Große Bedenken in Eching:Aus der Zeit gefallen

DIETERSHEIM: Ortsdurchfahrt - Durchgangsverkehr

Es gibt vier grundsätzlich denkbare Umgehungsrouten für die Staatsstraße durch Dietersheim, die ehemalige Bundesstraße B11.

(Foto: Johannes Simon)

Im Gemeinderat regt sich zunehmend Kritik an der großen Lösung für eine Dietersheimer Ortsumfahrung. Grünen und CSU ist die Planung zu gigantisch

Von Klaus Bachhuber, Eching

Die ganz große Lösung für eine Dietersheimer Ortsumfahrung wird im Echinger Gemeinderat immer kritischer gesehen, je konkreter sie wird. CSU und Grüne haben sich jetzt im laufenden Planungsprozess dagegen ausgesprochen, die Variante mit dem weitesten Bogen um den Ort überhaupt weiterzuverfolgen, auch die SPD signalisierte große Bedenken. "Die Zeit dieser Riesenstraßen ist vorbei", sagte Leon Eckert (Grüne).

Vier grundsätzlich denkbare Umgehungsrouten für die Staatsstraße durch Dietersheim, die ehemalige Bundesstraße B 11, waren bislang als Striche auf der Landkarte skizziert. Die Rathäuser von Eching und Garching hatten sich zuletzt auf die Variante vier fokussiert, die in großem Bogen Dietersheim westlich umfahren und dann nicht wieder auf die bisherige B11 münden, sondern in gerader Linie bis zur Autobahnanschlussstelle Garching-Nord führen soll. Hinter diese Planung hatten sich auch die Nachbarstadt Garching und die TU München gestellt, die damit wertvolle Entwicklungsflächen für den jetzt von der B11 begrenzten Forschungscampus gewinnen wollen.

Diese Route wurde in einer Machbarkeitsstudie nun mit 4,7 Kilometer Länge detailliert überplant. Im Gegensatz zur bisherigen Annahme, die Trasse werde in einem Trog geführt, soll sie im Gegenteil nun auf kompletter Länge auf einem Damm angelegt werden. Hauptsächlich Entwässerungsprobleme hätten zu dieser Variante geführt, schilderte Sven Gräfe vom planenden Ingenieurbüro Vössing im Planungsausschuss des Gemeinderats.

Zur Aufnahme der Fahrbahn für die prognostizierten Verkehrsströme müsse dieser Damm auf etwa 25 Meter Breite aufgeschüttet werden. Die Straße wird zweispurig, bei den Anschlussstellen an den Forschungscampus dann drei- und vor der Anschlussstelle zur Autobahn gar vierspurig. Für die Kreuzung der Umgehung mit der Echinger Straße haben die Planer kein verträgliches Kreuzungsbauwerk mehr gefunden, sondern empfehlen, die Echinger Straße auf einer Brücke über die Umgehung zu führen und dann mit Einschleifspuren wie bei einem Autobahnanschluss anzubinden. Nur so sei gewährleistet, dass die Umgehung akzeptiert werde, ansonsten wäre die Taktung von Ampelschaltungen bei Zu- und Abfahrten zu dicht.

Aus dem gleichen Grund ist ein Anschluss südlich von Dietersheim entfallen. Um von Dietersheim in Richtung Süden auf die Staatsstraße zu gelangen, müsste man auf der alten Route bis zum Forschungscampus fahren und dort dann einbiegen, eine Situation, die als weitgehend unstrittig gesehen wurde.

Die Neufahrner Straße im Norden Dietersheim schließlich solle laut der Planung gar nicht mehr in den Ort führen, sondern nur einseitig in Fahrtrichtung Süden auf die Umgehung münden. Zur Erreichbarkeit der Fluren nördlich von Dietersheim für Landwirtschaft und Radler soll eine Brücke ausschließlich für diesen Verkehr angelegt werden.

Schon bei den ersten Untersuchungen zur ökologischen Wertigkeit der verschiedenen Varianten war die ortsferne Trasse mit schier unüberwindbaren Hürden an ökologischen Problematiken und Ausgleichsflächenbedarf bewertet worden - damals aber noch auf der gedanklichen Basis einer tiefergelegten Route mit etwa 15 Metern Breite. Eckert rügte denn auch im Ausschuss, man müsse angesichts der Begleitumstände dieser gigantischen Planung "so ehrlich sein, zu sagen, dass diese Straße nie kommt". Die Grünen würden sich "keiner pragmatischen Lösung verschließen", aber an diese Planung sei nicht zu denken.

Auch die CSU verweigerte sich kategorisch. "Der Flächenverbrauch ist viel zu groß", sagte Georg Bartl. Die SPD stimmte mit FW und BfE zwar für eine Fortführung der Planung, die bereits beauftragt ist, aber "Stand heute könnte man dieser Variante nicht zustimmen", sagte ihr Sprecher Carsten Seiffert. Eckert kritisierte insbesondere, dass ausgerechnet die problematischste Variante tiefenscharf geplant werde, während es zu den ortsnäheren Trassen keine ansatzweise vergleichbaren Ausarbeitungen gebe.

Mit 6:4 Stimmen billigte der Gemeinderat die Fortführung der Planung. Ausdrücklich wurde den Planern als Arbeitsauftrag mitgegeben, die Dimensionierung noch Mal zu überdenken. Die vergleichende Prüfung der Varianten unter Einbeziehung dann auch von ökologischen Folgen und Kosten soll in einem Genehmigungsverfahren stattfinden, das aktuell noch nicht eingeleitet ist. Garching und TU wollten vor einer Beteiligung an dem Projekt erst die Studie sehen.

Bei den ortsnäheren Umfahrungsvarianten war im Skizzenstadium schon der Lärmschutz für den westlichen Ort als äußerst kritisch prognostiziert worden. Die Studie legt nun nahe, dass bei einer ortsnahen Trasse gar nicht die Radien erreicht werden könnten, die angesichts des prognostizierten Verkehrsaufkommens als Ausbaustandard nötig würden.

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