Grunderwerb  für die Westtangente:Noch fünf Problemfälle

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Mit mehreren Grundbesitzern in Vötting hat sich die Stadt nicht geeinigt, doch sie benötigt die Flächen für den Bau der Westtangente. Dennoch hofft man im Rathaus, ohne Anwälte und ohne Enteignungen auszukommen.

Von Johann Kirchberger, Freising

Es gebe zu wenig Parkplätze in der Innenstadt, klagte ein Vöttinger bei der Bürgerversammlung am Mittwoch im Gasthaus Lerner. "Warum untertunnelt ihr nicht den Marienplatz und baut da eine Tiefgarage rein?", lautete seine rhetorische Frage an Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Und rund um den Friedhof St. Georg, meinte er, gerade so richtig in Fahrt gekommen, "da gibt es auch keine Parkplätze, den könnte man ebenfalls unterminieren, in Vötting baut's ja auch einen Tunnel". Da konnte sich der OB ein Lächeln nicht verkneifen, er kennt seine Pappenheimer. Derjenige, der sich da Luft machte, ist ein Hauptbetroffener der Westtangente, die direkt durch Vötting führt.

Später erläuterte Chefplaner Franz Piller viele Details der Planung, "die in den letzten Monaten noch verfeinert und verbessert wurden". Er sprach über die Schwierigkeiten beim Grunderwerb, die immer noch nicht ganz ausgeräumt seien. Fünf Problemfälle gebe es noch, sagte er. Er hoffe jedoch auf eine möglichst schnelle Einigung, ohne Juristen, ohne Enteignungsverfahren. Warum es damit so eilt, sagte er auch. Die Ausschreibung der Arbeiten, 80 Prozent europaweit, dürften erst erfolgen, wenn die Stadt in den jeweiligen Losen alle Grundstücke besitze.

Piller informierte auch darüber, dass der fünfstrahlige Kreisel an der Staatsstraße 2084 erst in einigen Jahren in Angriff genommen werde. Schneller gehe es mit dem Tunnel selbst, der 705 Meter lang und zu etwa zwei Drittel bergmännisch bis zur Kreuzung Giggenhauser Straße/ Mitterfeld vorangetrieben werde. Davon aber werde man an der Oberfläche hoffentlich nichts merken. Der Rest des Tunnels, von der Giggenhauser Straße ins Moos, erfolge in Deckelbauweise. Der bergmännische Bereich, so Piller, werde noch heuer ausgeschrieben, im Februar wolle man die Aufträge erteilen und im nächsten Sommer soll am Nordportal begonnen werden.

Um Vötting nicht von Zigtausenden Lastwagen durchfahren zu lassen, wollen Piller und die Stadt zuvor das Straßenstück von der B 11 bis zum Tunnel-Südportal soweit aufschütten, dass dieser Teil der Tangente als Baustraße genutzt werden kann. Material das angeliefert werde und vor allem der Abraum aus dem Tunnel - allein dafür seien 9000 Lkw-Fahrten erforderlich - sollen über diese Baustraße transportiert werden. Ein Abtransport über die Giggenhauser Straße wäre zwar auch möglich, so Piller, "aber das wäre das Verkehrschaos schlechthin für Vötting, das will keiner". Deshalb soll noch heuer mit "Verschüttungen" begonnen werden. Eine geogene Anreicherung des Bodens mit Arsen, wie in anderen Bereichen des Freisinger Mooses festgestellt, wollte Piller auch entlang der Westtangente nicht ausschließen. "Das wird gerade untersucht", sagte er, und geprüft werde auch, ob man dieses Material im Fall der Fälle noch für den Straßenbau verwenden oder in einer Deponie entsorgen müsse.

Er verstehe die Sorgen der Vöttinger, versuchte OB Eschenbacher zu beruhigen und versprach, die Belastungen so gering wie möglich zu halten und alles zu versuchen, damit die Sicherheit gewährleistet sei. Ihm sei bewusst, so Eschenbacher, "dass die Westtangente eine massive Baumaßnahme" sei und eine große Belastung für die Vöttinger darstelle. Man wolle aber alles tun, um mit den "geringstmöglichen Eingriffen" auszukommen.

Verbessert werden soll auch die Informationspolitik der Stadt, versprachen Piller und Eschenbacher. So werde es im Frühjahr noch einmal eine eigene Bürgerversammlung zur Westtangente mit Firmenvertretern geben, ein Info-Container soll aufgestellt werden, der personell besetzt sei und vom Frühjahr an werde ein ansprechbarer Bauleiter stets vor Ort sein. Für die Weiterführung der Westtangente von der B 11 über die Schlüterbrücke zur A 92 und zum Flughafen sei er nicht zuständig, sagte Piller. Dieser Bereich werde gerade vom Landkreis geplant. Der wolle seines Wissens mit zwei Spuren und zahlreichen Bypässen und Einspurungen auskommen.

Wolfgang Reinhardt, Chef des Vöttinger Bürgerforums, lehnt die Westtangente nach wie vor in ihrer Gesamtheit ab. Dieses Straßenstück wird seiner Meinung nach die erhoffte Entlastung der Innenstadt nicht bringen. Verkehr und Staus würden nur verlagert, sagte er, von einer Kreuzung zur anderen.

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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