Süddeutsche Zeitung

Futtermittel von heimischen Feldern:Die Kritiker sind verstummt

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Minister Helmut Brunner besichtigt in Langenbach den Sojabohnen-Zuchtgarten der Landesanstalt für Landwirtschaft

Von Petra Schnirch, Langenbach

Anfangs seien sie ziemlich belächelt worden, erzählt Peter Doleschel. Seit gut fünf Jahren setzen der Freistaat und die Landesanstalt für Landwirtschaft (LFL) in Weihenstephan große Hoffnung in den Anbau von Sojabohnen auf bayerischen Feldern und starteten ein Forschungsprojekt. Inzwischen seien die Kritiker verstummt, sagt Doleschel, der an der LFL das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung leitet.

Anfang 2011 rief Landwirtschaftsminister Helmut Brunner die bayerische Eiweißinitiative ins Leben, um von Soja-Importen aus Südamerika aus zumeist gentechnisch veränderten Pflanzen unabhängiger zu werden. Am Mittwoch kam er zu einem Zwischenresümee in den zwischen Langenbach und Oberhummel gelegenen Sojabohnen-Zuchtgarten der Landesanstalt. Zwar hat sich die Anbaufläche in Bayern laut Brunner seit Beginn des Aktionsprogramms auf 7000 Hektar verdoppelt. Ein Viertel der Futtermittel-Importe aus Übersee könne dadurch eingespart werden. Noch aber sind die Landwirte auf Sorten angewiesen, die an die Bedingungen hierzulande nicht optimal angepasst sind. Erste Züchtungen der Landesanstalt dürften in etwa vier bis fünf Jahren auf den Markt kommen, schätzt Doleschel.

Im Versuchsgarten folgt Reihe auf Reihe, jede ist mit einem kleinen Schild versehen - das Feld ist ein riesiger Genpool. "Wir fangen hier bei Null an", sagt LFL-Mitarbeiter Joachim Eder. Ganz oben werden Elitesorten gekreuzt, in den Beeten etwas weiter unten testet die Landesanstalt Pflanzen aus Asien, darunter sind auch einige aus der eigentlichen Heimat der Sojabohne, der Mandschurei. Noch lassen sich kaum Unterschiede erkennen, weil die Früchte noch nicht ausgebildet sind. Dass eine Reihe mit kanadischen Pflanzen hier nicht besonders gut gedeiht, ist aber auch für den Laien gut zu erkennen. Die Landesanstalt arbeitet bei diesem Projekt eng mit der Universität Hohenheim zusammen.

Der Soja-Anbau hat es durchaus in sich, wie die Experten erklären. Kälteeinbrüche im Frühjahr mögen die Pflanzen nicht, auch Trockenstress setzt ihnen zu, der heiße Sommer 2015 hat die Euphorie deshalb ein wenig gebremst, wie Doleschel einräumt. Die Früchte sollten zudem nicht zu tief hängen, damit sie bei der Ernte mit dem Mähdrescher nicht auf dem Feld bleiben. Doch es spricht auch vieles für die Sojabohne: Sie sei gut für die Böden, die Landwirte benötigten wenig Pflanzenschutz und keinen Stickstoffdünger, das mindere die Kosten, erklärt Doleschel. Minister Brunner hofft auf eine zusätzliche Wertschöpfung für die Landwirte. Profitieren sollen auch die mittelständischen Pflanzenzüchter - ihnen soll der Einstieg in die Sojazüchtung erleichtert werden. Immer wieder gab es Versuche, die Sojabohne in Deutschland heimisch zu machen. Seit den Fünfzigerjahren geriet der Anbau in Vergessenheit. Erst mit der Eiweißinitiative rückte er wieder in den Fokus. Die große Herausforderung für die Landesanstalt sei, leistungsfähige Sorten für unser Klima zu entwickeln, sagt Doleschel. Damit dies gelingen kann, gibt er dem Minister noch eine Bitte mit auf den Weg: Viele der befristeten Verträge der Mitarbeiter laufen endgültig aus, hier sollte eine Lösung gefunden werden.

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Quelle:
SZ vom 08.07.2016
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