Süddeutsche Zeitung

Regionalwährung:Der Bärling erobert Uferlos

Das Freisinger Regionalgeld ist auf dem Festival erstmals offizielles Zahlungsmittel. An den ersten drei Tagen wurde bereits für 2900 Euro getauscht. Mehr als 90 Prozent der Stände nehmen die Gutscheine an

Von Petra Schnirch, Freising

Das Festival-Gelände in der Luitpoldanlage mag den Besuchern vorkommen wie eine andere Welt - bunt, fröhlich, mitreißend. Was diesen Eindruck vielleicht noch verstärkt: Erstmals können sie am Uferlos auch in einer anderen Währung bezahlen. Gleich am Eingang gibt es eine Wechselstube. Dort kann man Euro gegen Bärling tauschen - Münzen und Scheine der Europäischen Währungsunion gegen Gutscheine des Freisinger Regionalgelds. Das Interesse ist groß. An den ersten drei Festivaltagen waren bereits 2900 Bärlinge im Umlauf. Allein am Sonntag gab die Wechselstube Regionalgeld im Wert von 1100 Euro aus. Die Organisatoren sind damit sehr zufrieden. Zeitweise hätten sich sogar kleine Warteschlangen gebildet, sagt Sabine Schweighöfer, Mitglied der Initiativgruppe "Regionalgeld für Freising und das Freisinger Land".

Seit fünf Monaten ist der Bärling in Freising Zahlungsmittel, die Zahl der Geschäfte, in denen er akzeptiert wird, wächst stetig. 32 sind es mittlerweile. Bis zum Beginn des Festivals wurden insgesamt 5464 Bärlinge ausgegeben. Am Uferlos wird es den Besuchern besonders leicht gemacht. Mehr als 90 Prozent der Stände nehmen die Gutscheine laut Schweighöfer an. Für die Initiativgruppe ist dies ein großer Testlauf: Um zu sehen, wie die Scheine ankommen, und zu erleben, wie es laufen kann, wenn viele Geschäftsleute mitmachen. Im Bärling-Zelt am Uferlos können sich Interessierte über die Idee, die hinter der Ausgabe eines Regionalgeldes steckt, informieren - und über die Vereine, die davon profitieren.

Die Verbindung zwischen den Uferlos-Machern und der Initiativgruppe ist eng. Im vergangenen Jahr konnten die Festival-Besucher Vorschläge einbringen, wie die neue Währung heißen soll. In diesem Jahr ist der Bärling dort bereits Zahlungsmittel. "Das ist ein wichtiger Impulsgeber", sagt Erhard Schönegge, Motor der Initiative. "Das Sensorische gehört dazu", weiß er nach vielen Vorträgen über das Regionalgeld: Wenn die Menschen den Bärling erst einmal in der Hand haben, steigt auch die Akzeptanz. Die Organisation, die Aufklärung, das alles sei viel Arbeit, räumt Schönegge ein, er habe sich das leichter vorgestellt. Mit den bisherigen Zahlen aber ist er zufrieden. Nach fünf Monaten waren bereits mehr als 5000 Bärlinge im Umlauf. "Das ist nicht schlecht", findet er. Zum Vergleich: Der Holledauer habe im neunten Jahr die 10 000 erreicht. Eine Hürde beim Erwerb der Gutscheine will die Initiativgruppe demnächst aus dem Weg räumen: Abseits vom Uferlos gibt es bisher nur in Lerchenfeld bei der Lebensart GmbH, Erdinger Straße 45, eine Ausgabestelle. Bald schon soll es auch in der Innenstadt eine Möglichkeit geben, Euro in Bärling zu wechseln, sagt Sabine Schweighöfer.

Mit Initiativen wie dem Bärling soll das regionale Wirtschaften gestärkt werden, das Geld fließt nicht ab. Zudem werden soziale und nachhaltige Projekte gefördert, bei einem Rückumtausch werden dafür drei Prozent einbehalten. Für den Groß-Versuch am Uferlos gilt das übrigens noch nicht.

Die Wechselstube am Eingang zum Uferlos-Gelände ist jeden Tag bis 21 Uhr geöffnet, am Sonntag macht sie um 20 Uhr zu. Weitere Informationen gibt es im Internet: www.regionalgeldfreising.de

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Quelle:
SZ vom 12.05.2015
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