Guido Hoyer (Linke):Mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn

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"Es ist doch ungeheuerlich, dass Rentner Flaschen sammeln, weil die Rente nicht reicht", sagt der Linken-Kandidat Guido Hoyer. Er kämpft für Steuerreformen und gegen die Wohnungsnot.

Von Alexandra Vettori, Freising

Für Guido Hoyer ist die Kandidatenrolle keine Unbekannte. Der Freisinger Stadtrat der Linken war 2013 bereits Landtagskandidat, jetzt steht er bei der Bundestagswahl an der Spitze der Linken im hiesigen Wahlkreis. Profilierungssucht ist es nicht, was den 49-Jährigen antreibt: "Ich kandidiere, weil ich möchte, dass Themen in den Bundestag gebracht werden, die bei anderen Parteien zu kurz kommen."

Das ist zum einen die soziale Schieflage, die ihn umtreibt. Kommt Guido Hoyer darauf zu sprechen, wird der sonst eher zurückhaltend wirkende Mann kämpferisch: "Deutschland ist ein reiches Land, aber die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Es ist doch ungeheuerlich, dass Rentner Flaschen sammeln, weil die Rente nicht reicht. Da muss umgesteuert werden, zum Beispiel mit einer Mindestrente, Erhöhung des Mindestlohns im Rahmen eines Steuerkonzepts, das hohe Einkommen und Vermögen stärker heranzieht und Normalverdiener entlastet." Die Steuerreform ist einer der Kernpunkte im Programm der Linken, auch Hoyer liegt sie am Herzen, schließlich geht es seiner Ansicht auch hier um Gerechtigkeit. Danach sollte der Steuerfreibetrag von derzeit 8820 Euro Jahreseinkommen auf 12 600 Euro steigen, gegenfinanziert durch die stärkere Besteuerung von hohen Einkommen und eine Vermögenssteuer.

Ungerechtigkeit, sagt Hoyer, habe er schon als Jugendlicher nicht leiden können

In den Kreis Freising kam der jetzige Bundestagskandidat der Linken bereits im Alter von einem Jahr, damals zog seine Familie von Nürnberg nach Haag um, seit 1976 lebt Hoyer in der Domstadt. Ungerechtigkeit, erzählt er, hat er schon als Jugendlicher nicht leiden können, er galt als engagierter Schüler am Josef-Hofmiller-Gymnasium, wo er das Abitur ablegte. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn hat ihn schon früh zur Politik gebracht. In seiner Jugend engagierte er sich in der Bildungsgewerkschaft GEW und im Deutschen Gewerkschaftsbund, später folgte die Kommunalpolitik. 1991 wurde Hoyer für die Grünen in den Freisinger Stadtrat gewählt, 2002 in den Kreistag. 2005 verließ er die Grünen wegen der Hartz-Gesetze und der Kriegseinsätze der Bundeswehr.

Noch im gleichen Jahr gründete er die Linken im Kreis Freising mit und war als Mitglied des geschäftsführenden Landesvorstands bis 2009 für den Parteiaufbau in Bayern zuständig. Heute ist Hoyer Linken-Kreisvorsitzender und seit 2009 Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Freising-Erding. Seit 2008 sitzt Hoyer wieder im Stadtrat und im Kreistag - für die Linke.

Auch beruflich ist Guido Hoyer dem Kampf für Gerechtigkeit und das Gute in der Welt treu geblieben. Nach seinem Abitur studierte er in München politische Wissenschaften, errang einen Doktortitel und ist heute Geschäftsführer des Landesverbands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Als Gewerkschafter ist für Guido Hoyer auch eine gerechte Entlohnung der Arbeit von allergrößter Bedeutung. Das bedeutet für ihn vor allem, weg mit sachgrundloser Befristung von Stellen und eine Stärkung von Betriebsräten und Gewerkschaften. Dazu sollten seiner Meinung nach Leiharbeiter und Festangestellte gleich entlohnt werden müssen, Leiharbeiter sogar einen "Flexibilitätszuschlag" erhalten, damit, ist er überzeugt, "dürfte die Lohndrückerei bald ein Ende haben."

Mit öffentlich finanzierten Wohnungsbauoffensiven kann man das Wohnungsnot-Problem lösen, sagt Hoyer

Ein weiterer Thema, das Hoyer auf den Nägeln brennt, ist die Wohnungsnot. Er sieht die Lösung in öffentlich finanzierten Wohnungsbauoffensiven. Allerdings will er sich auch dafür einsetzen, dass Sozialwohnungen für ihre Mieter bezahlbar bleiben und nicht, wie bisher üblich, nach zehn bis 15 Jahren aus der Sozialbindung fallen und teuer weiter vermietet werden können. "Wohnen", sagt Hoyer, "ist Menschenrecht und nicht Spekulationsobjekt."

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Viel Zeit für Privatleben bleibt ihm angesichts seiner zahlreichen politischen Ämter schon außerhalb der Wahlkampfzeiten nicht. Vermutlich ist es dieser Tatsache geschuldet, dass er sich sein Heim in Freising lediglich mit zwei Katzen teilt. Geht er aus, zieht es ihn so oft als möglich in Oper und Theater. Auch Reisen gehört zu seinen Leidenschaften, die letzten Ziele waren die Niederlande, Usbekistan und Georgien. Glücklicherweise ist die Bundestagswahl bald vorbei, denn dann kann Guido Hoyer auch wieder öfter einem weiteren Hobby frönen: dem Pilze sammeln und essen.

In einem Punkt steht der Kandidat der Linken seinen Kontrahenten der Ökoparteien jedenfalls nicht nach: Er ist nicht nur gegen die dritte Startbahn, sondern auch gegen Kurzflüge und die steuerliche Begünstigung von Flugbenzin. Er selbst steigt nur ausnahmsweise für Fernreisen in den Flieger, ansonsten sind Bahn und Bus die Verkehrsmittel seiner Wahl, ein Auto besitzt Guido Hoyer nicht einmal.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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