Gemeinsame Aktion:Stadträte kommen Nationalisten zuvor

Flugblatt erteilt Rassismus und Intoleranz eine Absage - und die NPD zeigt den Oberbürgermeister an

Kerstin Vogel

Als die NPD a n diesem Samstag mal wieder in die Stadt kam, um einen ihrer in jeder Hinsicht schwachbrüstigen Infostände aufzubauen - da war die Stadt schon da: Im Namen aller Fraktionen, der Kirche und des Bündnisses "Freising ist bunt" gaben Stadträte und Geistliche wie Pfarrer Michael Schlosser und Dekan Jochen Hauer an diesem Vormittag ihrerseits eine wichtige Information weiter: "Freising sagt Nein zu Rassismus und Intoleranz" stand auf den vorbereiteten Flugblättern; der Inhalt: eine klare Absage an Nationalismus und die Nazi-Ideologie.

Die Geschichte der Stadt sei nie von einem engen nationalen Blick , sondern von einer weiten europäischen Perspektive bestimmt gewesen, heißt es in dem Flyer. Aus der starken christlichen Prägung heraus "erteilen wir jeglichen menschenverachtenden politischen Strömungen eine klare Absage". Deutliche Worte und eine deutliche Aktion, die zugleich eine neue Politik in Freising belegt. Hatte die Stadt unter Oberbürgermeister Dieter Thalhammer noch die Strategie verfolgt, die Umtriebe der Nationalistischen Gruppierungen mit Missachtung zu strafen und der Bewegung so den Wind aus den Segeln zu nehmen, will sein Nachfolger Tobias Eschenbacher nun deutlicher werden.

Er habe keine Bedenken, dass die Neonazis in der Stadt wirklich Fuß fassen könnten, sagte er am Sonntag: "Ich habe aber auch kein Interesse daran, dass die so tun, als wäre Freising eine ihrer Hochburgen." Und: Man wolle nicht auf Aktionen von rechts reagieren müssen, sondern diesen zuvorkommen. Also hat Eschenbacher, als er Wind von dem geplanten NPD-Infostand bekam, in seiner Funktion als Mitglied des Stadtrats bei den anderen Fraktionen angerufen und den Flugzettel für Samstag mit ihnen abgestimmt.

In seiner Funktion als Privatmann hat er auf dem Flyer dann wie vorgeschrieben als Verantwortlicher im Sinne des Presserechts firmiert - und sich eine Anzeige eingehandelt: Weil auf dem Flyer der Verweis auf den Druck im Eigenverlag fehlte, versuchte die NPD über den Staatsschutz die Verteilung zu stoppen und zeigte Eschenbacher an. Vergeblich, wie der OB gelassen berichtet: Das sei maximal ein Formfehler gewesen, deswegen werde gar nichts gestoppt.

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