Süddeutsche Zeitung

Für den nächsten Fasching:Bitte lächeln

Insbesondere die jüngeren Bewerber beim Gardecasting der Freisinger Narrhalla wirken noch etwas verkrampft

Regina Bluhme

"Schupp! Wumm!", ruft Trainer Jonathan Bartek seine Anweisungen durch den Saal der Tanzschule TWS-Move. An der Decke glänzt eine silberne Disco-Kugel, darunter wärmen sich die Kandidaten fürs Casting auf. Sie bewerben sich für die Garde der Narrhalla Freising und wollen jetzt mal zeigen, was sie drauf haben. Und das alles unter den Augen des künftigen Oberbürgermeisters Tobias Eschenbacher. Am Schluss gibt es nur zufriedene Gesichter. Philipp schlägt sich bestens. Er ist der einzige männliche Kandidat für die Teenie-Garde. Seine fünf weiblichen Mitbewerber legen sich aber auch mächtig ins Zeug. Jonathan Bartek hat mit ihnen eine kurze Choreographie einstudiert, jetzt tanzen die Teenager vor der Jury. Sie besteht aus Narrhalla-Präsident Marcus Senger, Tanzlehrerin Monika Riesch, dem Narrhalla-Prinzen Mike Pollard und Tobias Eschenbacher.

Die vier Juroren beschriften eifrig ihre grün-türkisfarbenen Bewertungsbögen. Dort sollen sie Noten von 1 bis 6 vergeben für "Rhythmusgefühl, tänzerische Ausführung, Bewegungsausstrahlung und Gruppengefühl". Kurz bespricht sich die Jury, dann folgt das Urteil: Alle werden aufgenommen. "Cool!", lautet der Kommentar der atemlosen jungen Tänzer.

Man hat gemerkt, dass es Euch Spaß macht. Es ist bei jedem Potential nach oben da", sagt Präsident Senger. Monika Riesch weist auf das Lampenfieber und die kurze Vorbereitungszeit hin und dafür sei es sehr gut gelaufen. "Großes Lob, aber Ihr müsst mehr lächeln", vermerkt Mike Pollard. "Wenn ich mich als Maßstab nehme, dann muss ich Euch alle gut benoten", verrät Eschenbacher schmunzelnd. Allerdings: "Note 1 war nicht dabei." Dann noch ein Tipp vom künftigen OB: "Bemüht Euch, noch ein bisserl mehr Spaß nach Außen zu zeigen."

Neben dem Spaß am Tanzen müssten die Gardetänzer auch Zeit mitbringen. Das werde langsam zum Problem, berichtet Monika Riesch. Seit acht Jahren werde es zunehmend schwieriger, Nachwuchs zu finden. "Schule, Ausbildung, Beruf" ließen sich immer weniger mit dem Hobby verbinden. Anfangs werde einmal die Woche geprobt, in der Hochzeit des Faschings dann schon mal zwei bis drei Mal, berichtet Gardebetreuerin Bettina Neumair. Und am eigentlichen Faschingswochenende seien die Tänzer von morgens bis abends unterwegs. "Ein Faschings-Fan muss man schon sein, aber dafür haben wir auch immer ganz viel Spaß", berichtet Bettina Neumair.

Nach kurzer Pause sind die Kandidaten für die große Garde ab 18 Jahren dran. Diesmal treten acht Frauen mit der männlichen Verstärkung Alex an. Tanzlehrerin Daniela Baier übernimmt das Aufwärmen. Erste Dehnübungen, Fuß auf der Schulter des Nachbarn: hier sind durchaus Profis am Werk. Es wird gelacht und gescherzt, die Tänzer sind mit Freude dabei. Dann übernimmt Tanzlehrer Jonathan Bartek. Jetzt wummern die Bässe. Mit "Bumm. Bumm. Zack!" treibt er die Tänzer an, die mit Drehungen und Sprüngen ganz schön ins Schwitzen kommen.

Nach einer Stunde ist die Jury wieder dran. Wieder haben es alle Kandidaten in die Garde geschafft. Das Urteil fällt einhellig aus: "Gut war´s" (Markus Senger), "Super-Cool" (Mike Pollard), "Toll gemacht" (Monika Riesch), "Bin beeindruckt" (Tobias Eschenbacher). Tanzlehrer Jonathan sagt: "Mir hat´s gefallen. Das ist eine sympathische Gruppe". Mit von der Partie ist künftig auch Svenja. Sie wollte schon immer in einer Garde dabei sein, sagt sie, "denn ich bin ein Faschingsfan und tanze gern". Nun hofft sie, dass sie Zeit fürs Training hat. Alex war schon einmal Gardebursche und hätte nichts gegen männliche Verstärkung. Alexandra ist das dritte Jahr dabei. "Ich tanze für mein Leben gern", verrät sie. Außerdem gefallen ihr die Auftritte und die Gemeinschaft: "Wir sind wie eine riesige Familie." Interessenten können sich laut Zweitem Präsident Darius Vasanta noch bei der Narrhalla melden.

Tobias Eschenbacher freut sich jedenfalls jetzt schon auf "die Faschingsbälle im Frühling", wie er gleich zweimal betont. Faschingsbälle im Frühling? Wird nicht Rosenmontag im eher winterlichen Februar gefeiert? Naja, bei den vielen Terminen, die Eschenbacher künftig zu bewältigen hat, kann er sich schon mal vertun. Oder hat sich der neue OB etwa verplappert? Am Ende wird in Freising künftig bis Ende März Fasching gefeiert.

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Quelle:
SZ vom 23.04.2012
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