Gepfändeter Thai-Jet in München:Seine Majestät will nicht zahlen

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Massiv hatte sich Thailand dafür eingesetzt, das am Münchner Airport konfiszierte Flugzeug freizubekommen. Nun darf die Boeing gegen eine Sicherheit von 20 Millionen Euro abheben. Doch plötzlich haben es die Thais gar nicht mehr eilig. Denn da ist ja noch ein zweites Flugzeug.

Tobias Dorfer

Insolvenzverwalter Werner Schneider hatte sich schon gefreut. Das Landgericht Landshut hatte eben die thailändische Boeing, die Schneider vor etwas mehr als einer Woche am Münchner Flughafen hatte pfänden lassen, gegen eine Sicherheitsleistung von 20 Millionen Euro freigegeben. 20 Millionen Euro, das ist in etwa die Hälfte des Betrags, den der Insolvenzverwalter des vor etlichen Jahren pleitegegangenen Baukonzerns Walter Bau vom thailändischen Staat fordert.

Am Münchner Flughafen stehen inzwischen zwei Flugzeuge aus Thailand. (Foto: Marco Einfeldt)

"Wir haben das Flugzeug los und 20 Millionen Euro bei Gericht", sagte ein hochzufriedener Schneider nach der Entscheidung zu sueddeutsche.de. Kein Wunder - denn für Parkgebühren am Münchner Flughafen, Wartung und Versicherung muss derjenige aufkommen, der für die Pfändung verantwortlich ist, in diesem Fall also der Insolvenzverwalter. Pro Woche müsse er "mehrere tausend Euro" zahlen, sagte Schneider.

Jetzt steht fest: Der Insolvenzverwalter muss weiter zahlen. Denn das thailändische Außenministerium hat überraschend mitgeteilt, dass man die geforderte Sicherheitsleistung - die üblicherweise in Form einer Bankbürgschaft erbracht wird - nicht aufbringen wird. Offenbar eilt es den Thailändern nicht. Und das Urteilsverfahren, in dem der Fall endgültig geklärt wird, soll vermutlich noch im August stattfinden.

Bis dahin kann der thailändische Kronprinz, der mit dem gepfändeten Flieger in München gelandet war, auf eine zweite baugleiche Boeing 737 zurückgreifen, die seit Montag am Airport im Erdinger Moos steht. Kronprinz Maha Vajiralongkorn ist Stammgast in München. Von Bayern aus steuert der Hobbypilot verschiedene europäische Städte an - um seine Pilotenlizenz zu erneuern.

Der Neu-Ulmer Insolvenzverwalter Schneider hatte die Thai-Boeing pfänden lassen, weil er vom thailändischen Staat noch 40 Millionen Euro fordert. Dabei geht es um den Bau einer Autobahn zwischen dem Flughafen Bangkok und der Innenstadt, an der Walter Bau seinerzeit beteiligt war. Ein Schiedsgericht hatte der Firma im Jahr 2009 30 Millionen Euro zugesprochen, hinzu kommen nach Schneiders Angaben Zinsen. Da die Thailänder nicht zahlten, ließ Schneider das Prinzen-Flugzeug pfänden - als "Ultima Ratio", wie er sagt.

Die Thailänder argumentierten dagegen, die Boeing gehöre gar nicht dem Staat, sondern dem royalen Hobbypiloten persönlich. Die Pfändung sei damit unzulässig. Der Zoff hatte sich derart zugespitzt, dass Ende der vergangenen Woche sogar Thailands Außenminister Kasit Piromya in Berlin bei Staatsministerin Cornelia Pieper (FDP) vorsprach, um auf eine Freigabe der Maschine zu drängen. Wem das Flugzeug nun tatsächlich gehört, darüber hat nun das Landgericht Landshut zu entscheiden.

Bis zu der endgültigen Klärung hatte das Gericht am Mittwoch jedoch die Freigabe der Maschine angeordnet, zur Sicherheit aber die Hinterlegung der Millionensumme gefordert. Für die Thailänder ist das offenbar keine Option. Außenminister Kasit sagte, das Land werde sich vor den Gerichten weiter für die bedingungslose Freigabe der Maschine einsetzten.

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