Gegen digitale Funkmasten:Bis zum bitteren Ende

Die Gemeinde Mauern will sämtliche juristische Möglichkeiten ausschöpfen, um den Bau eines digitalen Funkmasten auf dem Gandorfer Berg zu verhindern. Immerhin hat sie schon einen Baustopp erreicht

Von Petra Schnirch, Mauern

Der Aufbau des Digitalfunknetzes in Bayern befindet sich in der letzten Phase - und auch die Auseinandersetzung um den geplanten Sendemast am Gandorfer Berg bei Mauern geht in die letzte Runde. Die Gemeinde klagt ein weiteres Mal vorm Verwaltungsgericht gegen die Genehmigung der Anlage, parallel dazu hat sie am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Beschwerde eingelegt, weil ihr Eilantrag gegen einen sofortigen Baubeginn abgelehnt wurde. Wann darüber entschieden wird, steht noch nicht fest. Die Bauarbeiten am Gandorfer Berg oberhalb der Ortschaft ruhen nach Auskunft des Innenministeriums solange.

In Mauern macht sich allmählich Ohnmacht breit, während der Druck auf die Gemeinde wächst. Die Rettungsorganisationen in den Landkreisen Freising, Erding und Ebersberg haben bereits auf Digitalfunk umgestellt. Der Sendemast bei Mauern aber fehlt noch und auch die Feuerwehren der Gemeinde arbeiten noch immer mit analoger Funktechnik. Krojer beschleicht das Gefühl, dass der Gemeinde nicht nur bei der Suche nach einem Alternativ-Standort Steine in den Weg gelegt würden. Erst nach Monaten sei es gelungen, dass man für die eigene Feuerwehr ebenfalls Digitalfunkgeräte bestellen könne, ohne eine mögliche Förderung zu gefährden. Ob das renitente Mauern diese allerdings auch, wie alle übrigen Gemeinden, bekommt, ist laut Krojer offen.

Seit Jahren kämpfen die Mauerner um einen anderen Standort für den 54 Meter hohen Sendemast, der im Süden über der Ortschaft stehen würde. Ein Gutachter brachte mehrere Plätze ins Spiel. In einem ersten Gerichtsverfahren erzielte die Gemeinde 2013 einen Etappensieg, weil das Verwaltungsgericht befand, die Standortwahl der Behörden sei nicht nachvollziehbar. Das Thema hatte schon seinen Vorgänger Alfons Kipfelsberger beschäftigt. Krojer legte nach und führte sogar erfolgreich Gespräche mit Grundbesitzern, um den Gandorfer Berg aus dem Rennen zu nehmen. Doch bisher waren alle Bemühungen der Gemeinde vergeblich. Im Innenministerium beharrt man darauf, dass andere Punkte weniger gut geeignet seien. Nachdem sich die Gemeinde im Frühjahr erneut gegen den Bauantrag ausgesprochen hatte, erteilte die Regierung von Oberbayern die Genehmigung selbst. Dagegen wehrt sich die Gemeinde nun wiederum juristisch.

Neben der exponierten Lage über der Ortschaft führt die Gemeinde den geringen Abstand zu den nächsten Häusern an - laut Krojer 150 bis 200 Meter. Entscheidender Punkt aber sind 2013 entdeckte Altlasten auf dem Grundstück, einer ehemaligen Kiesgrube, auf dem die Anlage entstehen soll. Bohrungen hatten erhebliche Schadstoffbelastungen nachgewiesen, wie die Bürgerinitiative "Tetrafunkfreies Mauern" damals mitteilte. Dies betraf schädliche Kohlenwasserstoffe, es wurden aber auch erhöhte Konzentrationen von Blei und Benzpyren gefunden.

Was die Verwaltung nun verärgert und auch ratlos macht: Den Besitzer der Kiesgrube hätten die Behörden wissen lassen, dass dies ein Problem sei, schildert Ernst Neuhauser, Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft. Der Gemeinde gegenüber teilten sie aber mit, dass diese selbst in der Beweispflicht sei. "Das ist ein Widerspruch", meint Neuhauser. In Mauern hat man sich dagegen entschieden, in dieser Sache einen Gutachter zu beauftragen, hofft nun aber auf die Richter. Die Betonfundamente am Gandorfer Berg aber sind bereits gelegt. Ende Juni war damit begonnen worden. Mittlerweile habe das Staatliche Bauamt einem Baustopp zugestimmt, schildert Krojer. Er kritisiert, dass sich die Behörden keinen Schritt bewegt haben. Ihm sei eigentlich an einer einvernehmlichen Lösung gelegen, die die Bürger mittragen können. So aber werde man das nun "bis zum bitteren Ende" durchkämpfen.

Noch nicht entschieden ist im Umweltausschuss des Landtags über eine Petition des Landtagsabgeordneten Benno Zierer (FW). Auch er wollte wissen, was mit dem kontaminierten Gelände geschieht.

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