Führungswechsel:Immer alles im Griff

Führungswechsel: Christian Seiler ist der Nachfolger von Lore Sprickmann Kerkerinck als Leiter des Freisinger Amtsgerichts.

Christian Seiler ist der Nachfolger von Lore Sprickmann Kerkerinck als Leiter des Freisinger Amtsgerichts.

(Foto: Marco Einfeldt)

Lore Sprickmann Kerkerinck war die erste Frau an der Spitze des Freisinger Amtsgerichtes. Künftig überprüft sie als Senatsvorsitzende beim Oberlandesgericht in München gesprochene Urteile

Von Peter Becker, Freising

"Die Bürger sollen sich auf die Freisinger Justiz verlassen können", das versprach am Montagmorgen Christian Seiler, der neue Direktor des Freisinger Amtsgerichts. Schon seit 1. Juni hatte er Lore Sprickmann Kerkerinck in dieser Funktion abgelöst. Nun erfolgte im Sankt-Georgs-Haus die offizielle Amtsübergabe. Eine juristisch historische Stätte, wie der Präsident des Landshuter Landgerichts, Heinz-Peter Mair, der Festgemeinde ins Gedächtnis rief. Denn dort befand sich bis ins 17. Jahrhundert das Freisinger Gefängnis, bevor es in die Fischergasse umzog. Recht gesprochen wurde in dem damaligen Fürstbistum sicher nach dem "Freisinger Gesetzbuch" aus dem 14. Jahrhundert. Dies habe regional gewachsenes Gewohnheitsrecht zusammengefasst, sagte Peter Küspert, Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberlandesgerichts München.

Lore Sprickmann Kerkerinck ist die erste Frau, die im Zuständigkeitsgebiet des Landshuter Landgerichts ein Amtsgericht leitete. Und noch eine Besonderheit gibt es, die Küspert hervorhob. Normalerweise würden bei so einem Anlass in Ehren ergraute Protagonisten in den Ruhestand verabschiedet, sagte der Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs. Bei Lore Sprickmann Kerkerinck handele es sich aber um eine "Richterin mit Leib und Seele". Ihr Wechsel als Senatsvorsitzende zum Oberlandesgericht München sei nichts anderes als ein weiterer Karrieresprung in ihrer Laufbahn. Dort müsse sie jetzt die Urteile der Amtsrichter auf ihre Richtigkeit hin überprüfen, sagte Lore Sprickmann Kerkerinck. Aber da gebe es kaum etwas zu beanstanden.

Mit der Ruhe sei es jetzt vorbei, hatte Lore Sprickmann Kerkerinck jemand vor ihrem Amtsantritt in Freising prophezeit. Zuvor hatte sie an einer Fachhochschule für Rechtspflege doziert. Nun war sie für die Belange von 92 Angestellten verantwortlich. Stets prangerte sie an, dass ihre Behörde personell unterbesetzt sei. Freisings Bürgermeisterin Eva Bönig und Stellvertretender Landrat Robert Scholz erinnerten daran, dass das Amtsgericht fast bis in die letzten Dienstwochen von Lore Sprickmann Kerkerinck hinein eine Baustelle war. Sie habe immerhin die Einweihung der Sicherheitsschleuse am Eingang des Amtsgerichts miterleben dürfen. Scholz erinnerte an ein weiteres Problem, das es für die Amtsgerichtsdirektorin zu meistern galt: die Ankunft der vielen unbegleiteten jungen Flüchtlinge und die damit verbundene Regelung von Vormundschaften.

"Sie hat ihren Betrieb im Griff gehabt", vermittelte Eva Bönig ihren Eindruck. Ihrem Nachfolger Christian Seiler eilt der Ruf voraus, dass er ebenfalls über so großes pädagogisches Geschick verfügt wie seine Vorgängerin. Sein Spezialgebiet ist das Familienrecht. Im Zuständigkeitsbereich des Landgerichts Landshut hat er fast sämtliche Fachbereiche durchlaufen. Seiler hat Bücher veröffentlicht, die Richtern Hilfestellungen bei juristischen Problemen bieten können. Mit den Gepflogenheiten am Freisinger Amtsgericht ist er vertraut, da er dort bereits ausgeholfen hatte.

Seiler sagte in seiner Antrittsrede, er sei nun zum dritten Mal nach Freising gekommen. Dieses mal wohl er länger bleiben als bei seinen Kurzaufenthalten. Er verwies auf die weit über 1000 Verfahren, die in so einem Amtsgericht wie Freising zu bewältigen seien. Dies beziehe sich nicht allein auf die Strafgerichtsbarkeit, die normalerweise mehr im Blickpunkt stehe als etwa Familienangelegenheiten.

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