Gartenbesitzer sichten weniger Vögel:Plädoyer für den "ökologischen Saustall"

Gartenbesitzer sichten weniger Vögel: Die Meisen-Population hat sich wieder erholt. Bei der Winter-Vogelzählung hat die Kohlmeise Platz zwei zurückerobert.

Die Meisen-Population hat sich wieder erholt. Bei der Winter-Vogelzählung hat die Kohlmeise Platz zwei zurückerobert.

(Foto: Marco Einfeldt)

Weil auf in vielen Grundstücken nur noch wenig blüht, gibt es immer weniger Insekten. Darunter leiden auch die Vögel

Von Petra Schnirch, Freising

Die gute Nachricht vorweg: Die Zahl der Meisen hat sich auch im Landkreis Freising wieder stabilisiert. Trotz steigender Teilnehmerzahlen sind die bei der "Stunde der Wintervögel" gesichteten Tiere allerdings erneut weniger geworden. Etwa 13 320 Exemplare meldeten die Freisinger bei der Aktion des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) Anfang Januar, ein Jahr zuvor waren es noch 13 940. Häufigster Vogel bleibt der Feldsperling (2297 Tiere) vor Kohlmeise (1824), Spatz (1814), Amsel (1323) und Blaumeise (1187).

Jedes Jahr Anfang Januar ruft der LBV Vogelfreunde zu Zählungen in ihren Gärten auf. Natürlich sei dies keine wissenschaftliche Erhebung, sagt Hans-Jürgen Unger, stellvertretender Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe. Auch die milden Temperaturen hätten wohl dazu beigetragen, dass sich beispielsweise die Zahl der gesichteten Feldsperlinge im Vergleich zu 2017 um 500 verringert hat - sie bleiben den Futterhäusern in den Gärten dann auch mal fern. Trends lassen sich laut Unger bei der jährlichen Aktion aber durchaus ablesen: Für Gebäudebrüter wie Sperlinge oder Schwalben werde es aufgrund von Sanierungsmaßnahmen immer schwieriger, Brutplätze zu finden. Auch in Freising sei dies ein Problem. Außerdem sei die Zahl der Insekten in Deutschland dramatisch gesunken, wie Untersuchungen belegten. Doch selbst die Körnerfresser unter den Vögeln benötigten zur Fütterung ihrer Jungen Insekten.

Auch Gartenbesitzer könnten hier gegensteuern, sagt Unger, indem sie nicht nur auf "Rosen, Rasen und Koniferen" setzen, sondern blühenden Pflanzen mehr Platz einräumten. Sie sollten ruhig öfters mal einen "ökologischen Saustall" zulassen, zumindest in einigen Ecken. "Unsere Gärten sind eine große Chance", sagt Unger. Der aktuelle Trend bei Neubauten hin zu pflegeleichten Kiesflächen gehe aber in eine andere Richtung. Mit 33 entspricht die Zahl der im Schnitt pro Garten registrierten Tiere im Landkreis aber immerhin den Bayern-Werten (34). In der Stadt München waren es mit 21 sehr viel weniger.

Offenkundig erholt hat sich die Meisenpopulation. 2017 waren auch im Landkreis Freising mehrere Hundert Tiere weniger gezählt worden als im Jahr zuvor. Schuld daran war, so die damalige Analyse des LBV, die feucht-nasse Witterung während der Brutsaison. Diesmal kommt die Kohlmeise immerhin in 83 Prozent der Gärten vor, die Amsel sogar in 85. Beim Spatz sind es 52 Prozent - in der Stadt München dagegen sind es nur noch 15,5 Prozent. Was für Besonderheiten hat Hans-Jürgen Unger selbst beobachtet? Vor der Zählaktion habe er einige Dompfaffen entdeckt, die seien Anfang Januar aber ausgeblieben, vermutlich aufgrund der milden Witterung, vermutet er. Auch 60 bis 80 Sperlinge sowie drei Buntspechte gehören zu seinen regelmäßigen Fütterungsgästen.

Auch einige seltene Vögel meldeten Teilnehmer aus dem Landkreis Freising bei der "Stunde der Wintervögel": Darunter waren zwei Schwarzspechte, zwei Waldohreulen, ein Eisvogel und ein Waldkauz. Beteiligt hatten sich an der Aktion insgesamt 590 Personen, vor einem Jahren waren es 532.

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