Süddeutsche Zeitung

Freisinger Stadtteil Lerchenfeld:Zu viel Verkehr

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Die Lerchenfelder beklagen sich bei der Bürgerversammlung über Raser in dem Stadtteil. Die sollen zumindest in der Nacht gebremst werden. Auch an der Ismaninger Straße gilt bald eine Tempobeschränkung

Von Johann Kirchberger, Freising

Es waren wieder einmal Verkehrsprobleme, die von den Lerchenfeldern am Dienstagabend bei einer Bürgerversammlung angesprochen wurden. Konkret die Radwegeverbindungen in die Innenstadt und natürlich die von Autos und Lastwagen gefahrenen Geschwindigkeiten. Was die betrifft, sind die Anlieger der Ismaninger Straße fast am Ziel. Wie schon in der Erdinger Straße, darf in wenigen Tagen auch hier in der Nacht von 22 bis 6 Uhr früh nur noch 30 Stundenkilometer gefahren werden. Die Sache sei durch, sagte OB Tobias Eschenbacher, die Schilder bestellt. "Wenn sie da sind, werden sie aufgestellt". Dann werde auch kontrolliert, so der OB. Im städtischen Haushalt seien 200 000 Euro eingeplant für ein neues, neutrales Messfahrzeug ohne Freisinger Nummer sowie für ein fahrzeugunabhängiges Messgerät. Ob als nächstes auch die Querverbindung Falken-, Jagd-, Katharina-Mair-Straße auf 30 km/h beschränkt werde, wie ein Zuhörer sich wünschte, werde man prüfen.

Was aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei, so der OB, sei eine Geschwindigkeitsbeschränkung tagsüber. Die dürfe nur vor Seniorenheimen, Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten eingerichtet werden. Auch nachts sei Tempo 30 keineswegs aus Sicherheitsgründen, sondern nur aus Lärmschutzgründen möglich. Alles andere habe rechtlich keinen Bestand, wenn jemand klage, bekomme er Recht.

Nach wie vor ungeklärt ist, wie die Unterführung am ehemaligen Bahnposten 15 verbessert werden kann. "Das habe ich mir leichter vorgestellt", so der OB. Auf Lerchenfelder Seite sei alles klar, nicht aber auf städtischer Seite. Da mangle es am Platz, die Rampe müsse daher etwas steiler und damit nicht ganz regelkonform ausfallen. Im Bauhof sei derzeit ein Modell zu sehen und man habe auch Kontakt zur Stadt München aufgenommen. "Die habe größere Erfahrungen im Rampenbau als wir". Eschenbacher zeigte sich aber zuversichtlich, "dass wir das hinbekommen". Ob man bis dahin wenigstens die Bleche an den Rampen austauschen könne, weil die bei Nässe unpassierbar seien, wie gesagt wurde, will der OB prüfen lassen.

Anders sieht das bei den zwei kleineren Unterführungen zum Fürstendamm und zur Sonnenstraße aus. Die Absperrungen dort seien so eng, dass man ein Lastenfahrrad nicht durchschieben könne, wurde geklagt. Ob man die Durchgänge nicht etwas verbreitern könne? Seitens der Stadt nicht, entgegnete der OB, die gehörten der Bahn. Mit der zu verhandeln sei schwierig. Als Beispiel nannte Eschenbacher den Steg von der Parkstraße zum P+R-Platz. Die Stadt habe die Bahn darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Steg nicht mehr verkehrssicher sei. Statt ihn zu sanieren, habe die Bahn ihn gesperrt. Moniert wurde auch, dass der Tunnel vom Busbahnhof zum P+R-Platz nur über Treppen zu erreichen sei. Gleiches Problem, so der OB, auch der gehöre der Bahn.

Nicht so einfach zu realisieren sei auch der vor Jahren gemachte Vorschlag, eine Verbindung von den Clemensängern entlang der A92 bis zum Autobahnzubringer zu schaffen, sagte Eschenbacher. Der Vorschlag sei noch nicht vom Tisch, müsse aber nochmals geprüft werden. Von den Stadtwerken geprüft werden soll eine Beschwerde, wonach ein Busfahrer eine Rollstuhlfahrerin nicht mitgenommen haben soll. Der OB versprach auch, die auf der Ismaninger Straße fahrenden Lastwagen noch einmal zählen zu lassen und zu versuchen, die Parksituation rund um das Schwimmbad durch den Einsatz von Kontrolleuren auch am Wochenende in den Griff zu bekommen. Auch die Polizei machte eine Zusage und versprach, verstärkt auf Radfahrer zu achten, "die vorne und hinten kein Licht haben und auch noch dunkel gekleidet sind".

Noch nicht gelöst ist die geplante Fortführung der Westtangente nach der Schlüterbrücke. Der vom Landkreis angedachte Turbokreisel kommt wohl eher nicht. Er wünsche sich den Bau einer zweiten Brücke, so der OB, dann könnten auch Geh- und Radwege angelegt werden. Problem: Starke Eingriffe in ein FFH-Gebiet. Gleiches gilt auch für den Isarsteg zwischen der Savoyer Au und dem Seilerbrückl.

Kein Verkehrs- sondern ein tierisches Problem ist möglicherweise der Stausee, der sich hinter der neuen Realschule gebildet hat. Dort steht seit einem Jahr eine Wiese samt dort vorhandener Bäume einen halben Meter unter Wasser, wurde geklagt. Einige Bäume entlang des Schwimmbadgrabens seien schon abgestorben. "Das ist der Biber", meinte dazu Stadtrat Anton Frankl. Der OB wusste dann auch, dass von da bis zum Pförreraugraben 25 Biberbauten gezählt worden seien. Zuständig dafür sei das Freisinger Landratsamt, die Stadt sei dort bereits vorstellig geworden.

Wann denn das Kino in den Schlüterhallen komme, wurde gefragt. Seit Monaten stehe dort "coming soon". Er hoffe "soon", sagte der Freisinger Oberbürgermeister berichtete von kartellrechtlichen Schwierigkeiten, weil der größte Kinobetreiber Deutschlands den zweitgrößten kaufen wollte. Da aber erst kürzlich dem Bauausschuss ein Tekturantrag vorgelegt worden sei, hoffe er darauf, "dass jetzt was vorwärts geht".

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Quelle:
SZ vom 07.11.2019
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