Inhabergeführte Geschäfte:Von der Garage in die Altstadtgalerie

Inhabergeführte Geschäfte: Mathias Pfefferkornverkauft und vermietetMusikinstrumente undberät seine Kunden.

Mathias Pfefferkornverkauft und vermietetMusikinstrumente undberät seine Kunden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Musikhaus Pfefferkorn blickt auf eine fast 50-jährige Geschichte zurück, doch das Internet hat auch hier große Veränderungen gebracht. Mittlerweile werden sogar Klaviere online gekauft - und es stellt sich die Frage, ob man große Geschäftsräume eigentlich noch braucht.

Von Katharina Aurich, Freising

Alles beginnt 1970 in einer Doppelgarage in Unterschleißheim, als der Klavierbauer Ekkehard Pfefferkorn den Schritt in die Selbständigkeit wagt. Auf engstem Raum repariert er Tasteninstrumente, übernimmt den Konzertdienst für Veranstaltungen und stimmt Klaviere und Flügel für einen rasch wachsenden Kundenstamm. Inzwischen ist aus diesen kleinen Anfängen und der Leidenschaft für Instrumente das Musikhaus Pfefferkorn in der Freisinger Altstadtgalerie geworden, das heute der Sohn des Gründers, Mathias Pfefferkorn, mit vier Angestellten führt.

Die Veränderungen der Gesellschaft spiegelten sich im Musikhaus wider, denn heute würden die meisten Instrumente online verkauft - im Moment sei die Ukulele der Renner - und die Kunden würden in Mails beraten, schildert Pfefferkorn. Nach wie vor kommen zwar auch Kunden in das 300 Quadratmeter große Geschäft in der Altstadtgalerie, aber Pfefferkorn überlegt, ob solch große Geschäftsräume zu mieten in Zukunft noch sinnvoll ist. Denn den Service für die Kunden, das Reparieren der Klaviere, die Beratung und den Verkauf von Instrumenten von der Gitarre bis zum Saxofon könne man auch ohne Laden anbieten. Rund 120 Mails mit Fragen beantwortet Pfefferkorn täglich, in seiner Datei befinden sich fast 70 000 Kundendaten, und eine Facebookseite hat das Musikgeschäft natürlich auch.

Das Klavier ist nicht mehr so gefragt wie vor 30 Jahren

Musiziert wurde schon immer, früher gehörte es in bürgerlichen Kreisen dazu, dass ein Klavier im Wohnzimmer stand, genauso wie das Bücherregal. Das habe sich verändert, das Tastensegment sei nicht mehr so gefragt wie noch vor 30 Jahren, dagegen gingen Blockflöten oder Gitarren immer, schildert Mathias Pfefferkorn, der selbst Klavierbauer lernte. Während früher in den Familien gemeinsam musiziert worden sei, könnten diese sich heute den Musikunterricht und die Anschaffung eines Instruments oft nicht leisten. Allerdings bestehe die Möglichkeit, ein Instrument zu mieten. Manchmal kämen auch Kunden, die aus Geldnot ihr Instrument verkaufen müssten, erzählt Pfefferkorn.

Pfefferkorn pflegt jahrzehntelange Geschäftsbeziehungen zu Musikinstrumentenherstellern, und meist ordert er 20 bis 30 Stück. So könne er einen guten Preis aushandeln. Zum Beispiel hat er kürzlich in digitale Klaviere investiert, die jetzt einen großen Teil seiner Ausstellungsräume füllen. Tatsächlich verkauften sich diese Instrumente sehr gut, aber ein gewisses Risiko sei natürlich mit der Anschaffung größerer Mengen verbunden, sagt Pfefferkorn. Das Musikgeschäft verleiht auch Instrumente und bietet eine Notenonlinedatenbank an. Wichtig sei, mehrere Standbeine aufzubauen.

Inhabergeführte Geschäfte: Auch Mathias Pfefferkorns Musikhaus macht jedoch das Internet zunehmend Konkurrenz.

Auch Mathias Pfefferkorns Musikhaus macht jedoch das Internet zunehmend Konkurrenz.

(Foto: Marco Einfeldt)

Zuerst wollte Pfefferkorn als Dämmtechniker arbeiten

Schon als kleiner Junge hat Pfefferkorn viel Zeit im Laden seines Vaters an der Heiliggeistgasse verbracht, wohin das wachsende Unternehmen aus der Garage gezogen war, und in dem auch seine Mutter mitarbeitete. Firmengründer Ekkehard Pfefferkorn gab auch Klavierunterricht, unter anderem seinem Sohn, der sich jedoch zunächst für eine Lehre als Dämmtechniker entschied. Als sein Vater einen Lehrling suchte, entschloss sich Mathias Pfefferkorn, in dessen Fußstapfen zu treten und besuchte die Klavier- und Cembalobauerschule in Ludwigsburg - mit Klassenkameraden aus ganz Europa. Das sei ein coole Zeit gewesen, erinnert er sich. Als er in den Betrieb einstieg, war dieser bereits in größeren Räumen gegenüber dem Rathaus untergebracht, wo sich heute ein Buchladen befindet, bevor man dann schließlich 1984 in die Altstadtgalerie umzog.

Seit 27 Jahren ist Mathias Pfefferkorn nun Chef des Musikhauses. Sein Vater sei inzwischen 77 Jahre alt und arbeite noch immer mit, freut sich der Junior. Als Selbstständiger lebe man an sieben Tagen in der Woche für seine Firma, aber er sei froh, das Lebenswerk seines Vaters fortzuführen, und auch seine Schwester stehe mit im Laden. Seine eigene Familie trage das ebenfalls mit, sonst ginge es nicht. Dennoch überlegt Pfefferkorn, wie es mit dem Musikgeschäft weiter gehen könnte. Denn das Kaufverhalten ändere sich und inzwischen würden sogar Klaviere für fünfstellige Beträge online bestellt. Für diese Art Handel benötige man keinen Laden, das funktioniere von überall in der Welt aus. Allerdings falle dann das sinnliche Erleben mit dem Kunden weg, wenn jemand einen Flügel ausprobiere oder wenn er gemeinsam mit ihm in eine Klavierfabrik fahre, um ein Instrument zu testen. Auch diese persönliche Unterstützung gehöre zum Service des Musikhauses, sagt Pfefferkorn, der selbst viele Jahre Klavierunterricht bekam, aber heute keine Zeit mehr zum Spielen hat.

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