Freisinger Stadtrat:Ohrfeige für CSU und SPD

Lesezeit: 2 Min.

Etablierte Parteien verlieren in Bürgermeister- und Stadtratswahl

Kommentar von Kerstin Vogel

The winner takes it all" heißt ein bekannter Titel der alten schwedischen Popgruppe Abba, und die Zeile in dem Song geht - frei übersetzt - weiter mit der Erkenntnis, dass der Verlierer klein daneben steht (the loser's standing small). Wie klein man nach so einer Niederlage wirklich da stehen kann, das haben die früheren Volksparteien bei dieser Kommunalwahl in der Stadt Freising nun einmal mehr auf die harte Tour erfahren.

Nachdem Amtsinhaber Tobias Eschenbacher (65,5 Prozent) und die Bewerberin der Grünen, Susanne Günther (16,4 Prozent) schon bei der OB-Wahl relativ wenig vom Kuchen für die Bewerber der anderen Parteien übrig gelassen hatten, mussten vor allem CSU und SPD auch bei der Stadtratswahl gehörig Federn lassen. Beide blieben noch einmal deutlich unter dem ohnehin schon schlechten Ergebnis von 2014 - die CSU im Freisinger Stadtrat ist nur mit Mühe überhaupt noch zweistellig. Hier nun schon das Wort von der Splitterpartei in den Mund zu nehmen, wäre vielleicht verfehlt - aber eine ordentliche Ohrfeige von den Wählerinnen und Wählern ist das schon.

Tatsächlich hat die ÖDP mit drei Sitzen nun genauso viel Gewicht im Stadtrat wie die SPD, die CSU reiht sich mit vier Stadträten noch hinter den Freien Wählern ein, die - vielleicht wegen des von vielen kritisierten Moratoriums zur dritten Startbahn, vielleicht aber auch wegen des Verzichts auf einen eigenen OB-Kandidaten - ihr Ergebnis von 2014 zwar in etwa halten konnten, damit aber sicher auch hinter ihren eigenen Ansprüchen zurückgeblieben sind.

Für die SPD möchte es einem fast ein wenig leid tun, sie hat eigentlich einen guten Wahlkampf mit vielen richtigen Themen geführt, doch irgendwie scheinen es die Genossen dem Wähler einfach nicht recht machen zu können. Die CSU dagegen hat möglicherweise auch ein bisschen die Quittung bekommen, für einen lustlosen und fast schon resigniert wirkenden Wahlkampf, dem die sporadisch eingeladene Prominenz auch kaum Glanz verleihen konnte. Der Ausgang der Stadtratswahl jedenfalls zeigt, dass die Freisinger die "Konsenspolitik" der Freisinger Mitte fortgesetzt sehen wollen - ergänzt um ein starkes "grünes Gewissen".

Was sie zum Glück nur zu einem ganz kleinen Prozentsatz wollen, ist - auch das hat diese Stadtratswahl wie schon die OB-Wahl eindeutig gezeigt - das hetzerische Störfeuer der so genannten Alternative für Deutschland. Mit gerade einmal einem künftigen Stadtrat stehen die Rechtsaußen nun tatsächlich auch ziemlich klein da und werden in den nächsten sechs Jahren in der Stadt Freising kaum Schaden anrichten können.

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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