Glockenspiel mit Dissonanzen:Es fehlen knapp 30 000 Euro

Freisings Kulturreferent Hubert Hierl hat schon 44 000 Euro für Thalhammers Abschiedsgeschenk gesammlt. Den Rest soll nun die Sparkasse aus der Gewinnausschüttung zuschießen, das gefällt nicht jedem.

Birgit Goormann-Prugger

Gedacht war die Aktion ja mal als Abschiedsgeschenk für Freisings Alt-Oberbürgermeister Dieter Thalhammer. Nach der letzten Debatte im Freisinger Hauptausschuss über das Glockenprojekt konnte man jedoch den Eindruck gewinnen, dass den Stadträten der ursprünglich Anlass für den Einbau eines neuen Geläuts im Rathausturm nicht mehr bewusst ist. Freisings amtierender Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher jedenfalls hatte Mühe, die Mitglieder des Hauptausschusses am Montag zu einem Projektbeschluss zu bewegen, der schließlich mit zwei Gegenstimmen gefasst wurde. Der nämlich war jetzt nötig, wenn die Glocken 2012 noch erklingen sollen. Für den Projektbeschluss brauchte wiederum Kämmerin Mathilde Hagl eine gesicherte Finanzierung.

Das Problem: An Spenden hat Glockenprojekt-Initiator Hubert Hierl, CSU, erst 44 000 Euro auftreiben können. Gebraucht werden insgesamt 72 000 Euro. Für den Rest konnten die Stadtverwaltung und Mathilde Hagl schon mit einer Lösung aufwarten. Die Sparkassenstiftung habe sich bereit erklärt, hieß es, ihre gesamte Gewinnausschüttung in diesem Jahr dem Glockenprojekt zu widmen - womit die Finanzierung gesichert und der Projektbeschluss nun gefasst werden könnte.

Das jedoch gefiel einigen Stadträten so überhaupt nicht. Waltraud Heinlein-Zischgl, Grüne, monierte, wenn die gesamte Sparkassengewinnausschüttung in das Glockenprojekt fließe, bleibe nichts mehr für caritative Zwecke übrig. Da half es auch nichts, als OB Eschenbacher versicherte, im Jubiläumsjahr 2011 habe die Sparkassenangekündigt der Stadt Freising zusätzlich 76 000 Euro zukommen zu lassen. Die hätte man dann ja für caritative Zwecke zur Verfügung. Das rief Hubert Schwarzer, SPD, auf den Plan, der vorrechnete, wenn man die Jubiläumssonderzahlung der Sparkasse und die Gewinnausschüttung, die für das Glockenprojekt gedacht sei, zusammen in einen Topf werfe, dann habe man ja noch weitaus mehr Geld für soziale Zwecke zur Verfügung.

Uli Vogl, ÖDP, schließlich bezeichnete die Glocken im Rathausturm als "nice to have", aber kein "must" und erinnerte an seine Kindheit: "Wenn ich da etwas wollte, und ich konnte es mir nicht leisten, dann habe ich so lange gespart, bis ich es mir schließlich kaufen konnte", sagte er. Keine Antwort erhielt Vogl auf die Frage, ob unter den bisherigen Spendern für das Glockenprojekt auch die Flughafen GmbH sei. Brisanz in die Debatte brachte dann noch Hans Hölzl, Freisinger Mitte, der erregt forderte, das Glockenprojekt nicht nur in den Ausschüssen zu diskutieren, sondern auch vom gesamten Stadtrat absegnen zu lassen. "Wie das Ganze zustande gekommen ist, das sei nun mal dahin gestellt. Aber das ist doch etwas, was ganz Freising betrifft, da müssen doch alle dahinter stehen", forderte er.

Das wurde per Geschäftsordnungsantrag zwar abgelehnt, Eschenbacher sicherte indes zu, dem Stadtrat in der nächsten Sitzung über das Projekt zu berichten. Der OB warnte aber davor, das Glockenprojekt grundsätzlich in Frage zu stellen. "Wenn wir hier noch länger diskutieren, wird es nie mehr jemanden geben wie Hubert Hierl, der Spenden für ein solches Projekt sammelt". Würde man das Projekt ganz aufgeben, müssten alle Spenden wieder zurückgezahlt werden, die seien zweckgebunden, "Und das wäre dann eine sehr peinliche Aktion", so Tobias Eschenbacher. So weit wollte man es doch nicht kommen lassen.

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