Für rund 125000 Euro:Iris und Stier auf den Straßen

Spezial-Messfahrzeuge überprüfen den Zustand der Fahrbahnen im Stadtgebiet und ermitteln den Sanierungsbedarf

Kerstin Vogel

- Sie heißen "Iris" und "Stier" und werden in den kommenden Wochen zusammen rund 500 Kilometer auf den Freisinger Straßen zurücklegen: zwei Spezial-Messfahrzeuge der Firma Lehmann und Partner, die Stadträten und Verwaltung wertvolle Erkenntnisse über den Zustand des Freisinger Straßennetzes liefern sollen. 125 000 Euro lässt sich die Stadt diese umfassende Bestandsaufnahme kosten.

In den Augen der Kommunalpolitiker ist das gut investiertes Geld: Mehr als einmal hatten sie sich zuletzt harsche Kritik gefallen lassen müssen, weil die Bürger die Notwendigkeit teurer Straßenausbaumaßnahmen anzweifelten. Mit den Daten, die jetzt durch die Befahrung des insgesamt rund 250 Kilometer langen Straßennetzes gewonnen werden, soll künftig nach objektiv nachvollziehbaren Kriterien entschieden werden können. Außerdem verspricht man sich von der Bestandsaufnahme präzisere Kostenschätzungen für Straßenbaumaßnahmen, wie zweiter Bürgermeister Rudi Schwaiger am Montag bei einer kurzen Präsentation von "Iris" am Marienplatz sagte.

Das weiße Fahrzeug mit dem hübschen Frauennamen ist vollgepackt mit beeindruckender Technik. Fünf hochmoderne GPS-Antennen ermöglichen laut Diplom-Ingenieur Michael Heber jederzeit eine exakte Positionierung des Fahrzeugs. Ein Hodometer am linken Hinterrad, das ständig nachjustiert wird, misst exakt die zurückgelegte Strecke, während fünf Kameras laufend die abgefahrenen Straßen fotografieren - etwa alle drei Meter ein Foto. Gespeichert werden diese auf Festplatten in einer kleinen Rechenzentrale des Sprinters - der Kleintransporter könnte auf den ersten Blick auch einem Geheimagenten als Spionagezentrale dienen.

Doch die Objektive der Kameras seien ausschließlich auf die Straße gerichtet, versichert Heber, der die Arbeit seiner Firma vor allem nicht mit der umstrittenen Tätigkeit von Google Streetview verwechselt sehen will: Häuser würden nicht fotografiert, die Bürger müssten sich keine Sorgen um ihre Privatsphäre machen. Auch Schwaiger beteuerte, dass die Stadt die gewonnenen Daten ausschließlich intern verwende.

Rund 300 000 Fotos werden Lehmann und Partner in der zwei bis drei Wochen dauernden Befahrung von den Freisinger Straßen anfertigen. Anschließend wird das Straßennetz anhand der Bilder exakt vermessen. Zu dem Informationspaket, das die Stadt von ihren neuen Straßengutachtern erhält, gehören außerdem auch noch die Daten, die "Stier" in einer zweiten Befahrung des Netzes sammelt. Mit einem vom Fraunhofer-Institut entwickelten Laserscanner erfasst dieses zweite Messfahrzeug den Straßenzustand - und zwar bei voller Fahrt, wie Heber nicht ohne Stolz berichtet. Bei bis zu 70 Stundenkilometern Tempo setze das Fahrzeug auf einer Breite von vier Metern alle fünf Millimeter sowie alle zwei Zentimeter in Fahrtrichtung einen Messpunkt - und vervollständige damit die Analyse der Freisinger Straßen. Karten, Daten und Fotos sollen nach Abschluss der Arbeiten in den Besitz der Stadt übergehen, so Heber.

Zu d en Bürgern, die diese Zustandserfassung mit Spannung erwarten, dürften unter anderem die Haindlfinger gehören. Hier plant die Stadt den Ausbau von Erlauer und Gartener Straße. Die Dorfbewohner selber halten das für überflüssig und haben ihren Protest zuletzt auch im Planungsausschuss des Stadtrats zum Ausdruck gebracht. Ergebnis: Der Ausschuss vertagte die Entscheidung, bis die jetzt gestartete Erfassung des Straßennetzes samt Auswertung vorliegt.

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