Gedankenspiele:Was wäre, wenn . . .

Die Ausstellung "Areale" im nicht zugänglichen Diözesanmuseum wird jetzt abgefilmt und ins Internet gestellt

Von Regina Bluhme und Kim Björn Becker

Gedankenspiele: Geschlossen: Das Diözesanmuseum auf dem Freisinger Domberg.

Geschlossen: Das Diözesanmuseum auf dem Freisinger Domberg.

(Foto: Marco Einfeldt)

Es zählt gewiss zu den unbestreitbaren Talenten des Menschen, dass er die Frage "Was wäre, wenn?" in allen denkbaren Situationen mit größter Phantasie zu beantworten imstande ist. Was wäre, wenn ich bei der letzten Gehaltsverhandlung besser taktiert hätte? Was wäre, wenn ich doch meine Jugendliebe geheiratet hätte? So verlockend sind sie nun einmal, die Vorstellungen von mehr Geld oder besserem Sex, dass sich der Mensch allzu gerne den Tagträumen hingibt.

Nun mag sich der kunstinteressierte Freisinger vielleicht schon innerlich mit einer anderen, für das eigene Leben vielleicht nicht ganz so fundamentalen Frage auseinandergesetzt haben: Mit Blick auf die geplante "Areale"-Ausstellung im Freisinger Diözesanmuseum, die im Programm der Kulturtage ausgerichtet wird, könnte er sich angesichts der überraschenden Schließung des Museums gefragt haben, wie es wohl gewesen wäre, die Ausstellung zu sehen - Mängel beim Brandschutz und eine nicht vorhandene Genehmigung hatten Juristen bekanntlich den Schweiß auf die Stirn getrieben und die Museumsleitung zum Handeln gezwungen.

Zumindest diese "Was wäre, wenn"-Frage können sich die Freisinger nun sparen - denn das Museum beantwortet sie kurzerhand selbst. In diesen Tagen werden die Werke der rund 15 Künstler, die im Diözesanmuseum gezeigt werden sollen, zunächst wie geplant gehängt - auch wenn kein Besucher die Räume betreten wird. Dafür darf ein anderer rein, der Freisinger Filmemacher Florian Kiess. Er wird in den kommenden Tagen einen Film drehen, der den Besuchern vor Augen führt, wie es gewesen wäre, die Ausstellung selbst zu sehen. Raum für Raum, Kunstwerk für Kunstwerk soll so gefilmt werden. Am Ende wird das Video, dessen genaue Länge noch nicht feststeht, auf eine etwa fünf mal vier Meter große Leinwand im Weihenstephaner Saal des Diözesanmuseums projiziert werden. Die Besucher, so der Plan, stehen dann draußen auf der Westterrasse und können sich durch die geöffneten Türen hindurch anschauen, was sie hätten sehen können, wenn die Themen Brandschutz und Genehmigung nicht wären.

Draußen bleiben müssen die Besucher aber in jedem Fall. Dass niemand die Schwelle übertritt, soll eine Aufsichtsperson überwachen. Ordnung muss schließlich sein. Am Freitag, 19. Juli, wird der Film um 19 Uhr erstmals gezeigt, danach ist er täglich drei Stunden lang, von 14 bis 17 Uhr, zu sehen. Darüber hinaus kann man ihn im Internet anklicken. Von einem "ungewöhnlichen Format" spricht Museumsdirektor Christoph Kürzeder.

Unterdessen wurde bekannt, dass das Museum möglicherweise noch bis weit ins kommende Jahr hinein geschlossen bleiben könnte. Informierten Kreisen zufolge soll es möglicherweise mit der angedachten Generalsanierung des Dombergs ebenfalls grundüberholt werden - zusätzlich zu den erforderlichen Brandschutzarbeiten. Demzufolge könnte das Haus erst im Herbst des kommenden Jahres wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

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