Gemeindeentwicklung Eching:Zeigen, wo es hingeht

Seit 20 Jahren gibt es in Eching ein Ortsentwicklungsprogramm. Doch in der aktuellen Tagespolitik spielt es kaum eine Rolle. Zu groß sind die Meinungsunterschiede im Gemeinderat

Von Klaus Bachhuber, Eching

Wird das Feuerwehrhaus in Günzenhausen besser in Massivbauweise errichtet oder aus Fertigteilen? Kriegen im Neubaugebiet drei Häuser eine vierte Etage oder doch nur zwei? Ist für die Erschließungsstraße in den Kurven eine Pflasterung nötig? Mit derartigen Fragen im ganz kleinen Karo beschäftigt sich der Echinger Gemeinderat momentan ausschließlich und ausdauernd - und ist meist auch noch zerstritten dabei.

Wo aber ist die große Linie der Ortsentwicklung? Die Hoffnungen, die 2016 diesbezüglich an die Wahl von Sebastian Thaler zum Bürgermeister geknüpft wurden, haben sich eher nicht erfüllt - findet Sebastian Thaler. "Es sind viele, die das vermissen", räumt der Bürgermeister selbstkritisch ein, "denn das erwarten die Leute, dass aufgezeigt wird, wo's hingeht". In der aktuellen Tagespolitik aber sei "oft nicht so das große Konzept dahinter".

Seit den 1990er Jahren hat Eching als greifbare Richtschnur, in der derartige Perspektiven sogar schriftlich und verbindlich niedergelegt sind, ein Gemeindeentwicklungsprogramm - seinerzeit eine wegweisende Pioniertat für eine Kommune dieser Größenordnung. Zweimal wurde diese Leitlinie der Ortsentwicklung seither modernisiert, zuletzt in einem dreijährigen Diskussionsprozess zur Jahrtausendwende. Damals wies Bürgermeister Josef Riemensberger dem 2003 druckgelegten Resultat die Aufgabe zu, "die langfristigen Ziele aufzuzeigen, die Veränderungen in einem Gesamtkonzept aufzufangen und Richtschnur der künftigen ausgewogenen und an hohen Qualitätsmaßstäben orientierten Entwicklung der Gemeinde Eching zu sein" - und das "für die nächsten zehn bis 15 Jahre".

Seither sind fast 20 Jahre vergangen; im Gemeindeentwicklungsprogramm blättert kaum jemand mehr, wenn manisch Neubaugebiet auf Neubaugebiet ausgewiesen wird, wenn Gestaltungsfragen nach Tagesstimmung und zufälligen Mehrheit abgestimmt werden, wenn finanzielle Richtlinien nach Antragsanfall ausgelegt werden.

Thaler sagt, er habe sich bei seiner Wahl durchaus vorgenommen, die großen Linien zu zeichnen. "Aber das ist ein Thema, das ich im Tagesgeschäft einfach noch nicht angehen konnte", bilanziert er nach knapp drei Amtsjahren. Die teils destruktive, sicher aber kontroverse Atmosphäre im Gemeinderat tue ein Übriges. "Wenn wir Themen wie eine Einfriedungssatzung für Gartenmauern zerpflücken, heute so sagen und morgen so - dann brauchen wir nicht über grundsätzliche Ortsentwicklung reden", findet der Bürgermeister.

Einen ersten Vorstoß unternimmt er jetzt - allerdings zu einem kuriosen und daher schon wieder vor dem Start umstrittenen Zeitpunkt. Im September soll sich der Gemeinderat zu einer Klausurtagung versammeln. Es solle dabei auch um "perspektivische Gedanken" gehen, kündigt er an, "was wir uns für die nächste Zeit vornehmen". Mittelfristig solle der Prozess dann "in eine Fortschreibung des Gemeindeentwicklungsprogramms münden", skizziert er.

Langfristige Pläne - sechs Monate vor den Wahlen, in denen der Gemeinderat neu zusammengesetzt wird? Und, theoretisch, sogar auch der Bürgermeister wechseln könnte. Thaler findet es notwendig, irgendwann mal zu beginnen. Konkrete Themen stehen zudem auch auf dem Klausurenplan, so dass er trotz Kritik aus dem Gemeinderat die Veranstaltung durchziehen will.

Der konkrete Gemeindehaushalt für 2020 etwa solle dabei in seinen großen Linien und in eventuell kniffligen Details besprochen werden, die neue Wirtschaftsförderin soll ihre Arbeit und ersten Eindrücke nach einem Vierteljahr im Rathaus darstellen. An einem Freitag und Samstag fährt der Gemeinderat dazu in ein Tagungszentrum nach Landshut.

Teambuildingmaßnahmen sind nicht vorgesehen; vielleicht, so die nächste Hoffnung des Bürgermeisters für die Tagung, helfe aber schon die gemeinsame Zeit in verändertem Ambiente plus ein eventueller Freitagabend im Wirtshaus, "dass wir im Gemeinderat wieder etwas mehr zusammenfinden".

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