Freising:Im Auftrag der Frauen

Freising: Für eine wirkliche Gleichberechtigung müssten endlich die alten Rollenbilder aufgegeben werden, sagt Regina Cordary. Sie ist seit vergangenem Herbst die neue Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Freising.

Für eine wirkliche Gleichberechtigung müssten endlich die alten Rollenbilder aufgegeben werden, sagt Regina Cordary. Sie ist seit vergangenem Herbst die neue Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Freising.

(Foto: Marco Einfeldt)

Regina Cordary ist seit vergangenem Herbst die neue Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Freising. Das Thema Gleichberechtigung aber begleitet sie schon seit Langem.

Von Gudrun Regelein, Freising

Natürlich sei der Weltfrauentag wichtig, sagt Regina Cordary. "Für mich ist das nicht nur ein Symboltag", sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Freising. "Am 8. März wird jedes Jahr international auf die Benachteiligung von Frauen aufmerksam gemacht. Und das ist wichtig." Denn eine wirkliche Gleichberechtigung sei auch über 100 Jahre, nachdem die ersten Frauen auf die Straße gingen, um für sich mehr Rechte einzufordern, nicht wirklich Realität. "Gesetzlich ist das vielleicht verankert, aber noch nicht wirklich erreicht, noch immer sind Frauen in vielen gesellschaftlichen Bereichen benachteiligt." Auch sie hat am Dienstag, dem diesjährigen Internationalen Frauentag, darauf aufmerksam gemacht: Coronabedingt gab es in diesem Jahr zwar keine Aktion, aber dafür einen Flyer, der auf verschiedene digitale Angebote rund um die Aktionstage aufmerksam machte, und der im Landratsamt und auch in der Stadt verteilt wurde.

Die 35-jährige Cordary ist seit dem vergangenen Herbst die neue Gleichstellungsbeauftragte - mit einer halben Stelle. Sie habe den Auftrag dafür zu sorgen, dass die Interessen von Frauen durchgesetzt und Benachteiligungen abgebaut werden. "Jede Frau kann sich an mich wenden." Sie informiere, berate und vermittele - falls notwendig - an andere Stellen. Daneben arbeitet Cordary aber weiterhin - so wie zuvor - als kommunale Jugendpflegerin am Landratsamt, ebenfalls mit einer halben Stelle. Manchmal sei das schon eine Herausforderung, die verschiedenen Aufgaben zu koordinieren, sagt sie. Aber zumindest gebe es Anknüpfungspunkte. "Als Jugendpflegerin betreue ich beispielsweise den Arbeitskreis Mädchen, dieser organisiert den Freisinger Berufetag, bei dem wir Mädchen solche Berufe näherbringen wollen, in denen sie noch unterrepräsentiert sind."

Ein Bewusstsein für die Benachteiligung von Frauen habe sie schon seit Langem, sagt Cordary. Die gebürtige Freisingerin hat an der LMU München Pädagogik studiert, auch damals schon sei die Gleichberechtigung immer wieder Thema gewesen, genauso später in der Jugendarbeit. Als dann die Halbtagesstelle der Gleichstellungsbeauftragten ausgeschrieben wurde, habe sie sofort gewusst, dass sie das noch zusätzlich machen wolle, sagt Cordary. Seit etwa einem halben Jahr kümmert sie sich nun also auch noch um die interne Gleichstellung im Landratsamt - und um die externe im Landkreis. Im Landratsamt gehe es um die "klassischen Themen", sagt Cordary, Equal Pay, beispielsweise, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, oder auch um Frauen in Führungspositionen. Derzeit ist sie dabei, ein Gleichstellungskonzept zu erarbeiten, das den Ist-Zustand im Landratsamt darstellt. Als externe sei sie die Ansprechpartnerin für alle Frauen - und auch Männer - zu ganz verschiedenen Themen. Arbeitsplatzwechsel beispielsweise, Mutterschutz und Erziehungsgeld, die Kinderbetreuung oder die soziale Sicherung im Alter. "Leider geht es auch um Gewalt gegen Frauen und Kinder, auch die ist im Landkreis ein großes Thema."

Momentan sei sie noch dabei, in iher neuen Aufgabe anzukommen, sich vorzustellen und ein Netzwerk zu knüpfen, schildert Cordary. So sei eine Zusammenarbeit mit den Frauenbeauftragten der Hochschule und der Stadt Freising geplant. Daneben leitet sie auch noch den Runden Tisch "Keine Gewalt gegen Frauen und Kinder",bei dem landkreisweite Akteure dabei sind. Verschiedene Beratungsstellen, wie die Interventionsstelle Hilda der Diakonie, das Jugendamt und Polizeiinspektionen nehmen daran teil.

Sie sei jünger als ihre Vorgängerin im Amt, sagt Cordary. Deshalb will sie als Gleichstellungsbeauftragte auch einen neuen Akzent setzen und den sozialen Medien mehr Platz geben. "Ich möchte die Öffentlichkeitsarbeit aufpeppen", sagt sie. Mit Facebook, Instagram und Co erreiche man Mädchen und junge Frauen wahrscheinlich besser als mit den klassischen Pressemitteilungen. Eine Botschaft an die Frauen hat sie dann aber noch gleich: "Traut euch mehr zu, seid selbstbewusster." Daneben aber, sagt Cordary, müssten für eine wirkliche Gleichberechtigung die alten Rollenbilder aufgegeben werden - noch immer sei es so, dass sich vor allem Frauen für die Care Arbeit wie Haushalt, Pflege und Kinderbetreuung verantwortlich fühlen. "Es ist eine gesellschaftliche und eine politische Aufgabe, Frauen bessere Chancen zu geben."

Und sie selbst? "Ich bin Feministin", sagt Cordary. "Ich versuche, ein gleichberechtigtes Leben zu führen." Auch wenn das nicht immer einfach sei. So ertappe auch sie sich gelegentlich dabei, dann doch den größeren Teil der Hausarbeit zu erledigen.

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