Gedenkfeier zum Kriegsende:Verantwortung zeigen

Bund der Antifaschisten erinnert an Ende des Nazi-Regimes

Von Alexander Kappen, Moosburg

Der 8. Mai 1945 war der Tag, an dem der Zweite Weltkrieg endete. Der Tag des Zusammenbruchs. Der Tag, an dem Hitler-Deutschland kapitulierte. Lange sei das hierzulande die Sicht der Dinge gewesen, sagten die Redner des "Kreisverbandes der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten" (VVN - BdA) am Freitag bei ihrer Gedenkfeier in Moosburg. Erst der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker habe in seiner Rede am 8. Mai 1985 endlich von der Befreiung von der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus gesprochen. Genau auf diese Befreiung legte die VVN bei der Veranstaltung am Stalag-Gedenkplatz den Fokus.

In Moosburg habe man kürzlich gebührend der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A vor 70 Jahren gedacht, "das ist sehr positiv", konstatierte der VVN-Kreisvorsitzende und Hauptredner Guido Hoyer. "Aber wir wollten zu dieser Veranstaltung eine Ergänzung liefern", sagte das Moosburger VVN-Mitglied Klaus Reichel: "Das Stalag hat eine Vorgeschichte, deshalb wollen wir heute den Schwerpunkt auf die Täter legen." Die Wurzel des Übels sei der Faschismus, der bis heute nicht besiegt sei. "Der braune Sumpf ist nicht trockengelegt, der Spuk ist noch nicht vorbei", mahnte Reichel. "Der Faschismus ist noch nicht ausgerottet", betonte auch Hoyer und kritisierte, dass etwa der Moosburger NPD-Politiker Udo Voigt "auf Kosten der Steuerzahler im Europaparlament in Straßburg sitzt". Reichel, der ein Verbot der NPD forderte, verwies auch auf "undurchsichtige Strömungen und Tendenzen" in der AfD und an rechte Parteien, die sich "leider in fast allen europäischen Ländern" eines großen Zulaufs erfreuten. Signifikant sei zudem die steigende Zahl der rechtsextrem und antisemitisch motivierten Straftaten in Deutschland.

Hoyer erinnerte an die Gegner des Nazi-Regimes aus dem Landkreis, etwa Kommunisten oder Geistliche, die während des Dritten Reichs Hitlers Ablösung gefordert, Goebbels Sportpalast-Rede ("Wollt ihr den totalen Krieg?") kritisiert oder den Umgang mit sowjetischen Kriegsgefangenen im Moosburger Stalag anprangert hatten. Viele habe das ihr Leben gekostet. "Wir ehren alle Opfer, die sich den Nazis mit Wort und Waffen entgegen gestellt haben", sagte Hoyer, der mit Reichel Blumen am Stalag-Gedenkplatz niederlegte. Er lenkte den Blick aber nicht nur auf die Opfer, sondern auch auf die Täter, die gemäß der "Parole des Vergessens" nach Kriegsende oft schnell wieder in Amt und Würden waren.

Gedenken und Erinnerung an die Opfer des Nazi-Regimes seien wichtig, sagte Reichel, "aber Verantwortung dafür zu übernehmen und so zu handeln, dass so etwas nie wieder passieren kann, ist das Entscheidende".

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