Grippewelle:Schulen ziehen Notbremse

Linke will Sofortmaßnahmen gegen Lehrermangel

Es herrscht ohnehin Lehrermangel, da ist eine Krankheitswelle wie derzeit natürlich besonders problematisch.

(Foto: Peter Endig/dpa)

Auch im Landkreis sind derzeit viele Lehrer erkrankt, die Mobile Reserve kann die Ausfälle nicht mehr auffangen. In einigen Klassen endet der Unterricht deshalb bereits um 11.15 Uhr

Von Alexandra Vettori, Freising

Arbeitsgruppen fallen aus, die Schule endet schon nach der Kernzeit um 11.15 Uhr, Klassen werden gemeinsam unterrichtet - auch an den Schulen im Landkreis Freising zieht man alle Register, um den hohen Krankenstand irgendwie auszugleichen. Doch nicht nur viele Lehrer fallen wegen Grippe und grippalen Infekten aus, sondern auch viele Schüler. Durchhalten bis zu den Osterferien, danach wird alles besser, heißt die Devise.

Tatsächlich dauert die Grippewelle in diesem Jahr ungewöhnlich lange. Allein in der Vorwoche wurden bayernweit 4500 Neuinfizierte gemeldet, im Landesamt für Gesundheit hat man bisher 22 000 Influenza-Fälle registriert, im Vorjahr waren es bis Mitte März knapp 16 000. Das Kultusministerium hat schwangere Lehrerinnen und Schülerinnen bis zu den Osterferien frei gestellt, um eine Ansteckung zu verhindern.

Den Gesunden, die den Betrieb nicht nur an den Schulen aufrecht erhalten, verlangt das nicht nur Mehrarbeit ab, sondern auch Organisationsgeschick. Die Mobile Reserve des Freisinger Schulamts ist im Dauereinsatz, die Lehrerinnen und Lehrer fahren zu den Grund- und Mittelschulen im Landkreis, um dort erkrankte Pädagogen zu ersetzen. Jeden Morgen laufen im Schulamt die Meldungen aus den 32 Grund- und Mittelschulen ein, "unsere mobile Reserve ist absolut ausgelastet", sagt Schulamtsleiterin Irmintraud Wienerl. Es herrsche ohnehin Lehrermangel, da sei eine Krankheitswelle wie derzeit natürlich besonders problematisch. Dazu komme, so Wienerl, "dass natürlich auch Lehrkräfte aus der Mobilen Reserve erkranken."

Die Planung, wie lange die Reserve wo aushelfen müsse, sei schwierig, weil bei der ersten Krankmeldung der Lehrer aus Datenschutzgründen die Art der Erkrankung nicht gemeldet werde, "jetzt wissen wir nicht, fällt der drei Tage oder wochenlang aus", so Wienerl. Ohnehin könne die Mobile Reserve nicht alle erkrankten Kollegen an den Landkreisschulen ersetzen, weshalb man im Schulamt Verständnis für die Maßnahmen der Schulleiter hat, bis hin zu einem früheren Schulschluss. "Aber das", betont Wienerl, "tritt erst am Ende der Reihe ein."

Das gilt auch für die Grund- und Hauptschule in Hallbergmoos, wie deren Leiter Rudolf Weichs betont. "Seit vor Weihnachten kämpfen wir, manchmal kommt jemand von der Mobilen Reserve, aber meistens nicht", sagt Weichs. Differenzierungsgruppen werden an seiner Grund- und Mittelschule derzeit nicht angeboten, der Vorkurs zum Deutschlernen im Kindergarten auch nicht, und Wahlunterricht fällt teilweise ebenfalls aus. Klassen werden immer wieder zumindest stundenweise zusammengelegt.

An der Theresia-Gerhardinger-Grundschule in Moosburg hat Juliane Dorfmüller ebenfalls die Notbremse gezogen. "Klassen, deren Lehrkraft krank ist und die ich nicht anderweitig unterbringen kann, haben nach 11.15 Uhr frei, bis zur vierten Stunde aber muss ich sie betreuen, der Kernunterricht wird abgedeckt", sagt sie. An der Grundschule in Freising-Neustift dagegen läuft es einigermaßen rund, wieder, sagt die Sekretärin, "im Moment hat der Krankenstand ein bisschen abgenommen, zwischendrin aber waren wir mal eng besetzt."

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