Für die Freisinger Nordostumfahrung:Massive Rodungen notwendig

Bruck: Baumfrevel am Engelsberg

Seit dem 16. Januar wird bei Erlau massiv gerodet - als Vorbereitung für die Bauarbeiten an der Freisinger Nordostumfahrung (Symbolbild).

(Foto: Johannes Simon)

Bei Erlau muss eine breite Schneise in den Wald geschlagen werden. Die Bauarbeiten an der 4,2 Kilometer langen Trasse selbst werden frühestens im September beginnen.

Von Gudrun Regelein und Alexandra Vettori, Landkreis

Seit dem 16. Januar laufen bei Erlau massive Rodungen für die Freisinger Nordostumfahrung. Insgesamt drei Hektar werden hier in den nächsten beiden Wochen abgeholzt: Sträucher und einzelne Bäume auf der Ostseite der B 301, der Großteil aber im Wald. 30 bis 40 Meter breit wird die Schneise, die hier Richtung Süden geschlagen wird. Der Eingriff sei wegen der Topografie des sehr hügeligen Geländes dort nötig, sagt Thomas Gottschalk, einer der beiden Projektleiter im Staatlichen Bauamt, das für den Bau zuständig ist.

"Da sind tiefe Abhänge und die Straße wird in einem Einschnitt verlaufen, deshalb müssen wir auch die Böschungen frei machen", so Gottschalk. Dass die Schneise so breit wird, sei dem geplanten Knotenpunkt geschuldet. Dort wird künftig ein Kreisel am Südrand der Ortschaft je eine Abzweigung nach Freising und nach Marzling regeln. "Aber wenn alles fertig ist, wird wieder viel gepflanzt", verspricht Gottschalk. Bis dahin allerdings müssen sich Naturfreunde auf harte Bilder und Autofahrer auf kurzzeitige Behinderungen wegen des Abtransports der Baumstämme und Gehölze einrichten.

Bis Ende 2020 soll die 4,2 Kilometer lange Nordostumfahrung fertig werden

Am 4. Oktober 2016 fand der erste Spatenstich für die neue Nordostumfahrung statt, die künftig Erlau und Marzling verbinden wird. Bis Ende 2020 soll der 4,2 Kilometer lange und knapp 30 Millionen teure Abschnitt der Bundesstraße B 301 fertig sein. Mit der Trasse will man den überregionalen Durchgangsverkehr vor Freising abfangen, neben der Westtangente handelt es sich um das zweitgrößte Straßenbauprojekt im Landkreis. Unumstritten ist es aber bis heute nicht: Erlau beispielsweise, durch das schon jetzt sehr viel Verkehr fließt, bleibt auch in Zukunft Durchfahrtsort. Mit der neuen Trasse werde alles sogar noch schlimmer, befürchten viele Erlauer.

Mit dem Straßenbau in diesem Bereich wird laut Thomas Gottschalk frühestens im September begonnen. Dass die Rodungen schon jetzt stattfinden, hat mit dem Vogelschutz zu tun. Außerdem muss für die Straße auch die Fernwärmeleitung zwischen dem Heizkraftwerk Zolling und dem Flughafen ein Stück verrückt werden, das geschieht im Laufe des Jahres. Ebenfalls verlegt werden Gas-, Telekommunikations- und Stromleitungen.

Wenn der Oberboden abgeschoben ist, rücken allerdings zuerst die Archäologen an, schließlich handelt es sich bei dem Areal um Erlau um "Verdachtsflächen". Thomas Gottschalk glaubt aber nicht, dass zeitraubende Ausgrabungen die Arbeiten ausbremsen werden: "Bis jetzt haben wir noch gar nichts gefunden." Die Baumaßnahme rund um Erlau ist in drei Abschnitte aufgeteilt, in den Südanschluss, der bei der Ortschaft Ast mit einer Brücke endet, zwei Brücken kurz vor Erlau und den Knotenpunkt "Nordanschluss" bei Erlau.

Bei Marzling gab es bereits im vergangenen Oktober massive Rodungen. Eine Brücke wurde erweitert, außerdem wurden die Querrampen abgeholzt, neue Spundwände geschlagen und Umfahrungen für zwei weitere Brücken gebaut. "Wenn alles klappt, können wir hier im Februar den Verkehr auf die Behelfsumfahrungen leiten", so Gottschalk. Auf jeden Fall werde es bei Marzling in diesem Jahr "verstärkte Erdbauarbeiten" geben, denn schon von Anfang Februar an werden die Dämme für die neuen Brücken geschüttet.

Die Anwohner haben sich bisher nicht beschwert, sagt der Marzlinger Bürgermeister

Bislang habe es von Bürgern keine Beschwerden gegeben, sagt der Marzlinger Bürgermeister Dieter Werner. Zwar seien die Unterführung nach Freising und die Straße nach Tuching gesperrt gewesen, aber nur für einige Tage. Und natürlich seien die Straßen öfter verdreckt, würden aber von der Baufirma gründlich gereinigt. "Für uns war es bislang zu händeln", so Werner. Wenn nun die riesigen Erdbewegungen anstünden, komme es wahrscheinlich zu längeren Sperrungen, befürchtet er.

Bei dem auch von Marzling geforderten vierspurigen Ausbau für den Abschnitt der neuen B 301 zwischen Ast und dem Autobahnanschluss Freising Ost habe sich nichts getan, kritisiert Werner. Bislang ist nur eine zweispurige Straße vorgesehen. Die vier Spuren seien zwar im Bundesverkehrswegeplan in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden, würden aber in den kommenden Jahren sicher nicht realisiert, befürchtet Werner: "Das heißt, wenn überhaupt, dann erst, wenn die Nordostumfahrung fertig ist. Dann können wir mit dem Bauen von vorne anfangen."

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