Süddeutsche Zeitung

Musiklehrer Gunther Fendler:"Wir arbeiten hart, haben aber auch Spaß"

Der Nandlstädter Gunther Fendler und hat schon viele Jugendliche für Musik begeistert. Sein Credo: In einer Gruppe kannst du alles schaffen.

Interview von Katharina Aurich

Die Tage von Gunther Fendler, der am Freisinger Camerloher-Gymnasium Blechblasinstrumente unterrichtet sowie die Combo, die Bigband und das Blechbläserensemble leitet, sind mit Musik ausgefüllt. Neben dem Unterricht sind abends und am Wochenende regelmäßig Proben angesetzt, bis das Programm sitzt. Von Jugend an macht Fendler Musik, er begann bereits im Alter von neun Jahren mit dem Klavierunterricht und lernte dann als Elfjähriger auch Trompete. Seine Schüler will Fendler begeistern, häufig besucht er mit ihnen gemeinsam Konzerte, um ihren Horizont zu erweitern. Musik müsse unterhalten, dürfe nicht langweilen, sagt Fendler, und er könne gut verstehen, wenn sich junge Menschen nicht für lange Opern interessierten.

SZ: Wussten Sie bereits als Kind, dass Musik Ihr Leben ausfüllen wird?

Fendler: Ich stand vor der Wahl, entweder Musiker oder Fußballer zu werden (lacht), beides begeisterte mich. Meine Eltern entschieden dann aber für mich, die Musik zu wählen, da ich offensichtlich bereits als Kind schnell lernte und mein erster Klavierlehrer schon nach kurzer Zeit sagte, er könne mir nichts Neues mehr beibringen. Ich besuchte dann ein musisches Gymnasium und anschließend die Berufsfachschule für Musik in Plattling. Dort wurde ich auf das Konservatorium vorbereitet, wo ich mit 17 Jahren die Aufnahmeprüfung bestand.

War es Ihr Ziel, Orchestermusiker zu werden, oder war Ihnen schon immer klar, dass Sie unterrichten wollen?

Natürlich träumte ich davon, Solomusiker zu werden. Aber der Berufsweg als Orchestermusiker, der sich nach dem Konservatorium mit vielen, vielen anderen großartigen Konkurrenten um die wenigen Stellen in den Orchestern bewirbt, erschien mir doch zu aussichtslos. Da ich immer schon neben dem Studium unterrichtete, was mir viel Freude machte, behielt ich diese Richtung bei. Außerdem spielte ich ja auch als Trompeter neben dem Studium in unserer Band Thunderbirds, um mir außer mit dem Unterrichten meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Mit der Band waren wir in ganz Europa unterwegs.

Das hört sich nach einer wilden Zeit an.

Es war eine schöne Zeit, wir hatten rund 70 Auftritte im Jahr, ich kam sogar bis nach Athen und wir spielten alles: Swing, Dixie, Pop und Rock, ein unglaublich vielfältiges Repertoire. Wir spielten Galas in noblen Casinos und Hallen, bei Bällen und auch Künstlerbegleitungen. Manchmal traten wir unter dem Namen "Die original bayerischen Donaumusikanten" auf und präsentierten natürlich auch in Festzelten Unterhaltungs- und Volksmusik. Wir spielten abends und nachts an den Wochenenden und kamen oft erst in den Morgenstunden nach Hause. Unter der Woche studierte ich dann und unterrichtete.

Wie hat es Sie in den Landkreis Freising verschlagen?

An der Musikfachschule in Plattling lernte ich Helmut Schranner aus Nandlstadt kennen, der mich dann an seine neu gegründete Musikschule holte. Ich unterrichtete dort Klavier und Blechblasinstrumente, später auch noch an den Musikschulen in Essenbach und Altdorf bei Landshut, wo ich damals wohnte. Am Camerloher unterrichtete ich anfangs Klavier, die Blechblasinstrumente sind dann mit der Zeit immer mehr dazugekommen, heute füllen sie mein ganzes Deputat aus.

Welche Art Musik hören Sie in Ihrer Freizeit?

Privat höre ich so gut wie keine Musik, da ich sonst wahnsinnig viel mit Musik zu tun habe und mich von morgens bis abends damit beschäftige. Manchmal höre ich mir klassische Trompetenkonzerte an oder Blechbläserensembles. Volksmusik eher nicht, es sei denn, sie ist genial gespielt.

Gehen Sie oft als Zuhörer in Konzerte?

Ja, ich werde auch oft von ehemaligen Schülern eingeladen, wo ich dann besonders gerne hingehe. Neulich war ich zum Beispiel beim Konzert von ZeBrass, einer Gruppe ehemaliger Camerloher. Ansonsten schwärme ich für German Brass und die österreichische Gruppe Mnozil Brass und versuche auch, meine Schüler mitzuziehen.

Auffällig an den Konzerten im Camerloher ist die Begeisterung der Schüler, wenn Sie vorne stehen und dirigieren. Wie gelingt Ihnen das?

Grundsätzlich mögen Kinder und Jugendliche Musik, man muss es nur so präsentieren, dass es cool ist, und ich bin davon überzeugt: In einer Gruppe kannst du alles machen und schaffen. Ich sage immer, es verbietet uns niemand, gut zu werden, es gibt keine Grenze nach oben. Aber ich verbiete euch, schlecht zu spielen. Ich erwarte, dass technisch richtig und klanglich sauber gespielt wird. Wir können das Schülerniveau verlassen und spielen wie die Profis. Dafür muss aber jeder täglich üben und das kann auch mal anstrengend sein. Wir arbeiten hart, haben aber auch viel Spaß zusammen. Wenn man den Erfolg und den Zuspruch des Publikums bei den Konzerten sieht, entschädigt das für alles. Ich bin übrigens sehr froh, dass wir jetzt wieder das G 9 haben und die Schüler wieder mehr Zeit haben werden, sich künstlerisch zu entwickeln.

Die Zusammensetzung der Ensembles ändert sich laufend, da jedes Jahr Schüler das Camerloher nach dem Abi verlassen. Wie halten Sie trotzdem das Niveau?

Grundsätzlich wähle ich Stücke und Arrangements für Blechbläserensemble, Bigband und Combo nach den Möglichkeiten der Schüler aus. Jeder soll sein Talent und Können optimal einbringen. Ich will alle mitnehmen, wir sind ein Team, aber wir brauchen auch ein bestimmtes Niveau. Es ist einfach toll, zusammen auf der Bühne zu stehen und zu spielen, das beflügelt.

Was macht einen guten Musiker aus - wie viel Talent und wie viel Fleiß braucht man?

Wenn jemand Talent hat, aber nicht übt, dann bekommt er einen Anpfiff von mir. Ohne Üben nützt das nämlich wenig. Und jemand der fleißig ist und viel übt, kann auch mit weniger Talent viel erreichen. Eltern sollten ihre Kinder natürlich immer dabei unterstützen.

Wie läuft das bei Ihren beiden Söhnen, machen sie auch Musik?

Natürlich, darüber bin ich sehr froh. Der Ältere spielt jetzt mit zehn Jahren seit einiger Zeit Gitarre und hat mit Posaune begonnen, der Jüngere Klavier und nun auch Trompete. Posaune und Trompete bringe ich ihnen bei, Spaß gehört dazu, aber wenn es um die Sache geht, kann es schon mal anstrengend werden.

Sie sind Musiklehrer und Bandleader mit Leib und Seele, bleibt da noch Zeit für Privates?

Ich nehme mir natürlich Zeit für meine Buben und meine Frau hält mir den Rücken frei. Jedes Jahr gibt es bei mir zu Hause ein "Blechbläsergrillfest" für meine Musikschüler, da ist dann auch meine Frau immer voll im Einsatz. Außerdem gehe ich dreimal in der Woche zum Joggen, das ist wunderbar - man bekommt den Kopf frei und fühlt sich fit. In unseren Urlauben bin ich dann ganz weit weg, räumlich und gedanklich. Am liebsten sitzen wir mit Einheimischen zusammen, teure Hotels brauchen wir nicht, und tauchen in der Unterwasserwelt.

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Quelle:
SZ vom 18.09.2017/beb
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