Gefragtes Betreuungsangebot:Mahlzeiten und Hausaufgabenhilfe inklusive

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Jugendzentren übernehmen immer häufiger die Nachmittagsbetreuung von Schülern. Diese müssten eigentlich die Schulen leisten. Doch denen fehlt sowohl das Personal als auch der notwendige Platz.

Alexandra Vettori

Die Betreuung von Jugendlichen am Nachmittag spielt in den kommunalen Jugendzentren eine immer größere Rolle. Zumindest die Einrichtungen in Eching und Neufahrn haben längst auf das mangelhafte Angebot an den Schulen reagiert. Sie bieten nicht nur Ferienprogramme an, sondern, im Falle Neufahrns, sogar feste Nachmittagsgruppen - Mittagessen und Hausaufgabenhilfe inklusive. Der Bedarf ist riesig, auf der Juz-Warteliste für dieses Jahr stehen schon über 40 Namen - die meisten Bewerber ohne Aussicht auf einen Platz.

20 Kinder sind es, die sich jeden Nachmittag im alten Schulhaus an der Dietersheimer Straße versammeln. Sie kommen aus der Mittelschule, der Echinger Realschule, auch einige Gymnasiasten sind dabei. Das Neufahrner Jugendzentrum war eines der ersten, die Anfang der neunziger Jahre einem Aufruf der Regierung von Oberbayern folgten und eine geregelte Nachmittagsbetreuung anboten. Seither ist die Gruppe ständig ausgebucht, viele Schüler bleiben jahrelang. Heuer zum Beispiel werden bei 41 Voranmeldungen nur zwischen drei und vier Plätze frei. Wie Juz-Leiter Marcus Gebert erklärt, klafft im Betreuungsnetz nach dem Hort, der nur bis einschließlich der vierten Klasse Grundschülern offen steht, eine große Lücke. Viele berufstätige Eltern möchten aber auch ihr zwölfjähriges Kind nicht ohne warmes Mittagessen und Ansprache am Nachmittag daheim lassen. "Gerade in einer Zuzugsgemeinde wie Neufahrn gibt es viele Familien, die keine Oma da haben", erklärt Gebert.

Im Prinzip laufe die Betreuung im Juz ab wie daheim, erzählt der Sozialpädagoge. Das Mittagessen liefert ein Neufahrner Hotel, danach erledigen die Schüler ihre Hausaufgaben, unterstützt von Älteren und den Juz-Pädagogen. "Wir leisten keine klassische Nachhilfe, aber mittlerweile sind wir in sämtlichen Schularten fit. Wenn einer eine Schulaufgabe hat, übt man natürlich mit ihm", sagt der Zentrumsleiter. Die meisten Jugendlichen bleiben jahrelang in der Betreuung. "Insgesamt haben wir schon um die 300 Familien betreut. Und wir haben noch jeden in Lohn und Brot gebracht", erzählt er stolz. Weil viele Jugendliche keinen Platz in der regulären Nachmittagsbetreuung bekommen, nutzen sie oft den offenen Juz-Betrieb am Spätnachmittag, um sich Rat bei Hausaufgaben, Bewerbungen oder sonstigen Angelegenheiten zu holen.

So erfreulich die Aktivitäten im Jugendzentrum sind, zeigen sie doch die Schräglage bei der Ganztagesbetreuung in Bayern. Zwar forciert die Landesregierung den Ausbau der Ganztagesklassen, tatsächlich aber gibt es gemessen am Bedarf noch viel zu wenig davon. Der Grund dafür ist nicht nur, dass die Schulen zu wenig Personal haben, sondern auch zu wenig Platz. In der Realschule Eching beispielsweise ist eine Ganztagesbetreuung derzeit undenkbar, hier gibt es nicht einmal einen Aufenthaltsraum für Zwischenstunden. Was im Sprachgebrauch der Landesregierung Wahlfreiheit für die Eltern heißt, ist in der Praxis eine Ungleichbehandlung. Denn Eltern, die ihre Kinder nachmittags in Horten oder anderen Einrichtungen betreuen lassen, müssen dafür bezahlen. Ganztagesklassen dagegen sind kostenfrei. Mit 69 Euro im Monat, ohne Mittagsessen, ist ein Platz im Neufahrner Jugendzentrum noch kostengünstig. Gerecht sei das ganze System nicht, räumt Juz-Leiter Gebert ein: "Wenn man Bildungschancen wirklich gleich verteilen will, dann muss man ein flächendeckendes Betreuungssystem haben, von der Krippe bis zum Schulabschluss."

Eching war immerhin die erste Kommune im Landkreis mit Ganztagesgrundschulklassen und an der Mittelschule gibt es Ganztagesklassen bis zur Neunten. Doch auch hier übernimmt das Jugendzentrum immer mehr Betreuungsfunktionen, zumindest in den Ferien. In diesem Jahr gibt es erstmals nicht nur Programm in den Sommerferien, sondern durchgängig auch in den Oster- und Pfingstferien. "Wir versuchen da den Bedarf an Kinderbetreuung abzudecken", sagt Wolfgang Koller, Leiter des Echinger Juz.

© SZ vom 21.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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