Für den SZ-Tassilopreis nominiert:Von Bayernpop bis Old-School-Jazz

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Julia Schröter zögerte einst, die Musik zu ihrem Beruf zu machen. Heute gehört die diplomierte Sängerin mehreren Bands an und kämpft als Leiterin des gleichnamigen Chors für den Erhalt der Kneipe "Abseits".

Von Paula Gerhardus, Freising

Julia Schröter hat alle Hände voll zu tun - von eigens komponierten Arrangements über die Leitung eines Chors und das Mitwirken in vielen Bands bis hin zur Rettung des Kultlokals "Abseits". Wegen dieses großen kulturellen Engagement ist sie nun für den Tassilo-Preis nominiert.

Seit ihrer Kindheit spielt die Musik eine große Rolle in Julia Schröters Leben. Nach den Anfängen mit der Flöte lernte sie später Klavier und Gitarre, bis sie neben ihrem Faible für Klassik aber vor allem ihre Leidenschaft für Jazz entdeckte. Diese entstand durch das Landes-Jugendjazzorchester Bayern, in dem sie seit 2006 Mitglied ist. Ihr Jazz-Gesang-Studium schloss Julia Schröter mit einer pädagogischen Diplomprüfung zur Diplom-Musiklehrerin an der Hochschule für Musik in Würzburg ab und ergänzte dies zusätzlich durch ein Aufbaustudium zur Diplommusikerin.

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Obwohl sie von klein auf von Musik umgeben war, fiel die Entscheidung, diesen Berufsweg einzuschlagen, relativ spät. Erst kurz vor ihrem Schulabschluss entschloss sie sich dazu, die Aufnahmeprüfung zu machen. "Ich habe mich für geisteswissenschaftliche Studiengänge interessiert, aber auch meine Affinität zu Fremdsprachen war immer eine Idee. Eine Zeit lang habe ich überlegt, Dolmetscherin zu werden", sagt die Sängerin. Das macht sich heute in ihrem Gesang bemerkbar, Schröter singt neben Deutsch unter anderem auf Portugiesisch. Letztendlich zog es sie aber in die musikalische Richtung. "Ich habe mir bewusst gemacht, dass viele Menschen das wirklich studieren", erzählt sie, und beschloss daraufhin, den Versuch mit dem lockeren Gedanken "Dann schauen wir mal, wie es läuft" zu wagen.

Neuerdings singt Julia Schröter auch bayerischen Pop

Dass ihre Entscheidung goldrichtig war, beweist nicht zuletzt die aktuelle CD "Sunnawind", auf der sie als Teil der Band Muhniks zu hören ist. Die Gruppe setzt sich aus mehreren Musikern aus dem Münchener Raum zusammen. Die Eigenkompositionen des Bandleaders Michael Flossmann, die in Richtung bayerischer Pop gehen, stellten eine ganz neue Herausforderung für die 30-Jährige dar. "In diesem Dialekt zu singen, war für mich komplettes Neuland", so die Künstlerin. Gesanglich wurde Schröter von den beiden Sängerinnen Irmi Haager und Veronika Zunhammer unterstützt. Insgesamt finden sich auf der online erhältlichen CD zehn Songs.

Für die Zukunft ist neben einem Foto-Shooting für die neue Platte auch ein Videodreh geplant. In dem Musikvideo wird die Sängerin den Song "Zeitschlog" performen. Auch einige Live-Auftritte sollen im Laufe des Jahres folgen. Für März steht ein Auftritt mit Julia Schröters Band Beleza in der "Orangerie" in Freising im Terminkalender - und auch für Pfingsten gibt es schon besondere Pläne. Ihr Bandkollege Michael Flossmann hat sie und den bekannten belgischen Trompeter Joris de Cock zum gemeinsamen Musizieren eingeladen. "Da geht es eher in Richtung Old-School-Jazz, beispielsweise Ella Fitzgerald", sagt sie.

Schröter befürwortet die Erhaltung des "Abseits" und leitet den gleichnamigen Chor

Ein weiteres Projekt, neben ihrer eigenen Musik, ist die Rettung des im Januar 2016 geschlossenen Lokals "Abseits" in Freising. Als stellvertretende Vorsitzende des Abseits-Vereins und Leiterin des Abseits-Chors, der mittlerweile seit fast drei Jahren besteht, ist es ihr wichtig, die Kneipe am Leben zu erhalten. Seit deren Eröffnung gingen Musiker dort immer ein und aus. "Das Abseits ist eine Location, in der Jung und Alt und alle Schichten zusammenkommen, eine bunte Mischung", schwärmt die junge Musikerin. Diese Vielfalt macht sich ebenfalls im Chor bemerkbar: "Einige können noch nicht einmal Noten lesen." Doch darauf kommt es auch gar nicht an. Den Mitgliedern ist es wichtig, insbesondere die kleinen Bühnen zu retten, die von so großer Bedeutung für Nachwuchskünstler sind. Dafür wolle man sich "singend und mit kunstvollem Widerstand gegen das Kneipensterben einsetzen", sagt Schröter. Hierfür wird ein neues Arrangement benötigt, das sie selbst schreiben wird. "Der Chor ist schon ganz heiß darauf", sagt die Leiterin und lacht. Er sei so etwas wie das Maskottchen des Vereins, erklärt sie, da er seit Anfang an da war.

Aktuell warten die Retter des Abseits darauf, ob das Lokal auf Erbpacht verkauft werden kann. "Wir sind sehr zuversichtlich und haben große Hoffnung, dass es klappt", meint Schröter, für die nach einem langen, steinigen Weg das Ziel endlich in greifbare Nähe gerückt ist. Schaut man sich den Weg ihrer Karriere hingegen an, scheint sie ihr Ziel schon erreicht zu haben, denn sie hat das geschafft, wovon andere nur träumen können - sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht.

© SZ vom 16.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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