Freisinger Tierschützer:Die Finanzlage bleibt schwierig

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Weil das Geld während des Neubaus des Freisinger Tierheims knapp wurde, entstanden vier Außenanlagen und Zwinger weniger als geplant. Das soll jetzt nachgeholt werden. (Foto: Marco Einfeldt)

2020 kann der Tierschutzverein keine Flohmärkte veranstalten, auch das Sommerfest fällt aus. Diese Einnahmen fehlen nun.

Von Laura Dahmer, Freising

Insgesamt ist Joseph Popp positiv gestimmt. Die Stadt Freising und mehrere Gemeinden haben dem Tierheim Zuschüsse zugesagt, auch die Restschulden von 130 000 Euro, auf denen der Tierschutzverein durch den Bau des Tierheims sitzt, werden sie begleichen. Trotzdem sind die Finanzen des Tierschutzvereins weiterhin auf Kante genäht. Bei der jährlichen Mitgliederversammlung, die wegen der Corona-Pandemie statt im April erst vergangenen Freitag stattfinden konnte, legte der Vorstand des Freisinger Tierschutzverein seine Finanzen dar und besprach, wie Tiere und Mitarbeiter die Pandemie und das vergangene Jahr erlebten.

"Wir haben viel Arbeit und viele Tiere, es sind jedes Mal mehr als im Vorjahr", sagt Popp bei der Versammlung im Hofbrauhaus. 407 Tiere nahm das Tierheim 2019 auf, in den Einrichtungen wird es zunehmend eng. Beim Neubau vor zwei Jahren stiegen die Kosten in unerwartete Höhe, der Verein musste daher von geplanten Maßnahmen absehen, unter die Einsparungen fielen auch vier Außenanlagen mit Hundezwingern. Da die finanzielle Lage jetzt besser wird, stimmten die Mitglieder darüber ab, ob das Tierheim weitere Ausbaumaßnahmen vorantreiben soll - und gaben volle Zustimmung.

Popp erzählt außerdem, wie die Mitarbeiter des Tierheims die Pandemie bisher erlebt haben: Das Team wurde in drei Gruppen unterteilt. Zwei wechselten sich im Schichtdienst ab, die dritte hielt sich als Notfallgruppe im Infektionsfall bereit. Die Besuchszeiten wurden ein- und auf terminierte Besuche umgestellt. Diese Maßnahme, so der Vorsitzende, soll die Corona-Zeit überdauern. "Es hat die Tiervermittlung nicht verschlechtert, sondern einfacher gemacht." Denn nur, wer wirkliches Interesse hat, macht einen Termin aus. Für Mitarbeiter und Tiere fällt so die Belastung weg, die der ständige Durchlauf von teils großen Besuchergruppen bedeutet.

Obwohl mit den kommunalen Zuschüssen zukünftig etwa 68 000 Euro mehr in die Kassen des Tierschutzvereins fließen werden, sehen die Finanzen trotzdem recht mau aus: Auf immerhin 1,6 Millionen Euro Vermögen, die sich hauptsächlich aus Grundstücken, Ausstattung und Außenanlagen zusammensetzen, wie Kassiererin Tanja Riedmüller erklärt, kamen 2019 992 000 Euro Schulden.

Auch die Ausgaben des Vereins übersteigen seine Einnahmen: 153 000 Euro an Einnahmen durch Vermittlungs- und Abgabegebühren sowie einen Beitrag, den das neue Reptilienhaus in Neufahrn den Tierschützern gezahlt hat, um die Zufahrt des Tierheimes mit zu nutzen, stehen etwa 226000 Euro an Ausgaben gegenüber. "Die setzen sich vor allem aus Personal- und Arztkosten zusammen", erklärt Riedmüller. 70 Prozent der Tiere, sagt Popp, seien behandlungsbedürftig.

Die Corona-Krise wirft ebenfalls einen Schatten auf die finanzielle Lage: Voraussichtlich wird der Tierschutzverein 2020 keinen einzigen Flohmarkt veranstalten können, auch das Sommerfest fällt aus. "Was mit den Weihnachtsmärkten ist, steht noch in den Sternen", sagt Joseph Popp. "Bei allen diesen Veranstaltungen kommt meist eine fünfstellige Summe zusammen." Außerdem kann der Verein dabei neue Mitglieder werben. Aktuell hat der Tierschutzverein 576 Mitglieder, im vergangenen Jahr kamen 47 neue hinzu.

Trotz aller schwierigeren Finanzthemen bleiben aus dem vergangenen Jahr auch heitere Geschichten zurück. So erklärt Joseph Popp, warum der Tierschutzverein seit geraumer Zeit einen Pferdeanhänger besitzt: Im Februar machte die Polizei am Flughafen München eine ungewöhnliche Entdeckung. Auf Höhe des Besucherhügels lief eine herrenlose Ziege herum. Die Polizisten fingen das Tier ein und meldeten sich beim Freisinger Tierheim. "Als der Anruf kam, hoffte ich inständig, die Ziege stünde auf der Erdinger Seite", erinnert sich Popp lachend.

Denn die Vermittlung eines solchen Tieres sei schwierig, außerdem hat das Tierheim keine passende Unterbringung. Um die Ziege zunächst überhaupt vom Flughafen abholen zu können, musste Joseph Popp eben einen Pferdeanhänger besorgen. Heute nutzt der Verein ihn vor allem zum Futtertransport. Und die Ziege hat mittlerweile einen Platz in einer Münchner Pflegestelle gefunden.

© SZ vom 03.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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