Geschichten  von Migranten:Zwischen alter und neuer Heimat

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Suche nach Heimat: Eleni Tsakmaki (l.) und Regisseurin Ulrike Bez. (Foto: privat)

Eine griechische Migrantin erzählt im Echinger Bürgerhaus von ihrem Leben, das von Trennungen, Mühen und Ängsten geprägt ist

Eigentlich sollten sie nur ein Jahr bleiben. Dann wollten sie zurückkehren in die Heimat - zu ihren Wurzeln und zu ihren Kindern. Irgendwann war davon keine Rede mehr, gab es doch in Deutschland die Möglichkeit, genug Geld für die Familie zu verdienen. Und so sind sie in der Fremde geblieben, haben nach entbehrungsreichen Jahren ihre Kinder nachgeholt und versucht, hier heimisch zu werden. Doch erst jetzt, mit Enkeln und Urenkeln, ist Deutschland Heimat geworden.

Eleni Tsakmaki, die Anfang der Sechzigerjahre mit ihrem Mann aus Griechenland nach Deutschland kam, blickt auf ein Leben zurück, das von Trennungen, Mühen und Ängsten geprägt ist. Steht man ihr gegenüber, ist davon nichts zu spüren. Eleni Tsakmaki ist eine zierliche Mittsiebzigerin, die gerne lächelt und eine bewundernswerte Ruhe und Güte und viel Würde ausstrahlt. Zusammen mit der Regisseurin Ulrike Bez folgte sie anlässlich des Frauentags der Einladung der Echinger SPD ins Bürgerhaus. Da die Frage nach der Heimat und dem "Zuhause sein" derzeit aktueller ist denn je, knüpften die drei Organisatoren des Abends, Elke Saulewicz, Stefanie Malenke und Herbert Hahner, an das Thema der Veranstaltung im vergangenen Jahr an: Auch damals ging es um Migrantinnen. Die Schicksale waren und sind beherrscht von der Zerrissenheit zwischen den Identitäten der alten und neuen Heimat.

Tsakmakis Buch "Die ewige Suche nach der Heimat" und der Film "Töchter des Aufbruchs" sind trotz der Schwere des Themas voller Lebensfreude und Humor. Nicht nur Eleni Tsakmaki gelang es, ihre zuweilen schmerzvolle Geschichte mit lustigen Anekdoten zu durchbrechen, sodass zwar die Ernsthaftigkeit nie verloren geht, es aber auch nicht rührselig wird. Auch Ulrike Bez hat mit Empathie und Fingerspitzengefühl ein Werk geschaffen, das den porträtierten Frauen aus der Türkei, Griechenland, Tunesien und Irak eine Stimme gibt. Die Frauen im Film, zu denen auch Eleni Tsakmaki zählt, schildern ihre Lebenswege und die Zuschauer sind gefangen von so viel Kraft und Durchhaltevermögen. Ulrike Bez kommentiert nicht, sondern fügt alle Geschichten zu einem runden Ganzen zusammen und hat damit eine berührende Dokumentation geschaffen.

Etwa 40 Frauen und ein paar Männer waren ins Bürgerhaus gekommen. Flankiert wurden Film und Lesung von zwei Ausstellungen: einer Dokumentation über die Geschichte griechischer Einwanderer, die Tsakmaki zusammengestellt hat, und Bildern der Echinger Fotografin Veronika Bures. Sie zeigt Porträts von Frauen mit internationalen Wurzeln, die in München eine neue Heimat gefunden haben, und von Echinger Asylbewerberinnen, die sie mit viel Gespür abgelichtet hat. Zwischen den Programmpunkten konnten sich die Besucher bei einer orientalischen Teestunde stärken. Familie Durgut, die aus der Türkei stammt, hatte ein Tee- und Gebäckbuffet gezaubert.

© SZ vom 18.03.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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