Gleichstellung im Rathaus:Von alten Herren und Damen

Warum Fußball und Politik zwei Paar Stiefel sind und was es mit Wort und Wortin auf sich hat

Petra Schnirch

Männer haben es nicht leicht. Beim Fußball zählen sie oft mit 30 schon zu den Alten Herren. Ähnlich uncharmant sind Bezeichnungen wie Ü-32-Oldies oder A-Senioren. Doch Sportler sind hart im Nehmen. Übertragen auf die Politik gehörte selbst Freisings junger OB schon zur Altherren-Riege. Da vermutlich 95 Prozent aller Männer mehr oder weniger lange und erfolgreich Fußball gespielt haben, überrascht deshalb die aktuelle Aufregung im Rathaus.

Über "Altherrenmief" in der Stadtverwaltung hatte sich Grünen-Vorsitzende Susanne Günther beklagt. Männer Ü 30, die sich auf dem Sportplatz stolz für die AH ins Zeug werfen würden, fühlten sich diskriminiert. Dabei hat der Begriff nichts Anrüchiges. Wer arbeitet, schwitzt eben - auf dem Rasen oder im Büro. Am Weltfrauentag aber werden selbst beinharte C-Senioren sensibel und buhlen darum, vom weiblichen Geschlecht verstanden zu werden.

So durfte sich die Grünen-Chefin im Rathaus umschauen, smalltalken und Sekt trinken. Sie habe niemanden diskreditieren wollen, betonte sie brav, die Verwaltung leiste hervorragende Arbeit. Es tue ihr leid, wenn sie jemanden persönlich verletzt habe. Das aber könnten ja höchstens die fünf Prozent Nicht-Fußballer gewesen sein. Oder die Altdamen. Denn ein Drittel der leitenden Positionen ist von Frauen besetzt - darunter die Spitze der Kämmerei oder die Leitung des Stadtmuseums. Und auch sie schuften im Schweiße ihres Angesichts. "Altleutemief" wäre also treffender gewesen. Grünen-Sprecher/in Susanne Günther musste bei ihrem Besuch einräumen, dass sich in der Stadtverwaltung viel getan hat, was den Frauenanteil betrifft. Wert legt sie aber auf eine geschlechtsneutrale, "gegenderte Sprache". OB/in Eschenbacher hat ihm/ihr darauf sein/ihr Wort/in gegeben.

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