Grüne Suppe, grünes Kabarett:In Bayern dahoam

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Heitere Gründonnerstagung mit Live-Sendung von CSU-TV: Das Neueste aus Bayern mit Moderatorin Uschi Dämlich, Alexander Doofrindt und Startbahnbefürworter Wolfgang Zweieck.

Birgit Goormann-Prugger

FreisingZum Schluss wurde es fast ein wenig anrührend, als bei der Gründonnerstagung der Grünen im "Versus Barbershop" ein Christus im Hemd mit Dornenkrone in der Person von Björn Láczay durch die Reihen wandelte - auf der Suche nach seinem Kreuz, das er Christian Magerl für seinen Kampf gegen die dritte Startbahn geliehen hatte. Dann erzählte er von Lerchenfeld, wo bald keine Lerchen mehr zu hören sein würden, nur noch Flugzeuge und von den Attachingern, die sich hinter dicken Glasscheiben verstecken müssten, weil es sonst viel zu laut wäre. Passt auf, dass ihr euch nicht zugrunde richtet", warnte er und sang ein sanftes Halleluja - und fast alle im Publikum sangen mit. Das war grünes Kabarett, das muss man jetzt dazu sagen. Vorher gab es traditionsgemäß knackige Ansprachen von politisch so bedeutsamen Grünen wie dem Landtagsabgeordneten Christian Magerl, der den horrenden Flächenverbrauch im Landkreis Freising anprangerte, vor allem, wenn die dritte Startbahn tatsächlich gebaut werde. "Seit den 80er Jahren ist in keinem Landkreis in Bayern so viel Fläche verbaut worden, wie in Freising", sagte er. Ein Flächenverbrauch von 1000 Hektar für die dritte Startbahn sei darum nicht tolerabel. "Wenn das so weitergehen würden, wäre der Landkreis in 200 Jahren zubetoniert." Prominenter Gastredner war an diesem Abend der Grüne Bundestagsabgeordnete Toni Hofreiter, der den Zustand der aktuellen CDU/CSU/FDP-Bundesregierung als armselig beschrieb. Merkels Minister würden schon lange nicht mehr auffallen, und wenn, dann nur unangenehm. Danach wurde grüne Suppe serviert und schließlich begann das, worauf alle gewartet hatten, das grüne Kabarett. Das war diesmal in die Form einer CSU-Fernsehshow mit dem Titel "Dahoam is Dahoam" gegossen, mit Birgit Niefanger als Moderatorin Uschi Dämlich - natürlich stilecht im Dirndl, was ihr sogar gut stand. Ein ganz hinreißender Johannes Becher gab dann den CSU-Generalsekretär Alexander Doofrindt ("Die Axt im Walde und der Chefdampfplauderer bei der CSU"), der jedoch den wandelnden Christus nicht gleich als solchen erkannte und ihn ein zerlumptes Bürscherl nannte, das sich erst mal integrieren solle. "Und warum ist die CSU jetzt gleich noch einmal so ein tolle Partei?", säuselte Moderatorin Uschi Dämlich. Ganz einfach: "Weil Bayern bei uns dahoam ist und wir für die dritte Startbahn sind", faselte Johannes Becher-Doofrindt. Und dann gebe es ja auch noch die so erfolgreichen "CSU-Tarnorganisationen" wie die Freien Wähler, "quasi der Plan B der CSU". Damit haben man ja auch bei der Oberbürgermeisterwahl in Freising kürzlich den Sieg der "grünen Bolschewiken" verhindern können. Den Plan B hätten in diesem Fall "die schwarzen Mitläufer der Freisinger Mitte" erfolgreich ausgeführt. Und Doofrindt-Darsteller Becher war sich ganz sicher: "Bei den Kommunalwahlen im Jahr 2014 werden sie dem Mutterschoß der CSU wieder einverleibt". Durchaus erheiternd war auch der Werbe-Auftritt der diversen Startbahn-Befürworter, wie "Wolfgang Zweieck" alias Toni Wollschläger ("Bayern muss schön bleiben, darum brauchen wir die 3 Startbahn"). Das Flughafen-Ausbauprojekt besangen auch "Marianne und Michael" und auch Reinhold Messners Yeti schlurfte vorbei, denn drei Mal täglich ein Direktflug von München nach Lhasa - dafür rentiert sich der Bau der dritten Startbahn dann schon.

© SZ vom 07.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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