Gründonnerstagung im Lindenkeller:Die Mauer im Herzen

Gründonnerstag Grüne

Sebastian Habermeyer als Heilsbringer Martin Schulz.

(Foto: lukasbarth.com)

Die Freisinger Grünen begeistern im vollen Lindenkeller mit ihrem Gründonnerstags-Singspiel. Gleichzeitig stimmt sich die Öko-Partei auf den Wahlkampf ein. Das Motto gibt Magerl vor: "Wir sind das Original!".

Von Angie Fuchs, Freising

Mephisto, Söder, Schulz, Petry und Trump: Diese illustre Runde stand im Mittelpunkt des Singspiels "Die Wette" bei der Gründonnerstagung im Lindenkeller. Wenn, wie erwartet, viele Pointen auch auf Kosten der CSU gingen, stand am Ende ein Gedanke, der auch die grünen "Gutmenschen" nachdenklich machen dürfte.

Mit einem bitterbösen Lachen, begleitet von Nebelschwaden und schaurigen Klängen betritt Mephisto (Toni Wollschläger) die Bühne. Mit Blick ins Publikum stöhnt er auf: "Lauter Gutmenschen". Er rechnet vor: "Der Mensch ist zu 84,5 Prozent gut. Bleiben also gut 15 Prozent für mich. 15 Prozent! Wäre ein guter Anfang für eine neue Partei..." Mit dem Publikum geht er die Wette ein, dass auch hier der ein oder die andere im Zweifelsfall schwach würde. Da ist Söder (Johannes Becher) schon einen Schritt weiter: Er hat seine Seele schon für mehr Macht an den Teufel verkauft. Doch der hat noch nicht geliefert... Söder hadert mit dem Schicksal, dass er immer noch nur Minister ist und: "Keiner mog mich". Via Vögelchen Tweety (Verena Kuch) twittert Söder sein Anliegen an die Hölle und bekommt umgehend Antwort: "Ich schick dir wen". Unter Kreischen und Jubel des Chors erscheint Martin Schulz (Sebastian Habermeyer). "Von mir kannst lernen, beliebt zu werden", schlägt er vor. Doch Söder findet, dass seine Ausführungen keine große Hilfe sind: Dass Schein wichtiger ist als Sein, müsse gerade ihm keiner sagen.

Auch die bezirzende Lektion von Dr. Petry, Rassentherapeutin (Susanne Hehnen), die ihm Mephisto als nächstes schickt, bringen ihn nicht weiter: "Markus, hör die Signale, auf zum nächsten Gefecht. Die neue Nationale scheißt auf das Menschenrecht", singt sie und sie plädiert für Radikalisierung und einen Mann, der in Bayern eine rechte Mehrheit herstellen kann. Als auch Katharina Schulze (Caro Hofer) ihm nicht weiterhelfen kann, und Söder den Pakt mit dem Teufel kündigen will, fährt Mephisto seinen letzten Trumpf auf: Donald Trump (Franz Spitzenberger). Mit derben Sprüchen verrät er Söder sein Geheimnis: "Markus, du musst eine Mauer bauen." Auch wenn Söder noch mal kurz eine Pointe landet ("In Bayern kriegst ja keine Baugenehmigung ... Flora, Fauna, Habitat"), wird es jetzt nachdenklich: "Es geht doch darum, was die Welt im Innersten auseinanderhält - es geht um eine Mauer in den Herzen!" Mephisto lächelt den "Gutmenschen" im Publikum maliziös zu: "Wenn es hart auf hart käme, wie viel würdet ihr denn wirklich hergeben, wer würde sich nicht ein winziges bisschen verbiegen? Wo in diesem Publikum sitzen ein Hans und eine Sophie Scholl?" Und schließt: "Ich glaube, die Wette gewinn ich."

Mit "Die Wette" feierten die Autoren Wollschläger und Becher ihr Zehnjähriges. 2008 veranstalteten sie erstmals das Singspiel, damals noch im Abseits "vor 40, 50 Leuten", wie Wollschläger erzählt. "Und heute...", sagt er freudig und weist auf einen rappelvollen Lindenkeller. Auch so könne man Politik Menschen näher bringen. Vor der obligatorischen grünen Suppe hatten die Redner des Abends schon mal auf den Wahlkampf eingestimmt. Kerstin Schnapp, Bundestagskandidatin der Grünen, zeigte sich frustriert von den Rückschritten in der Klimapolitik: "In der Zwischenzeit schmelzen uns die Gletscher unterm Arsch weg" rief sie.

Anhand einer Studie zum Thema Umweltbewusstsein erläuterte Christian Magerl, dass Umwelt- und Klimaschutz den Deutschen immer wichtiger werden. Das müsse man im Wahlkampf aufgreifen: "Wir sind das Original. Andere klauen die Themen, aber tun dann nichts". Viele Befragte seien für den Abbau klimaschädlicher Subventionen - womit er beim Flughafen war. Wo seien Erich Irlstorfer oder Florian Herrmann, wenn ein Verkehrsminister Dobrindt die Luftverkehrsabgabe abschaffen wolle? Damit die Aufführung im Lindenkeller überhaupt stattfinden konnte, war ein "Oberbürgermeister-Machtwort" nötig, für das sich Grünen Kreisverbandsvorsitzende und Moderatorin, Waltraud Heinlein-Zischgl, bei Tobias Eschenbacher bedankte. Wegen der Übergabe an die neuen Pächter ist der Lindenkeller nämlich momentan eigentlich geschlossen.

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