Magnet am Unterboden löst eine Wippe aus, mit der sich eine Schublade als Geheimfach öffnet - habe er ein richtiges Funktionsmodell von seinem damaligen Lehrling eingefordert.

Die Jury wertete das Gesellenstück als "feine Arbeit" mit "hoher handwerklicher Kompetenz"

Fertig wurde die 68 Zentimeter breite, 120 Zentimeter hohe und 43 Zentimeter tiefe Kommode von Stephan Guldner dann endgültig im Juli 2016. Bis alle an Messen gebundenen Wettbewerbe durchlaufen und alle Jury-Entscheidungen gesprochen waren, dauerte es dann noch mal einige Monate. Die Bewertung der bayerischen Jury als "feine Arbeit" mit "hoher handwerklicher Kompetenz" für die Arbeit mit der Abschlussnote Eins kann sich dafür sehen lassen: "Die Kommode in Esche strahlt große Ruhe und eine handwerkliche Ästhetik aus, die sich gleichermaßen auf die gelungenen Proportionen, die Güte der Verarbeitung und die klugen Details gründet", heißt es in der Jury-Entscheidung.

Für Esche als Material hätten sich der ehemalige Azubi und der Ausbilder entschieden, weil sie sich auch ein Stück weit an Trends orientierten. Die "design-s"-Werkstatt biete dazu eine "enorme Vielseitigkeit an Materialien". Das seien gute Voraussetzungen für den Designwettbewerb "Gute Form", da es um "Detailverliebtheit und Detailtreue" gehe, sagt Stanzel. Wert legt er auch auf die Ausbildung: "Wir haben pro Jahr einen, manchmal auch zwei Azubis", sagt Richard Stanzel, "Ausbildung ist uns sehr wichtig".

Nach der abgeschlossenen Lehre ist Stephan Guldner dem Unternehmen treu geblieben und arbeitet nun in dem 22-köpfigen Team mit. Die 1500 Euro Preisgeld hat der 19-Jährige zur Seite gelegt, sein Gesellenstück steht inzwischen bei ihm Zuhause.

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