Freisinger Tierschutzverein zu Corona-Lockerungen:Erziehung in der Flegelphase fehlt

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Tierschützer Popp fordert, Hundeschulen wieder zu öffnen

Von Kerstin Vogel, Freising

Mit deutlichen Worten hat sich der Vorsitzende des Freisinger Tierschutzvereins, Joseph Popp, jetzt in der Debatte um Corona-Lockerungen positioniert - und zwar mit Blick auf die Hundeschulen.

"Leider mussten wir gestern hören, dass die Hundeschulen im Öffnungskonzept der Regierungen wieder mal nicht berücksichtigt werden", schreibt Popp in einem empörten Brief an Landrat Helmut Petz, die Bürgermeister der am Tierheimbau beteiligten Gemeinden, die Regierung von Oberbayern und den Tierschutzbund. Verständnis habe man dafür nicht mehr.

Mal seien die Hundeschulen in der Corona-Krise als "Freizeitveranstaltung", dann als "Dienstleistungsbetrieb" und zuletzt als "Erwachsenenbildung" eingestuft worden, ärgert sich Popp: "Offenbar haben die Leute, die da entscheiden, keinerlei Kenntnis von dem, was die Hundeschulen für die Allgemeinheit tun und vor allem, welche Auswirkungen das Unterlassen dieser Ausbildung haben wird." Jahrzehntelang habe man als Betreiber eines Tierheims die Hundehalter beschworen, Hundeschulen zu besuchen, nun werde das ohne Not unterbunden, obwohl die Zahl der Hundehalter immens steige, so die Warnung des TSV-Vorsitzenden.

Abgesehen davon, dass die meisten Hundetrainer mit ihrer Arbeit zumindest teilweise ihren Lebensunterhalt bestreiten würden, sei es "vollkommen weltfremd", dass vom 8. März an alles Mögliche auf einer Quadratmeter-Basis - zum Teil sogar in Innenräumen - geöffnet werde, man aber den Hundetrainern verbiete, ihre Arbeit weiterzuführen: trotz riesiger vorhandener Freiflächen und obwohl die Kunden alle Masken tragen und große Abstände schon aus der Schulungssituation heraus einhalten müssten.

Auf dem Hundeplatz des Tierheims gebe es beispielsweise zwei getrennte Ein- und Ausgänge und man habe seit März 2020 einen Hygieneplan, "der niemand interessiert, obwohl er bei den zuständigen Ämtern vorgelegt wurde". Offensichtlich werde nicht nach einer Bewertung des möglichen Infektionsgeschehens bei der Ausübung der Tätigkeit entschieden, sondern aufgrund einer diffusen verwaltungstechnischen Einschätzung derselben, "die sich in einem Jahr schon dreimal geändert hat", kritisiert Popp weiter.

Den unaufschiebbaren Bedarf an geöffneten Hundeschulen könnten alle, die tagtäglich mit den negativen Folgen einer unterlassenen Hundeerziehung konfrontiert seien, bestätigen. Dass in der Corona-Krise allerorts massiv Hunde aus dem In- und Ausland angeschafft würden, sei anhand der Hundesteueranmeldungen nachweisbar, so Popps Warnung: "Da werden die Ordnungsämter, die Polizei, die Rechtsanwälte und die Versicherungen in den nächsten Monaten eine Menge zu tun kriegen, wenn es um Beißvorfälle, Autounfälle mit Hunden oder Sachbeschädigung geht". Außerdem werde man in den Tierheimen viele Hunde aufnehmen müssen, schon jetzt bekomme man ebenso wie die Hundeschulen dauernd Anfragen um Hilfe bei der Hundeerziehung und Bitten um Übernahme von Hunden. Der Tierschutzverein ersuche die örtlichen Politiker daher dringend, "eine Öffnung der Hundeschulen zuzulassen oder darauf an andere Stelle einzuwirken".

© SZ vom 06.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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