Gewerbegebiet Neufahrn:Radioisotope für die Krebstherapie

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Der Firmenbau "Nova 11" ist das wohl auffallendste Gebäude auf dem Gelände von Projektentwickler Beos in Neufahrn. (Foto: Johannes Simon)

Ferienausschuss stimmt Innenausbau für pharmazeutische Produktion im Gewerbepark "Nova Neufahrn" zu

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das Gebäude am westlichen Ortseingang im Gewerbepark "Nova Neufahrn" ist ein Blickfang geworden, und jetzt soll es auch mit Leben gefüllt werden: Am Montag hat der "Ferienausschuss" - ein wegen Corona reduziertes Gremium des Gemeinderats - den Innenausbau der Halle für die pharmazeutische Produktion genehmigt. Konkret sollen medizinische Radioisotope für die Krebstherapie - etwa bei Knochenmetastasen und Prostatakarzinomen - hergestellt werden. Weil die Unternehmensgruppe ITM Isotopen Technologien München AG dabei mit radioaktiven Stoffen arbeitet, die unter anderem vom Forschungsreaktor Garching kommen, gelten "allerhöchste Sicherheitsstandards", wie ein Sprecherin auf Anfrage der SZ versicherte.

Die Labore befänden sich in Heißzellen, die mit Bleiblöcken abgeschirmt würden. Im Inneren werde mit ferngesteuerten Geräten und unter ständiger Kamerabeobachtung gearbeitet. Auch Unterdruck verhindere einen Austritt von Radioaktivität, so die Sprecherin weiter. Alles werde so gestaltet, "dass eine Gefahr für die Bevölkerung ausgeschlossen" sei - "selbst im unwahrscheinlichsten Falle einer Störung", falls es zum Bespiel brennen sollte. Die Feuerwehr bekommt von ITM spezielle Messgeräte, die auch vom Unternehmen selbst regelmäßig gewartet werden, auch Schulungen und Betriebsbegehungen sind geplant.

Um die eigentliche Arzneimittelherstellung und die Immissionsschutzvorgaben, deren Einhaltung vom Landratsamt geprüft wird, geht es allerdings erst in der nächsten Genehmigungsstufe. Dabei ist auch eine Öffentlichkeitsbeteiligung vorgesehen, wie Bauamtsleiter Michael Schöfer dem Ferienausschuss erklärte. Dieser gab am Montag jetzt erst einmal grünes Licht für den Aufbau der Fertigungs- und Kontrollräume sowie die Errichtung von zwei Tanks an der Ostseite der Halle und von zwei 23 Meter hohen Kaminen an der Nordseite.

Dafür brauchte es eine Befreiung vom Bebauungsplan. Denn der Kamin ist zwei Meter höher als bislang erlaubt, was mit immissionsschutzrechtlichen Bestimmungen begründet wurde, und die Tanks werden sich außerhalb der eigentlich festgelegten Baugrenze befinden. Ob es dort im schlimmsten Fall auch zu einer Explosion kommen könnte, wollte Norbert Manhart (Freie Wähler) wissen. ITG-Geschäftsführer Mark Harfensteller erklärte, dass in den Tanks lediglich Stickstoff und das Edelgas Argon sein werden, so dass "keine Gefahr bei einer Leckage" bestünde. ITG ist eine ITM-Tochterfirma und zuständig für die Produktion der medizinischen Radioisotope für die gesamte Firmengruppe.

Der Firmenbau "Nova 11" im Gewerbepark "Nova Neufahrn" ist das wohl auffallendste Gebäude auf dem Gelände von Projektentwickler Beos. Es handelt sich um eine Halle mit aufgesetztem Bürokubus und hohen Glaselementen. Der Komplex ersetzt gewissermaßen den früheren Avon-Verwaltungstrakt, der mit seiner Glasfassade an fast der gleichen Stelle jahrzehntelang prägend gewesen ist. Zu den weiteren Unternehmen auf dem Gelände gehören zum Beispiel ein Gabelstaplerhersteller, ein Anbieter für Veranstaltungstechnik, eine Firma für Spezialverglasungen bei Schienenfahrzeugen und Yachten sowie ein Betrieb für rezeptfreie Gesundheitsprodukte.

Welche Firmen sich im Einzelnen angesiedelt haben, ist vielen Neufahrnern freilich gar nicht bekannt. Ozan Iyibas (CSU) regte deshalb einmal mehr eine Information für die Bevölkerung an.

© SZ vom 30.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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