Freisinger Stadtrat:Opfer des Wählerwillens

Einige altgediente Kommunalpolitiker verpassen den erneuten Sprung ins Freisinger Rathaus

Von Kerstin Vogel

Freisinger Stadtrat: Nur ein Test: Falsche Balken auf dem Smartphone.

Nur ein Test: Falsche Balken auf dem Smartphone.

(Foto: Marco Einfeldt)

Rosi Eberhard, Fraktionssprecherin der Grünen, musste an diesem Wahlabend lange zittern. Am Ende schaffte sie es mit 3769 Stimmen noch, den neunten Sitz ihrer Fraktion zu ergattern. Für ihren langjährigen Kollegen Helmut Fischer reichte es mit 3717 Stimmen nicht mehr. "Schuld" war in seinem Fall wohl die Grünen-Landratskandidatin Birgit Mooser-Niefanger, die in Freising offenbar einen wirklich guten Wahlkampf abgeliefert hat: Sie holte in der Stadt nicht nur die meisten Stimmen bei der Landratswahl, sondern wurde auf der Stadtrats-Liste auch von Platz 17 auf die Sieben vorgehäufelt.

Fischer ist nicht das einzige "prominente" Opfer, das der Wählerwille am Sonntag gefordert hat. Weil die ÖDP einen Sitz verlor, wird Helmut Priller nicht mehr im Stadtrat sitzen; bei der SPD erwischte es Birgit Großkopf und Hubert Schwarzer, weil statt der erwarteten sechs Sitze nur noch vier zur Verfügung stehen. Und auch die beiden "Überläufer", Christoph Bauer und Adelheid Nast, die von den Grünen zur SPD gewechselt waren, hatten auf ihrer neuen Liste kein Glück: Bauer landete am Ende auf Platz 7, Nast auf der 10. Umgekehrt hat Stadträtin Eva Bönig ihr Wechsel von der SPD zu den Grünen nicht geschadet - im Gegenteil: Sie wurde von Platz 3 auf Platz 1 der Liste vorgehäufelt und erzielte mit gut 9250 Stimmen das beste Ergebnis aller Freisinger Stadtrats-Kandidaten.

Wie man als neue Wählerliste alles richtig macht, hat die Freisinger Mitte in den vergangenen Wochen und Monaten demonstriert. Offenbar kam nicht nur der gut durchgestylte und sehr professionelle Wahlkampf bei den Freisingern an, sondern auch die Mischung aus "altgedienten" und jungen Neu-Politikern auf der Stadtratsliste. Zumindest hat man nicht den Fehler wiederholt, den der "Freisinger Block" vor vielen Jahren - ebenfalls nach einer Abspaltung aus der CSU - gemacht hat: Damals setzte man zu lang auf immer dieselben Köpfe und verschwand alsbald wieder in der Bedeutungslosigkeit.

Dass junge Leute auf der Liste nicht zwingend Erfolg bedeuten, hat man dagegen bei den Freien Wählern feststellen müssen. Zwar brachten Kandidaten wie Paul Cyron oder Thomas Tafelmaier durchaus Schwung in den Wahlkampf, dass am Ende aber nur fünf Stadtratssitze für die Freien Wähler übrig blieben, konnten sie auch nicht verhindern. In Robert Weller schaffte es zumindest ein neues FW-Gesicht in den Stadtrat - was schon am nächsten Tag bei Facebook nachzulesen war: Weller änderte seinen Seitennamen flugs von "Euer Kandidat für den Stadtrat" in "Euer Stadtrat". Prominentes Opfer auf dieser Liste: Ernst Berg, dem weder sein Engagement für ein Freisinger Schulkonzept noch der aussichtsreiche Listenplatz 2 erneut ein Mandat verschafften.

Mittlerweile irgendwie für den Stadtrat "gesetzt" sind offenbar die FDP-Stadträtin Anna-Maria Sahlmüller und die beiden Linken Guido Hoyer und Eckhardt Kaiser, während eine andere schillernde Persönlichkeit der Freisinger Politszene auch weiterhin außerparlamentarisch wird agieren müssen: Wolfgang Reinhardt, bekanntester Streiter wider die Westtangente, wurde auf der ÖDP-Liste zwar von Platz acht auf die Fünf vorgewählt. Gereicht hat das am Ende aber nicht.

C SU: Rudi Schwaiger, Hubert Hierl, Josef Schrädler, Peter Geiger, Thomas Ottowa, Susanne Nerb. SPD: Heidi Kammler, Norbert Gmeiner, Peter Warlimont, Helmut Weinzierl. Grüne: Eva Bönig, Sebastian Habermeyer, Waltraud Heinlein-Zischgl, Jürgen Maguhn, Manfred Drobny, Charly Reitsam, Birgit Mooser-Niefanger, Wolfgang Rath, Rosemarie Eberhard. FW: Benno Zierer, Karl-Heinz Freitag, Richard Grimm, Robert Weller, Johanna Hiergeist. ÖDP: Ulrich Vogl, Monika Hobmair. Linke: Eckhardt Kaiser, Guido Hoyer. FDP: Anna-Maria Sahlmüller. Freisinger Mitte: Johann Hölzl, Maria Lintl, Reinhard Fiedler, Monika Riesch, Anton Frankl, Ricarda Schindler, Katrin Stockheim, Christian Dobler, Franz Bernack, Monika Schwind, Thomas Bauer.

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