Coronavirus im Landkreis Freising:Ärzte für Coronatests gesucht

Coronavirus - Abstrich für Coronatest

Auch in Freising kann man seit dem 1. Juli auch ohne Symptome einen kostenlosen Coronatest machen lassen. Einige Einrichtungen und Arztpraxen führen sie jedoch nicht durch (Symbolbild).

(Foto: dpa)

Seit 1. Juli können sich auch Menschen ohne Symptome auf das Coronavirus hin überprüfen lassen - in Freising aber nicht überall, im Klinikum zum Beispiel geht es nicht. Dort gibt es auf der Onkologiestation derweil mehrere Coronafälle.

Von Nadja Tausche, Freising

Kostenlose Coronatests für alle: Das ist in Bayern seit dem 1. Juli Praxis. Auch ohne Symptome kann sich jeder auf Kosten des Freistaats Bayern auf das Virus testen lassen, durchgeführt werden die Tests von den Haus- und Fachärzten in der Region. "Der Start ist allerdings ein wenig verhalten", so der Eindruck von Arzt Michael Haslbeck, der eine Praxis in Kranzberg hat. Viele Menschen hätten wohl Angst, glaubt er, dass der Test positiv ausfalle und sie zwei Wochen in Quarantäne verbringen müssen. Die Teststelle in Marzling und das Freisinger Klinikum beteiligen sich an den freiwilligen Tests derweil nicht.

Das Prozedere läuft so ab, dass sich Interessierte bei einem Haus- oder Facharzt ihrer Wahl melden. Der führe den Test dann selbst durch oder verweise an Kollegen, erklärt Haslbeck, der regionaler Vorstandsbeauftragter bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) ist. Ob sich im Landkreis Freising genügend Ärzte für die Tests finden, muss sich erst noch zeigen: Momentan laufe eine Anfrage, welche Ärzte sich dazu bereit erklären. Einen Zuschuss bekommen diese Ärzte nicht: "Es ist uns einfach wichtig, die Infektionsketten zu unterbrechen", erklärt Haslbeck.

Trotz der freiwilligen Tests sollen Risikogruppen und Menschen mit Symptomen Priorität haben

Besonders wichtig seien dabei Einrichtungen wie Kindergärten und Altenheime. Im Moment wird deshalb abgefragt, welche Ärzte hier sogenannte Reihenuntersuchungen durchführen würden. Die Kassenärztliche Vereinigung gebe die Daten dann an die Gesundheitsämter weiter, so Pressesprecher Axel Heise: "Die organisieren die Reihenuntersuchungen." Trotz der freiwilligen Tests müssen Risikogruppen und Menschen mit Symptomen Priorität haben, so Heise. Deren Tests bezahlen weiterhin die Krankenkassen.

Das Gesundheitsamt Freising ist bei diese freiwilligen Tests nicht involviert. Das sei nicht Aufgabe des Landratsamts, so Kathrin Mariß-Heinrich, Leiterin des Gesundheitsamts Freising: Einschreiten müsse man nur, falls die Tests dazu führen, dass eine Vielzahl neuer Fälle dazu kommt. Denn: "Falls ein positiver Befund vorliegt, beginnt das Gesundheitsamt mit der Ermittlung der Kontaktpersonen, um möglichst schnell eine Ausbreitung zu vermeiden." Auch die Teststelle in Marzling führt keine Tests bei Menschen ohne Symptome durch. Hier werden pro Tag im Durchschnitt noch zehn bis 15 Personen getestet, abgebaut wird die Teststelle vorerst nicht, wie Eva Zimmerhof, Pressesprecherin des Landratsamts, berichtet. Sollte man sich doch irgendwann entschließen, sie abzubauen, könne man sie innerhalb von 24 Stunden wieder aufbauen: "Es ist damit zu rechnen, dass es eine zweite Welle gibt, die Teststelle muss deshalb einsatzbereit bleiben", so Zimmerhof.

Das Klinikum beteiligt sich nicht an den neuen kostenfreien Tests, testet aber jeden Patienten, der neu aufgenommen wird

Auch im Klinikum hält man sich für eine zweite Welle bereit. Mittlerweile laufe dort alles wieder einigermaßen im Normalbetrieb, berichtet Pressesprecher Sascha Alexander: Man könne aber jederzeit wieder hochfahren. So hält das Klinikum den Isolierbereich weiterhin vor, wenn auch mit weniger Betten als zuvor. Aktuell liegen dort vier Patienten, eine mit Corona infizierte Person wird auf der Intensivstation behandelt. Akut sind auf der Onkologiestation Coronafälle aufgetreten. Während sich auch das Klinikum nicht an den Tests von Menschen ohne Symptomen beteiligt, wird jeder Patient getestet, der neu aufgenommen wird - alternativ müsse er ein Attest vorlegen, das nicht älter als drei Tage alt ist und belegt, dass der Patient nicht infiziert sei, so Alexander. Dass die Zahl der Corona-fälle wieder ansteige, da ist sich Alexander sicher: "Wir gehen alle davon aus, dass es im Herbst wieder anzieht", sagt er.

Helfen die freiwilligen Tests, neue Ansteckungen zu vermeiden? Haslbeck glaubt schon: Wenn zum Beispiel der Chef einer Firma infiziert sei, könne man die Mitarbeiter testen, obwohl sie keine Symptome hätten, erklärt er. "Wir hatten anfangs viele Patienten, die um einen Test kämpfen mussten", so Haslbeck, das sei nun anders. Die Kritik, dass die Tests zu einem falschen Sicherheitsgefühl führen, sieht er ein: "So ein Test ist immer eine Momentaufnahme" - Abstand halten und Maske tragen müsse man trotzdem. Und man solle keine Scheu haben, den Hausarzt zu kontaktieren: Auch wenn die Menschen mittlerweile sorglos seien, sei das Coronavirus noch gefährlich, so der Arzt. Wegen einer Warnung der Corona-App der Bundesregierung sei bisher noch niemand in seine Praxis gekommen, Nachfragen gibt es durchaus: 171 Telefonanfragen hat die Kassenärztliche Vereinigung am Mittwoch beantwortet, alle drehten sich um die App und die freiwilligen Coronatests.

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